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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Führung und liefen systematisch zu sämtlichen versteckten Stellungen, wo sie jeden verwundeten Feind erschossen. Er sagte, er habe sich nicht erinnern können, dies befohlen zu haben, doch es konnte nicht anders sein. Dann hatte er die Toten gezählt: über achtundsiebzig. Ein bedeutender Sieg wird errungen, wenn es gar keine richtigen Kampfhandlungen gibt. Nur ein Gemetzel. Jeder Mann in seinem Zug hatte begriffen, dass sie alle in dem Hinterhalt umgekommen wären, hätten sie dasselbe getan wie an den anderen Tagen bei ihrem letzten Stück Weg an dem Reisfeld vorbei. Danach hatte niemand jemals Brians Instinkt in Frage gestellt. – Das hatte er seinem Bruder erzählt.
    Und der Führungsstab verlieh ihm eine Medaille, was er nie stolz, sondern traurig erzählte. Sein Bruder, dachte Adrian, war in seiner eigenen Geschichte gefangen. Er fragte sich, ob dasselbe auch auf ihn selbst zutraf.
    »Ich denke, schon, Audie.« Er drehte sich um, doch er konnte seinen Bruder nur hören, nicht sehen.
    Er lief zügig weiter. Das Institut für Psychologie befand sich in einem der semimodernen Universitätsgebäude. Es war ein quadratischer, konventioneller Bau mit breiten Türen und einer unscheinbaren, wenn auch efeubewachsenen Fassade. Adrian hatte das Unspektakuläre des Gebäudes im Kontrast zu den etwas aufdringlichen Entwürfen des BWL - oder des Chemie-Instituts immer geschätzt. In seinen Augen gab eine so nichtssagende Arbeitsumgebung den passenden, neutralen Rahmen für den ungehinderten Ideenfluss ab. Sie versteckte die geballte Intelligenz, die sich darin entfaltete, und posaunte sie nicht hinaus.
    Adrian stieg die Treppe zum zweiten Stock hoch. Er prägte sich ein, er müsse zu Zimmer 302, und während er sich den Namen des Mannes vorsagte, den er aufsuchen wollte, bewegte er stumm die Lippen. Es war ein alter Freund und Kollege, doch er wollte innerhalb der Mauern seines Instituts nichts von seiner Krankheit preisgeben.
Drück dich klipp und klar aus,
schärfte er sich ein.
Sei präzise.
Er klopfte an und schob die Tür auf. »Roger?«, sagte er und trat ein.
    Ein gepflegter Mann mit Glatze von der Größe eines Basketballspielers und mit schlankem Körperbau beugte sich über einen Computerbildschirm, während eine attraktive junge Frau mit angespanntem Gesicht in der Nähe saß. Das Büro quoll von Büchern auf schwarzen Stahlregalen über. Die Sammlung an Steckbriefen des FBI , die eine ganze Wand einnahm, erinnerte vage an eine Post. Gegenüber hing ein gerahmtes Kinoplakat von
Schweigen der Lämmer,
mit Autogrammen des Regisseurs und des Drehbuchautors in schwarzer Tinte.
    »Adrian! Der berühmte Professor Thomas, komm rein, komm rein!« Professor Roger Parsons erhob sich zu voller Körperlänge und ergriff zum Gruß Adrians Hand.
    »Ich wollte dich nicht in einer Sprechstunde stören …«
    »Nein, nein, kein Problem. Miss Lewis und ich sind gerade ihr Referat durchgegangen, das ganz ausgezeichnet ist …« Adrian schüttelte der jungen Frau die Hand.
    »Ich komm vorbei, Roger, weil ich dich um einen kleinen fachlichen Rat bitten wollte …«
    »Selbstverständlich! Du meine Güte, es ist, glaube ich, Monate her, seit dich irgendjemand hier zuletzt gesehen hat … was für eine nette Überraschung. Wie ist es dir so ergangen? Und wie kann ich dir helfen?«
    »Soll ich Sie alleine lassen, Professor Parsons?«, warf die Studentin ein. Roger Parsons gab die Frage mit einem stummen Blick an Adrian weiter. Adrian war froh, weil er sich eine Antwort auf die erste Frage seines alten Freundes ersparen konnte.
    »Kennt sich Miss Lewis mit ungewöhnlichen kriminellen Verhaltensmustern aus?«
    »Das will ich meinen«, dröhnte Roger Parsons.
    »Dann sollte sie bleiben.«
    Die junge Frau rutschte – ein wenig perplex, doch über die Einladung zu bleiben sichtlich erfreut – auf ihrem Stuhl hin und her. Adrian fragte sich, ob sie wusste, wer er war, doch sein jüngerer ehemaliger Kollege klärte sie augenblicklich auf. »Dies ist der höchst renommierte Professor – und unser aller Mentor –, nach dem sie den Aufenthaltsraum des Instituts benennen«, sagte er. »Und es ist uns eine Ehre, dass er vorbeischaut, und sogar mit ein paar Fragen.«
    »Ich wünschte, ich wüsste mehr über Psychopathologie«, sagte Adrian.
    »Also, ich denke, da unterschätzt du dich, Adrian. Aber ich helfe gerne aus«, antwortete Roger. »Wie lautet deine Frage?«
    »Verbrecherpaare«, sagte Adrian leise. »Partnerschaften

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