Der Profi - The Cleaner
betäubt.«
»Und geschlagen.«
»Ja«, sagte Quinn. Er ging auf das Haus zu, Orlando dicht hinter ihm.
»Und wohin bringst du ihn jetzt?«, fragte Sophie. »Er müsste ins Krankenhaus.«
»Ich kann ihn in kein Krankenhaus bringen.«
»Warum nicht?«
»Es geht einfach nicht.« Sie waren vor ihrer Wohnungstür angelangt.
»Warte.« Sophie legte Quinn eine Hand auf die Schulter. »Ich kann nichts für ihn tun.«
»Du hast ein freies Bett, nicht wahr?, erwiderte Quinn. »Mehr will ich nicht. Jemand anders wird kommen und ihn pflegen.«
Sophie rührte sich nicht.
»Sophie, bitte! Mach die Tür auf.«
Sie drehte sich und öffnete weit die Tür. »Wo ziehst du mich da hinein?«
»Besser, wenn du es nicht weißt«, sagte Quinn.
Sie legten Nate in Sophies Gästezimmer, dann holte Quinn aus dem Badezimmer Wasser und ein paar Handtücher. Er begann damit, Nates Wunden zu säubern.
»Lass mich.« Orlando griff nach dem Handtuch und nickte dann zu der Tür hin, die ins Wohnzimmer führte. »Deine Freundin da drüben hat wahrscheinlich ein paar Fragen«, sagte sie mit tonloser Stimme.
Er nickte widerwillig und überließ ihr das Handtuch.
Sophie saß an ihrem Küchentisch. Eine offene Weinflasche und ein halb volles Glas leisteten ihr Gesellschaft. Ihre Hände lagen ineinander verschlungen vor ihr, fast sah es so aus, als bete sie. Doch ihre weit geöffneten Augen starrten ihre Überraschungsgäste an oder vielmehr durch sie hindurch.
Quinn zog sich den Stuhl ihr gegenüber heraus und setzte sich. Eine genauere Inspektion des Glases verriet, dass der Rand trocken war. Sie hatte also noch nichts getrunken.
Sie hob den Kopf, schaute ihm in die Augen. »Was geht da vor, Jonathan? Wer ist er?«
»Ich habe es dir gesagt. Ein Freund. Ein Kollege.«
»Und die Frau?«
»Auch.«
»Beides Kollegen? Leute, mit denen du arbeitest?«
Er zögerte. »Ja.«
»Aber Bankgeschäfte scheinen mir das nicht zu sein.« Sie bezog sich auf seine Tarnung.
»Sophie …«
Er wurde von einem kurzen, lauten Brummton unterbrochen, der aus dem Wohnzimmer kam. Sophie horchte, über die Schulter zurückblickend, auf das Geräusch und wandte sich wieder zu Quinn um. »Da ist jemand an der Tür«, sagte sie überrascht.
»Das ist schon okay.« Quinn stand auf und ging zu der Tür, die sich auf den obersten Treppenabsatz zum Treppenhaus hin öffnete.
»Wer ist es?«, fragte Sophie.
»Hilfe«, antwortete Quinn.
Dr. Garber war Quinns medizinischer Kontakt in Berlin. Er war schon lang im Geschäft und ein Spezialist in dieser Arbeit. Ein Anruf spät nachts, der sofortige Hilfe in einem entlegenen Viertel erforderte - keine Notizen, keine Unterlagen. Der Patient wurde behandelt, Geldscheine wurden hingeblättert. Quinn hatte den Arzt auf der Fahrt zu Sophie angerufen.
Der Doktor verbracht eine halbe Stunde bei Nate, während der Quinn, Orlando und Sophie im Wohnzimmer saßen und nur der Fernseher zu hören war, den Sophie eingeschaltet hatte. Die beiden Frauen sahen einander nicht einmal an. Sie schienen in ihre eigenen Gedanken versunken. Quinn konnte Orlandos Anspannung fast körperlich spüren. Er wusste, dass sie weiterwollte, Garrett suchen wollte. Sophie war nicht nur nervös, sondern schien auch verwirrt und verängstigt. Ein paar Mal wollte Quinn auch etwas zu ihr sagen, doch er hielt sich immer zurück. Seine Worte wären bedeutungslos und würden Sophie eher aufregen, nicht beruhigen. Stattdessen lauschte er der monotonen Stimme des Nachrichtensprechers, der die Tagesnachrichten verlas: Sorgen wegen einer geplanten Industrieanlage in Dresden, Vorbereitungen für eine EU-Konferenz in Berlin und ein Bericht über einen deutschen Touristen, der während seines Urlaubs in Mittelamerika ermordet worden war.
Als Dr. Garber schließlich aus dem Gästezimmer kam, erhob Quinn sich rasch.
»Ohne ein paar richtige Tests ist es schwer zu sagen, was sie ihm gegeben haben«, sagte der Doktor. »Etwas, um ihn ruhig zustellen, vermute ich. Nicht gegen die Schmerzen.«
»Wird er wieder gesund?«, fragte Quinn.
»Mit ein wenig Ruhe«, meinte Garber, »sollte er bald wieder auf dem Damm sein. Aber ich würde damit rechnen, dass er noch eine ganze Zeit lang nicht zu hundert Prozent einsatzfähig sein wird. Außer den Gesichtsverletzungen hat er eine gebrochene Rippe,und irgendwann hat er sich die Schulter luxiert. Sie wurde eingerenkt, aber das Gelenk ist sehr schmerzempfindlich und stark entzündet. Ich habe ein paar Medikamente auf den
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