Der Profi - The Cleaner
brauchte nur einen Moment, um die Bilder zu finden, die er in Frankfurt heruntergeladen hatte. Er öffnete zuerst das mit Nate.
Orlando schluckte beim Anblick ihres verletzten Kollegen. »Er lebt«, sagte sie.
»Im Augenblick ist er für sie so wertvoller.«
»Ich habe zwei Dateien gesehen.«
Quinn nickte bedächtig. Er wollte es nicht tun, wusste jedoch nicht, wie er es vermeiden konnte; er schloss die Datei mit dem Bild von Nate und öffnete die andere.
Diesmal verschlug es Orlando wirklich den Atem. »Wo ist er?«, fragte sie, den Monitor umklammernd.
»Ich weiß es nicht«, sagte Quinn. »Das Foto könnte verfälscht sein.«
Sie zog den Monitor dicht an sich heran, ihre Augen knapp einen Viertelmeter vom Bild ihre Sohnes entfernt.
»Kommt das Bild dir bekannt vor?«, fragte Quinn. »Ich meine nicht den Schauplatz. Nur Garretts Pose.«
»Ich habe es nie gesehen«, sagte sie und verstand sofort, worauf er hinauswollte.
Es bestand die Möglichkeit, dass Dahls Leute ein Foto aus Orlandos Wohnung mitgenommen und den Hintergrund verändert hatten. Wenn das der Fall war, dann war Garrett nicht nur entführt worden, dann war ihm Schlimmeres zugestoßen, und Dahl war gezwungen gewesen, die Illusion zu schaffen, dass das Kind noch am Leben war. Aber wenn Orlando keinen Teil des Fotos erkannte, war es vielleicht tatsächlich echt.
»Wo ist er?«, fragte Orlando wieder. Sie sah Quinn an. »Wo zum Teufel ist er?«
»Wir werden ihn finden«, sagte Quinn. »Ich verspreche es dir.«
Sie starrte Quinn an, ihre Nasenflügel bebten. Sie schien darauf zu warten, dass er etwas sagte, doch ihm fiel nichts Hilfreiches ein.
Endlich sagte sie: »Ich habe auch etwas, das du sehen musst.«
Sie setzte sich neben ihn auf den Boden und hielt den Monitor so, dass sie beide den Bildschirm sehen konnten. Sie drückte auf ein paar Tasten, stellte auf der Diskette eine bestimmte Zeit ein. Der Schirm blieb einen Moment dunkel, dann war die gewünschte Datei gefunden. Auf dem leeren Schirm erschien ein Bild des Kellerraums. Der, in dem nicht der Kühlschrank stand.
Es waren vier Männer anwesend. Auf den Tischen sah man Presslufttanks, und einer der Männer ließ einen tragbaren Luft druckkompressor an, der auf dem Boden stand.
»Dort.« Orlando zeigte auf den Monitor. An der Seite des Raums stand abseits und allein ein Mann, der die anderen beobachtete.
Borko.
Der Serbe sah noch fast genauso aus wie damals, als Quinn ihm in Toronto das erste Mal begegnet war. Der einzige Unterschied war, dass graue Haare anfingen, sich unter seine dunkelbraune Mähne zu mischen.
»Warte«, sagte Orlando. Sie drückte auf eine andere Taste, und die Männer auf dem Bildschirm bewegten sich und arbeiteten schneller. Quinn beobachtete sie, wie sie von Tank zu Tank gingen und die auffüllten, die Luft brauchten. Als sie fertig waren, stellten sie die Tanks in einer Reihe vor einer zweiten, die schon bei einem Schrank stand, auf den Boden.
»Hier«, sagte Orlando. Sie drückte auf eine Taste, und das Bild wurde wieder langsamer.
Als die Männer gehen wollten, klingelte ein Telefon. Borko winkte den anderen, sie sollten weitergehen, und zog dann ein schwarzes Handy aus der Jackentasche. Er warf einen Blick auf das Display und nahm den Ruf dann an.
»Borko«, sagte er ins Telefon.
Er hielt inne und hörte dem Anrufer zu, begann dann selbst zu sprechen. Aber nicht serbisch, nicht einmal deutsch. Sondern englisch.
»Ja, ja«, sagte er. »Wie verabredet. Der Rest kommt heute Abend.« Er unterbrach sich, hörte zu. »Keine Sorge. Wir haben achtundvierzig Stunden, richtig? Es wird eng, aber wir werden es schaffen.« Wieder eine Pause. »Nein, du brauchst nicht herauszukommen. Ich komme heute zurück. Sorg dafür, dass alles da ist. Morgen stellen wir es zusammen. Es geht in Ordnung.«
Borko lächelte. »Keine Spur von ihm oder der Frau«, fuhr er fort. »Aber wir haben unsere Trumpfkarten. Hast du die Dateien geschickt?« Der Serbe grinste. »Die sollten sie in Schach halten. Wenn sie uns keine Schwierigkeiten mehr machen, können wir uns unserer Gäste entledigen, nachdem die Lieferung abgefer tigt ist.«
Orlando drückte auf Pause. »Es gibt nichts Wichtiges mehr«, sagte sie. »Mit wem hat er gesprochen, was glaubst du? Mit Dahl?«
Quinn nickte. »Das vermute ich.«
Er blickte auf das erstarrte Bild auf dem Schirm hinunter: Borko, eingefangen, als er das Telefon vom Ohr nahm. Im Hintergrund war die Tür zum Nebenraum aufgegangen, und ein Mann
Weitere Kostenlose Bücher