Der Professor
und Passwort verlangte. Wolfe tippte das hinlänglich bekannte »Psychoprof«, gefolgt von »Jennifer«, ein.
»Also, wenn das nicht interessant ist …«, sagte Wolfe.
»Was denn?«
»Da kennt sich jemand verdammt gut im Internet aus. Würde mich nicht wundern, wenn ein Hacker allererster Güte bei dieser Site mitmischt.«
»Mister Wolfe, geht das bitte ein bisschen genauer?«
Wolfe seufzte. »Sehen Sie sich das an«, sagte er. »Die IP -Adresse wechselt. Allerdings nicht allzu häufig …«
»Was?«
»Es ist möglich, die IP -Adresse zu verlagern, besonders wenn man sie durch Server-Systeme in Fernost oder in Osteuropa jagt; da sind sie sehr schwer zurückzuverfolgen, weil sie Aktivitäten jenseits der Legalität bedienen. Natürlich entsteht dabei das Problem, dass man sozusagen die elektronische Alarmanlage auslöst, im Vordergrund, Professor. Wenn man seine Site so einrichtet, dass die IP -Adresse alle zwei, drei Minuten wechselt, also, dann ist natürlich jedem Typen von Interpol – und sowieso deren Computern – sonnenklar, dass da jemand etwas Übles ausheckt, was sie neugierig macht. Und ehe sie wissen, wie ihnen geschieht, haben sie mit ihrer Porno-Site das FBI und die CIA und den MI -6 und den deutschen oder französischen Nachrichtendienst am Hals. Das wollen sie natürlich nicht. Ganz und gar nicht, besten Dank!«
»Also …«
»Derjenige, der diese Site hier eingerichtet hat, wusste das offenbar. Also beschränkt er sich auf ein halbes Dutzend Server. Sehen Sie mal, er springt zwischen denen hin und her.«
»Was hat das zu bedeuten?«
»Das bedeutet ein ausgefuchstes Rückzugsmanöver. Und ich tippe mal, wenn Sie zu allen eine GPS -Suche durchführen, stoßen Sie auf eine leere Wohnung in Prag oder in Bangkok. Aber seine Hauptsendezentrale hat er woanders. Wenn es hier um Terroristen ginge, würde es die Cops – oder ein paar Typen von der Delta Force, die für die CIA arbeiten – durchaus einige Zeit kosten, rauszukriegen, wo sie sich wirklich verstecken, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Adrian betrachtete den Bildschirm.
Wo sie sich wirklich verstecken.
Er fand den Sexualstraftäter erstaunlich eloquent. »Sind irgendwelche von diesen IP -Adressen hier in den Staaten?«, fragte er.
Wolfe lächelte. »Ah«, sagte er langsam. »Endlich hat’s beim Professor gefunkt.« Er spielte weiter auf seiner Klaviatur. »Ja«, sagte er. »Zwei. Eine in …«, er zögerte, »Austin, Texas. Die kenne ich. Das ist ein großer Pornographie-Server, mit x ›Watch me‹-Webcam-Sites und ebenso vielen von der Sorte ›Stelle dich und deine Freundin beim Vögeln ein‹. Mal sehen, wo die andere gelistet ist …« Nach ein paar weiteren Tastenklicks sagte er: »Also, das haut mich um.« Adrian starrte auf die GPS -Koordinaten, die der Computer gefunden hatte. »Das ist ein Kabelnetz in Neuengland«, sagte Wolfe.
Adrian überlegte einen Moment und fragte dann ganz ruhig: »Und wo ist das, Mister Wolfe?«
Ein Schnellfeuerklicken erfüllte den Raum. Das Bild wechselte, und weitere GPS -Informationen trafen ein. »Also, wenn Sie wissen wollen, von wo aus Whatcomesnext.com ins Internet sendet, bekommen Sie von diesem Programm die Antwort.«
Nach einer Weile erschien eine weitere GPS -Ortung auf dem Computer. Adrian starrte darauf und prägte sich die Zahlen ein.
Bring sie nicht durcheinander,
schärfte er sich ein.
Vergiss sie nicht. Zeig ihm nichts.
»Hab ich mir meine zwanzig Riesen verdient?«, fragte Wolfe. »Es ist nämlich ziemlich spät.«
»Ich weiß nicht, Mister Wolfe«, log Adrian. »Das Ganze ist faszinierend. Ich bin beeindruckt. Aber ich stimme Ihnen zu. Es ist schon sehr spät, und, na ja, ich bin nicht mehr der Jüngste. Ich schaue morgen vorbei, und wir machen weiter.«
»Das Geld, Professor.«
»Ich muss erst sicher sein.«
Wolfe tippte wieder, und erneut erschien das Mädchen mit der schwarzen Haube vor ihnen. Beide Männer starrten hin. Sie wechselte die Stellung, indem sie die Beine anzog, als ob sie fröstelte.
Wolfe rutschte ein wenig unruhig hin und her, als sei er besorgt, dass ihm eines von zwei Dingen, die er zugleich im Auge hatte, entwischen könnte. Adrian kam zu dem Schluss, dass er einfach weiterlügen sollte, auch wenn er wusste, dass Wolfe ihm das wohl kaum abkaufen würde. »Ich bringe eine Anzahlung mit. Betrachten Sie es als eine Art Vertrauensvorschuss, Mister Wolfe. Auch wenn ich bezweifle, dass wir schon gefunden haben, wonach wir suchen.«
Wolfe
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