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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Ihnen nicht folgen«, sagte Adrian.
    Wolfe sprach mit ihm wie ein Lehrer in der dritten Klasse, der es leid war, dass seine Schüler nur auf ihre Versetzung schielten, statt ihre Hausaufgaben zu machen. »Wie kriminell sie sind.«
    Adrian wippte auf seinem Sessel. »Kommt das nicht der Frage gleich, ob jemand
ein bisschen
schwanger ist, Mister Wolfe? Sie sind entweder …«
    Wolfe wirbelte auf seinem Sitz herum und fixierte Adrian mit einem scharfen, kalten Blick. »Haben Sie denn nicht aufgepasst, Professor?«
    Adrian blieb sitzen, auch wenn er vollkommen verwirrt war. Sein Schweigen war eine stumme Frage, die Wolfe nur allzu bereitwillig beantwortete. »Was meinen Sie, wie weit wollen sie die Welt wissen lassen, dass das, was sie treiben, illegal ist?«
    »Wohl eher nicht«, fing Adrian an.
    »Falsch, Professor, falsch, falsch, falsch. Die Schattenwelt. Da müssen sie sich Glaubwürdigkeit verschaffen. Wenn die Leute annehmen, sie wären ganz legal … wo bleibt da der Reiz? Der Kitzel? Die Grenzüberschreitung?«
    Wolfe verblüffte Adrian mit seiner treffenden Analyse der menschlichen Natur. »Mister Wolfe«, sagte er bedächtig, »ich bin beeindruckt.«
    »Ich hätte wie Sie Professor werden sollen«, sagte Wolfe, und sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, das sich wohltuend von dem Grinsen unterschied, das er an den Tag legte, wenn er seinen Begierden frönte. »Also gut, Professor. Sie müssen wissen, dass zu jeder Website eine IP -Adresse gehört – eine unverwechselbare Bezeichnung für den Server, der sie rausbringt. Es gibt ein ziemlich einfaches Programm, mit dem man zu jedem Server die entsprechende GPS -Ortung bekommt. Wir können das hier ziemlich schnell nachsehen, nur dass …«
    »Nur dass was?«, fragte Adrian.
    »Die Bösen – Gauner, Terroristen, Banker, was weiß ich – das ebenfalls wissen. Es gibt Programme zu kaufen, mit denen man, während man sieht oder sendet, anonym bleiben kann … nur dass …«
    »Nur dass was?«
    »Na ja, nur dass es de facto nicht so ist. Alles lässt sich letztlich entschlüsseln, hängt ganz davon ab, wer nach einem auf der Suche ist. Man kann Dinge also verschlüsseln – wenn Sie ein Konzern sind oder das Militär oder die CIA , dann sind Sie ziemlich gut darin, etwas zu verstecken. Sind Sie aber nur eine Site wie die hier«, er zeigte auf das Mädchen mit der Haube, »na ja, dann
wollen
Sie sich ja im Grunde nicht verstecken. Sie wollen eher, dass die Leute Sie
finden
. Nur eben nicht die
falschen
Leute. Wie die Cops.«
    »Und wie verhindert man das?«, fragte Adrian.
    Wolfe rieb sich langsam das Gesicht, bevor er wieder in die Tasten griff. »Denken Sie wie ein Böser, Professor. Die haben schon Ihre Subskriptionsgebühr. Die bleiben also nur lange genug da, um das gute alte Bankkonto aufzufüllen. Und dann, simsalabim, machen sie sich vom Acker, bevor die falschen Leute von ihnen Wind bekommen haben.«
    Adrian blickte auf den Bildschirm, sah die Zeituhr von Serie Nummer 4. Er holte tief Luft. Er erinnerte sich an die Morde im Moor – oder Tommy flüsterte es ihm ins Ohr – und dachte nur:
Risiko.
Mindestens zur Hälfte speiste sich die Erregung mörderischer Paare aus dem
Risiko
. Auch die Beziehung lebte davon und glitt immer tiefer in die Perversion ab. Den großen Flachbildschirm füllte das nackte Mädchen aus. All die Gefahr verstärkte die Leidenschaft der Täter. Ihm schwirrte der Kopf. Alles, was er vor sich sah und was er wusste, drehte sich wie ein Mühlrad in seinen Gedanken. Er versuchte, sich zu fassen und die Kontrolle zu bewahren.
    Wolfe tippte erneut. Das Mädchen wich einer Suchmaschine. Er gab immer weitere Begriffe ein, bis er stillhielt und die Informationen las, die vor ihm erschienen. Dann schrieb er eine Zahlenfolge auf einen Notizblock. Anschließend öffnete er eine zweite Suchmaschine und tippte die Zahlen in dafür vorgesehene Kästchen ein. Eine dritte Bildfläche erschien und forderte eine stattliche Summe für die Ausführung der Suche. »Wollen Sie das durchziehen?«, fragte Wolfe.
    Adrian starrte auf den Fernsehapparat. Er kam sich vor wie die Touristen beim Anblick des Steins von Rosette, die zwar wussten, dass es der Schlüssel zum Verständnis von Sprachen war, ohne jedoch die geringste Ahnung zu haben, wie es funktionierte. »Ich denke, schon.«
    Wie zuvor warteten sie auf die Bestätigung seiner Kreditkarte. In wenigen Sekunden hatten sie Zugang zu einer Website, die ebenfalls nach einem Benutzernamen

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