Der Profi - The Cleaner
treffen sollte. Die Luft war an diesem Abend ganz besonders kalt. Die Wettervorhersage hatte von Temperaturen bis zu minus fünf Grad Celsius gesprochen. Nate trug eine lange Londoner Wachstuch-Jacke über einem unförmigen Pullover und auf dem Kopf eine dunkle wollene Umschlagmütze. In einer Hand hielt er einen dampfenden Kaffeebecher, die andere steckte in der Jackentasche.
»Es dürfte höchstens anderthalb Stunden dauern«, sagte Quinn. »Wenn du etwas Verdächtiges siehst, ich meine irgendetwas, textest du mich sofort unter 911 an.«
Nate zog die Hand aus der Tasche. In den klammen Fingern hielt er ein Handy. »Ich muss nur auf ›Senden‹ drücken.
»Ja. genau.« Quinn begann sich abzuwenden, blickte dann zurück. »Stampf ab und zu ein paar Mal mit den Füßen richtig auf. Leise. Der Frost wird dann nicht mehr so zubeißen.«
Als Quinn das Amirit betrat, wartete Orlando bereits an einem an die Wand gerückten Tisch auf der anderen Seite des Raums auf ihn. Sie hatte den Stuhl gewählt, der ihr einen direkten Blick auf den Eingang erlaubte. Quinn ging zu ihr hinüber und setzte sich auf den freien Stuhl gegenüber von ihr. Fast sofort erschien ein Kellner. Quinn bestellte ein Hefeweizen , während Orlando sagte, sie sei noch nicht sicher. Fast ebenso schnell war der Mann verschwunden.
»Guten Flug gehabt?«, fragte Quinn.
»Nehm ich an. Ich habe die ganze Zeit geschlafen.«
»Wo sind seine Sachen?«
Quinn hörte ein dumpfes Geräusch unter dem Tisch. Er schaute hinunter und sah einen Matchsack zwischen Orlandos Füßen.
»Ich reise mit leichtem Gepäck«, sagte sie.
»Ist dir jemand gefolgt?«
Sie sah ihn starr an. »O ja«, sagte sie. »Er sitzt an dem Tisch hinter dir. Soll ich euch miteinander bekannt machen?«
Quinn lächelte. »Ein schlichtes Nein hätte genügt.«
»Denkst du wirklich, ich wäre hier, wenn mir jemand auf den Fersen gewesen wäre?«
»Du hast es also gecheckt«, sagte er.
»Du kannst einen manchmal wirklich nerven, weißt du das? Wo ist Nate?«
»Hält Wache.«
»Du hast ihn draußen gelassen?«
Quinn zuckte mit den Schultern. »Das tut ihm gut.«
Der Kellner kam mit Quinns Bier, bevor sie weitersprechen konnten.
»Wünschen Sie jetzt zu bestellen?«, fragte er.
Orlando nahm das Lammcurry und ein Glas Cabernet Sauvignon. Quinn bestellte das Huhn Madras und etwas Knoblauch-Naan. In wortloser Übereinstimmung beschränkten sie sich, bis das Essen kam, auf Small Talk.«
Ihre Essen wurden in kupferfarbenen Schüsseln serviert. Das Aroma von Curry, Lamm und Knoblauch eilte den Speisen um Sekunden voraus. Als das Essen auf dem Tisch stand, schob Quinn seinen Teller mit Chicken Madras zu Orlando hin.
»Koste einmal«, sagte er.
Sie nahm eine Gabel voll und etwas Reis von ihrem Teller dazu. Der zufriedene Ausdruck auf ihrem Gesicht sagte alles. Ein paar Minuten lang aßen sie schweigend.
»Gibt es Neuigkeiten, die ich wissen muss?«, fragte Orlando endlich.
»Nicht von Duke«, sagte Quinn. Er trank einen Schluck Bier. »Aber ich habe gestern Abend mit Peter gesprochen. Anscheinend ist Duke hinter irgendeinem Meeting her. Peter will, dass wir es verwanzen und überprüfen.«
Quinn brach ein Stück Naan ab und dippte es in seine Soße, ehe er es in den Mund steckte.
»Was glaubst du?«, fragte Orlando. »Sind es die Typen?«
»Keine Ahnung. Es könnte auch nichts bedeuten.« Quinn griff nach einem zweiten Stück Naan.
»Aber wenn sie es sind?«
Quinn antwortete nicht.
Am Sonntag um dreizehn Uhr fünfundvierzig verließ Quinn das Vier Jahreszeiten durch den Ausgang Friedrichstraße, nahm dann die U-Bahn quer durch die Stadt nach Charlottenburg. Dort stieg er in ein Taxi, fuhr im Wesentlichen genau dahin zurück, wo er aufgebrochen war, und ließ sich vor dem Dorint absetzen.
Es mochte zu viel des Guten und übervorsichtig gewesen sein, doch es bestand immer die Möglichkeit, dass jemand entdeckt hatte, worauf Duke aus war, und seinerseits von Quinns Ankunft erfahren hatte. War das der Fall, sollte niemand merken, dass Orlando und Nate praktisch nebenan untergebracht waren.
Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme hielt Orlando ihn über einen Mikroradio-Sender und -Empfänger vom Platz gegenüber dem Dorint auf dem Laufenden. Der Empfänger passte hervorragend in Quinns Ohr und war für oberflächliche Blicke praktisch unsichtbar. Das Mikrophon war nicht größer als ein Knopf und an der Innenseite seines Kragens angebracht. Nate, ähnlich verkabelt, saß in der
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