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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Wohnzimmer nimmt viel Zeit in Anspruch. Etliche Schubladen sind verschlossen und müssen geöffnet werden, ehe ich sie durchsuchen kann. Erst muss ich die Schlüssel finden. Das dauert einige Stunden und ergibt nichts von Interesse außer zwei Schachteln Kondome (Marke Tapto), die aus für mich unbekannten Gründen in dem Empiresekretär aufbewahrt werden. Papa hat es nicht leicht, denke ich. Ich mache eine Pause, um mir in der Küche ein Butterbrot und ein Bier zu genehmigen. Eine richtige Haussuchung führt man nicht mit leerem Magen durch, und sobald der Blutzuckerpegel sinkt, besteht die Gefahr, dass man zu schlampen beginnt.
    Übrig sind das Schlafzimmer meiner Eltern, zwei große Kleiderkammern sowie ein Gang zwischen Schlafzimmer und Diele. Auf dem Fußboden der linken Kleiderkammer steht der Tresor meiner Mutter. Ein kleineres Fußbodenmodell. Das weiß ich bereits, weil ich meinem Vater einige Jahre zuvor geholfen habe, ihn im Fußboden zu verankern. Jetzt steht er da, ganz hinten in der Kleiderkammer, versteckt hinter einer Menge Kartons, Mamas Schuhregal und einer Stange mit allen ihren Kleidern, Kostümen und Mänteln.
    Mehr der Ordnung halber drücke ich den Griff des Tresors. Er ist, wie bei Mama zu erwarten, abgeschlossen. Bevor sie in den Kolonialwarenladen eine Straße weiter geht, überzeugt sie sich mehrere Male, dass die Wohnungstür auch wirklich abgeschlossen ist.
    Den Schlüssel finde ich beim ersten Versuch. Typisch Mama, denke ich. Er hängt an einem kleinen Magneten, der unter der Platte ihres Nachtschränkchens hinter der Leiste über der obersten Schublade festgeschraubt ist. Sogar die vollkommen bescheuerten Gehilfen Frans Briljant und Tomten Larsson des Schurken Ville Vessla, des Widersachers von Meisterdetektiv Ture Sventon, hätten ihn innerhalb einer Viertelstunde gefunden, und so viel Grips, ein Haar an die Tür des Tresors zu kleben, hat sie auch nicht. Ein kleiner Zettel, der einen verraten könnte, kleiner als der Nagel des kleinen Fingers meiner Schwester, der herabfällt, sobald man die Tür öffnet, fehlt ebenfalls.
    Ich stelle einen Stuhl in die Kleiderkammer, sorge für gute Beleuchtung und nehme mir viel Zeit, um nach und nach alle ihre Geheimnisse aufzudecken. Ein Gefühl der Ehrfurcht erfüllt meine Brust, als ich den Schlüssel umdrehe, den Griff herabdrücke und die Tür des Tresors öffne.
    Ich muss sie unterschätzt haben, denke ich. Das Einzige, was dort liegt, sind zwei Sparbücher der Vette Sparbank in Strömstad. Eines auf meinen Namen, das andere auf meine Schwester. Meine Mutter hat für uns sowohl Geld eingezahlt als auch abgehoben. Unsere Konten hat sie in jenem Sommer eröffnet, in dem wir das Haus in Hogdal kauften. Der Kontostand ist noch derselbe wie damals, gute hundert Kronen plus Zinsen. Außerdem gibt es noch einen Umschlag mit Prämienobligationen im Gesamtwert von zweitausend Kronen.
    Etwas stimmt nicht, denke ich. Die Existenz eines Bankschließfachs will ich gar nicht erst erwägen. Das ist irgendwie nicht Mamas Ding, ich muss mich also anderweitig behelfen. Ich muss mich in ihre Lage versetzen, denke ich. Was würde ich an ihrer Stelle tun?
    Meine Mutter redet über drei Dinge. Mehr als die Hälfte von allem, was sie überhaupt sagt, sobald sie den Mund öffnet, handelt von Krankheiten, hauptsächlich ihren eigenen. Die übrige Zeit widmet sie teils den Menschen, die sie aus verschiedenen Gründen nicht leiden kann, teils Betrachtungen über Geld. Wie wichtig es sei zu sparen und weniger auszugeben, das ständige Bedürfnis, für schlechtere Zeiten vorzusorgen, wie wir zurechtkommen sollen, falls Papa arbeitslos wird. Geld, Geld, Geld. So redet niemand, dessen gesammeltes Vermögen zweitausend Kronen in Prämienobligationen und zwei Sparbücher mit zweihundert Kronen beträgt. Noch dazu auf den Konten ihrer Kinder.
    Vor mir sehe ich bereits Großvaters Brieftasche, dick wie ein kleines Weihnachtsschwein, und in diesem Augenblick begreife ich auch, welche Funktion Mamas Tresor hat. Falls das Schlimmste passieren würde und Räuber Papa und sie mitten in der Nacht überfielen, dann wäre der Inhalt des Tresors ihre Beute.
    Ich verbringe die halbe Nacht damit, alles andere zu durchsuchen, was sich in Mamas und Papas Kleiderkammern befindet, und erst in den frühen Morgenstunden bin ich fertig. Da habe ich etwa zehn Sparbücher und einen Ausweis für ein Aktiendepot auf Mamas Namen bei der Stockholms Enskilda Bank gefunden sowie einen größeren Packen

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