Der Profi - The Cleaner
dass seine Operation innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden beginnen sollte. Das war ein Zeitsprung, den Quinn unvereinbar fand.
Zeit. Die Konferenz. Die Verbindung mit dem Office. Die Natur des biologischen Materials selbst? Lauter Fragen, auf die Quinn keine guten Antworten hatte.
Vielleicht waren die Meetings des IOMP nur Tarnung für die Lieferung des biologischen Materials. Vielleicht war alles nur ein Zufall und Duke hatte versucht, Quinn irrezuführen. Oder vielleicht war es einfach eins von Hunderten anderer Szenarien. Was die Identität der Krankheit anbelangte, war die Antwort ebenso schwer zu bestimmen. Quinn hatte gehofft, der Maulwurf werde sich endlich mit einer Antwort bei ihm melden. Doch er hatte kein Wort von ihm gehört.
Aber am meisten enttäuschte ihn, dass bisher alle seine Versuche fehlgeschlagen waren, eine der Dateien auf Jansens FTP-Server zu öffnen.
Sein Telefon klingelte, und er zuckte leicht zusammen. Auf dem Display erschien Orlandos Name. Quinn steckte den Ohrhörer ins Ohr.
»Ja?«, fragte er.
»Borko ist hier«, sagte Orlando.
Borko sei in einem blauen Porsche vorgefahren, schilderte ihm Orlando, und warte vor dem Tor, bis eine der Wachen es öffnete. Dann fuhr er zum Parkplatz an der Seite und parkte hinter dem blauen Van nahe dem Gebäudeeingang. Borko war der Einzige, der aus dem Wagen ausstieg. Soweit sie sehen konnte, war er allein gekommen. Er betrat das Gebäude, und gleichzei tig rief Orlando an.
Ein Porsche. Na großartig, dachte Quinn. Wenn sie aus irgendeinem Grund auf die Autobahn mussten, würde sein Mercedes das Tempo nie und nimmer mithalten können.
Es dauerte fast eine Stunde, ehe Orlando wieder anrief. »Eben ist er wieder herausgekommen.«
Quinn startete den Mercedes, blieb aber am Straßenrand stehen. »Was macht er?«
»Redet mit jemandem«, antwortete sie. »Sie gehen zu seinem Wagen.« Eine Pause. »Ich komme jetzt hinunter.«
»Warte«, sagte Quinn. »Wir müssen wissen, in welche Richtung er fährt.«
»In die, aus der er gekommen ist.«
»Das weißt du nicht.«
Schnelles Atmen kam durch das Telefon, die Geräusche eines laufenden Menschen. »Bin schon unterwegs«, erklärte sie.
Quinn sah auf seine Uhr und fluchte in sich hinein. »Du hast dreißig Sekunden.«
»Fünfundvierzig«, stieß sie keuchend hervor. Quinn vermutete, dass sie schon auf der Treppe war.
»Fünfzehn hast du schon aufgebraucht.«
Er lenkte den Mercedes vom Bordstein weg auf die Fahrbahn, parkte vor dem Mietshaus in doppelter Reihe.
»Fünfzehn Sekunden«, sagte er.
»Bin schon fast da!«
»Zehn.«
»Warte!«
Er blickte zur Tür. Sie war nicht zu sehen. »Die Zeit ist vorbei, ich fahre.«
»Nein!«, schrie sie.
Plötzlich stürmte sie durch die Tür und zum Wagen. Quinn griff hinüber und stieß die Beifahrertür auf. Sie sprang in den Wagen und knallte die Tür hinter sich zu.
»Fahr, fahr, fahr doch zu«, sagte sie »Elbestraße. Direkt vor dir.«
Quinn trat das Gaspedal durch. Der Mercedes raste vorwärts, dem Ende des Blocks entgegen, auf die Elbestraße zu. Als sie an die Kreuzung kamen, hielt Quinn an. Die Elbestraße war leer.
»Vielleicht ist er in die andere Richtung gefahren«, sagte er.
»Nein. In diese.«
»Dann ist er vielleicht schon an uns vorbei, und wir haben ihn verpasst. Oder vielleicht ist er überhaupt nicht gefahren.«
Sie sagte nichts.
Quinn suchte die kreuzende Straße vor ihnen ab. Die Elbestraße wurde in der Mitte von einer Reihe großer Bäume und von zusätzlichen Parkbuchten geteilt. Sie war noch leer. Er überlegte ihre Möglichkeiten, aber im Grunde lief es darauf hinaus, dass sie entweder warteten oder aufgaben.
Plötzlich heulte ein Motor auf, und von irgendwoher wurde das Licht starker Scheinwerfer zurückgeworfen. Im nächsten Moment flitzte ein dunkelblauer Porsche Boxster vorbei.
»Siehst du, ich habe es dir ja gesagt«, erklärte Orlando.
Quinn stieß den Atem aus, den er angehalten hatte, ohne es zu merken, und bog, nur Sekunden hinter Borko, nach links in die Elbestraße ein.
32
Borko raste anscheinend ziellos durch die Stadt. Er überprüfte offensichtlich, ob er einen Schatten hatte. Quinn hielt Abstand, verlor den Porsche jedoch nie aus den Augen.
Nach zwanzig Minuten wurde Borkos Fahrt weniger hektisch. Schließlich schien er eine bestimmte Richtung einzuschlagen. Was nur eines bedeuten konnte. Er hatte sie nicht entdeckt.
Der Porsche hielt vor einem schäbigen Hotel im südlichen Teil von
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