Der Profi - The Cleaner

Gespräche im Wasserwerk abgehört und erfahren, dass der Transport der mit Polioviren infizierten Pastillen für halb neun vorgesehen war. Ihre einzige Chance, alles zu zerstören, lag in der Zeitspanne, in der die Pastillen das Wasserwerk verließen und in dem Gebäude auf dem Kaiserdamm ankamen, wo die Willkommenspäckchen gefüllt wurden. Ein schmales Zeitfenster, im besten Fall.
    Nate öffnete den Reißverschluss seines Schlafsacks und stand auf, unaufhörlich vor Schmerz zusammenzuckend.
    »Im Bad ist Aspirin«, sagte Quinn, »falls du eins brauchst.«
    Nate schaute zu ihm hinüber. »Ich brauche vielleicht die ganze Packung.«
     
    Die Information, die Quinn vom Maulwurf bekommen hatte, erwies sich als exakt. Der Ort, an dem die Willkommenspäckchen vorbereitet wurden, war ein altes steinernes Bürogebäude an der Ecke, eines Straßenzugs mit ähnlichen alten Steingebäuden.
    Quinn beobachtete das Haus aus dem Einstein Coffee Shop an der Ecke, ein Stückchen weiter unten an der Straße. In der letzten halben Stunde hatten mehrere Personen das Gebäude betreten, überwiegend junge Leute, vermutlich Universitätsstudenten. Alle lässig für mehrere Stunden einfacher Tätigkeit angezogen. Quinn vermutete in ihnen die zum Füllen der Päckchen angeheuerten Hilfskräfte. Quinns Telefon klingelte. Es war Orlando. »Der Van fährt jetzt los.«
    In der vergangenen Stunde hatte sie auf dem Dach desselben Wohnhauses auf der Lauer gelegen, auf dem sie zwei Nächte zuvor gewacht hatte. Diesmal beobachtete sie Borkos Schläger beim Verladen der Pastillen in einen weißen Van.
    »Borko ist noch da?«, fragte Quinn.
    »Vor zehn Minuten abgefahren.« Orlandos Stimme klang abgehackt. Quinn vermutete, dass sie wieder die Treppe hinunterlief, diesmal zu Nate, der in einem kastanienbraunen BMW saß, den Quinn sich am Morgen angeeignet hatte.
    »Wie viele Kartons im Ganzen?«, fragte Quinn.
    »Zwanzig.«
    »Dann sind es alle.«
    »Sieht so aus.«
    Zwanzig Kartons und in jedem einhundertzwanzig Dosen ergaben für Dahl zweitausendvierhundert Miniaturbehälter mit biologischen Waffen. Wenn man das mit sechs Pastillen in jeder Dose multiplizierte, erhielt man eine Totale von vierzehntausendvierhundert. Es gab genug Dosen, so dass jeder Teilnehmer noch ein paar mitnehmen konnte. Nimm eine jetzt. Und ein paar nimmst du mit nach Hause. Teil sie mit deinen Freunden.
    »Sie haben ein Frachtnetz über die Kartons gezogen.«
    Ohne Zweifel, um die Kartons am Herumrutschen zu hindern, vermutete Quinn. »Waren sie allein?«
    »Nein«, sagte Orlando. »Bleib dran.«
    Quinn hörte, wie eine Wagentür geöffnet und einen Augenblick später geschlossen wurde. Orlando sagte: »Sieht so aus, als wollten sie in die Karl-Marx-Straße.« Die Worte waren nicht für Quinn, sondern für Nate bestimmt.
    »Okay«, sagte Orlando ins Telefon. »Bin wieder da. Was hast du gefragt?«
    »Waren sie allein?«
    »Nein. Ein silberner Mercedes fährt hinterher. Aber das ist alles, glaub ich.«
    Eine Eskorte war nicht genug. Es mussten mehr sein. Auf jeden Fall würde an verschiedenen Punkten der Route Verstärkung bereitstehen, für den Fall, dass sie gebraucht wurden. »Siehst du sie noch?«, fragte Quinn.
    »Sie sind ungefähr einen Block vor uns.«
    »Und du tippst auf?«
    »Route C«, sagte Orlando, eine der möglichen Richtungen benennend, die ihrer Vermutung nach die Fracht vielleicht nehmen könnte.
    »Wir halten uns daran«, sagte Quinn. »Ruf an, wenn sich etwas ändert.« Er legte auf.
    Quinn ging hinaus zu dem Porsche, den er sich an diesem Tag für seine Fahrt ausgesucht hatte. Als er einstieg und den Motor anließ, beobachtete er ein Paar, das sich verspätet hatte und die Stufen des Gebäudes der Grob Promotions hinaufeilte. Noch mehr College-Küken wahrscheinlich, die nur ein bisschen Geld dazuverdienen wollten. Quinn atmete tief durch, dann fädelte er sich in den Verkehr ein.
    Im Fahren schloss er den Kopfhörer an sein Telefon an und wählte eine Nummer. Peter brauchte einen Moment, ehe er an den Apparat kam. »Es geht los«, sagte Quinn.
    »Was geht los?«, fragte Peter.
    »Halt nur den Mund und hör zu. Wenn die Sache schiefgeht, bekommst du in ein paar Stunden einen Anruf von einem Kollegen. Wenn du dir anhörst, was er sagt, und tust, was er sagt, dann hast du vielleicht noch eine Chance. Aber garantieren kann ich es nicht.
    Quinns Anweisung an den Maulwurf war sogar noch einfacher gewesen. Wenn Quinn ihn nicht bis ein Uhr mittags Berliner Zeit