Der Profi - The Cleaner
variable Größe einordnend, verbrachte Quinn die nächste Stunde damit, nach vermissten Personen zu suchen, die Taggerts Beschreibung entsprachen und in den Zeitrahmen passten. Es gab ein paar, und er machte sich von jedem Notizen. Sobald Orlando eintraf, würde er ihr die Info geben, damit sie die Sache in Angriff nehmen konnte.
Nachdem er eine weitere Stunde im Net gesurft hatte, schaltete er den Computer auf Standby, stand auf und streckte sich. Sein Körper nach den vielen Reisen völlig verspannt, wusste nicht, wo oben und unten war. Sein Abendessen war fast unberührt. Er war versucht, einfach ins Bett zu kriechen und zu schlafen, stattdessen ließ er sich jedoch auf die Couch fallen und griff nach seinem Telefon.
»Wo bist du?«, fragte Peter, als er ihn endlich in der Leitung hatte.
»Unterwegs«, sagte Quinn in sein Handy.
»Du bist noch nicht in Berlin?«
»Duke hat gesagt, er braucht mich erst Sonntag.«
»Tatsächlich?«, sagte Peter. »Das ist vermutlich sinnvoll.«
»Wieso?«
»Duke hat mir mitgeteilt, dass dort nächste Woche irgendein Meeting stattfinden soll. Er hat Beweise, dass es etwas mit unserer … Situation zu tun haben könnte. Er wird versuchen herauszufinden, wo es stattfinden soll. Sobald er das weiß, kommst du dazu, verwanzt das Lokal, und dann werden wir sehen, ob er recht hat.«
»Weißt du, wer dahintersteckt?«, fragte Quinn.
»Noch immer nicht.«
Quinn dachte daran, ihm den Namen zu nennen, den Piper ihm gesagt hatte, entschloss sich aber, es nicht zu tun. Es war besser, sicher zu sein, ehe man Öl ins Feuer schüttete. »Ich habe gehört, der Kontrakt gegen mich wurde gecancelt.«
»Das hab ich auch gehört«, sagte Peter. »Bist ein Glückspilz.«
»Ich nehme an, bei euch läuft es nicht so gut.«
Stille am anderen Ende.
»Wen hat es getroffen?«, fragte Quinn.
»Vor allem die erste Mannschaft. Fast jedes Agenten-Team hat Verluste gehabt.«
»Wie viele sind tot?«
»Sieben ganz sicher. Drei können wir nicht erreichen. Und weitere drei sind im Krankenhaus. Ein vierter zu Hause mit Gehirnerschütterung.«
»Was ist los im District?«, fragte Quinn.
»Seit Tagen ist es ruhig«, erwiderte Peter. »Aber ich zeige mich nicht oft im Freien.«
»Wie viele andere Operationen konntest du noch ankurbeln?«
»Soll das ein Witz sein?«, fragte Peter. »Das Einzige, das ich teilweise am Laufen habe, ist die Sache mit dir und Duke; darüber hinaus steht mir niemand zur Verfügung. Meine Möglichkeiten, auch nur eine einfach Feld-Operation einzufädeln, sind gleich null. Sie haben hier in D. C. keinen von uns erledigen müssen. Sie haben uns nur handlungsunfähig gemacht. Kurzfristig jedenfalls.«
»Nur fest angestellte«, sagte Quinn mehr zu sich selbst als zu Peter.
»Du bist wahrscheinlich nur durch einen Irrtum hineingeraten«, sagte Peter. »Nun egal. Auf dich ist kein Kopfgeld mehr ausgesetzt.«
Sie schwiegen beide einen Moment, dann sagte Peter: »Ruf mich an, wenn du da bist.«
Den Samstag verbrachte Quinn zum großen Teil damit, Nate mit Berlin vertraut zu machen. Die Stadt verfügte über ein hervorragendes öffentliches Verkehrsnetz, dessen Juwel das U-Bahnund S-Bahn-System waren. Praktisch war die U-Bahn eine Untergrundbahn, während die S-Bahn oberirdisch verkehrte. Natürlich fuhr die U-Bahn manchmal auch oberirdisch und die S-Bahn im Untergrund. Anscheinend lieferten auch die großen deutschen Planer nicht immer perfekte Arbeit ab.
Sie fuhren stundenlang mit Zügen umher und stiegen gelegentlich aus, um zu sehen, ob Quinns alte Kneipen noch da waren. Sie gingen jedoch nirgendwo hinein. Quinn dachte, er könnte erkannt werden, aber es war gut zu sehen, dass die meisten seiner früheren »sicheren« Standorte noch vorhanden waren. »Dem Goldenen Krug wollte er erst keinen Besuch abstatten, machte aber am Ende doch dort Halt, um wenigstens von der anderen Straßenseite aus wehmütig hinüberzuschielen. Stärker als bei den anderen Lokalen geriet er hier in Versuchung, hineinzugehen und etwas zu trinken. Schließlich führte er Nate jedoch zurück zur U-Bahn-Station.
Versuchung war eines. Dummheit aber etwas ganz anderes.
»Sag mir bitte, dass das ein Scherz ist«, sagte Nate.
»Ich hab dir doch aufgetragen, dich warm anzuziehen«, antwortete Quinn.
»Das hab ich doch.«
Sie standen in einer dunklen Nische vor dem Eingang eines alten steinernen Bürogebäudes, das ungefähr dreihundert Meter entfernt vom Amirit lag, wo Quinn sich mit Orlando
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