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Der Profi - The Cleaner

Titel: Der Profi - The Cleaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
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Zeiten, in denen Quinn sich eine ähnliche Ablenkung wünschte, ein wenig Zeit, in der er die Scheiße vergessen konnte, zu der sein Leben geworden war. Die wenigen Frauen, denen er auch nur entfernt nahegekommen war, waren im Grunde nur letztlich erfolglose Versuche der Selbsttäuschung gewesen. Keine hatte ihm geholfen, völlig zu vergessen, dass er mit jemand anders zusammen sein wollte. Sie hatten immer nur als Brücken von einem Punkt zum anderen geendet. Eine gefühlsmäßige Bindung, die länger dauerte als ein paar Monate oder sogar ein Jahr, blieb ihm versagt.
    Er versuchte sich einzureden, dass es seine Arbeit war, die alles so schwierig machte.
    »Nie solltest du eine feste Bindung mit einer Frau eingehen«, hatte Durrie ihm erklärt, als Quinn einmal beiläufig erwähnt hatte, er habe eine Frau kennengelernt, die ihm gefiel. »Sie macht dich verwundbar. Und sobald du verwundbar geworden bist, bist du fertig. Schlaf herum so viel du willst. Sex findest du überall. Aber häng dich nie an eine bestimmte. Es ist dein Tod. Verstanden?«
    Pure Ironie, wenn man an Durries enge Bindung zu Orlando dachte, aber für Quinn war es sogar zu einer Art Mantra geworden, das er als Vorwand benutzte, warum er allein leben musste. Aber tief im Innern, in dem Teil, den er immer zu ignorieren versuchte, kannte er die Wahrheit. Wusste er, warum seine Beziehungen nicht funktionierten. Es hatte nichts mit dem Rat seines Mentors zu tun.
    Unglücklicherweise konnte er nichts dagegen tun. Er hatte ein Versprechen gegeben, und gäbe er seinen wahren Gefühlen nach, müsste er dieses Versprechen brechen. Es änderte nichts, dass Durrie tot war. Quinn hatte sein Wort gegeben, dass er nie eine Beziehung mit ihr eingehen würde.
    »Du bist ihr bester Freund«, hatte Durrie gesagt. Das war eine Woche vor dem Einsatz gewesen, der ihn das Leben kostete. Er hatte Quinn gebeten, nach San Diego hinunterzufliegen, um den bevorstehenden Gig zu besprechen. »Wenn sie etwas braucht, und ich bin nicht da, um ihr zu helfen, sorg du dafür, dass sie es bekommt.«
    »Du weißt, dass ich das tun werde«, hatte Quinn gesagt.
    »Mit ›ihr helfen‹ meine ich nicht, dass du bei ihr zu landen versuchst. Kapiert?«
    Quinn erstarrte. »Ich …«
    »Halt den Mund«, sagte Durrie. »Ich bin nicht blöd. Ich weiß, dass du sie liebst, Johnny. Aber sie wird immer mir gehören. Verstanden?«
    Quinn konnte nur eines tun - er nickte. Was für ein Scheißkerl Durrie am Ende doch war. Er kannte Quinn nur allzu gut. Er wusste, wenn Quinn ein Versprechen gab, würde er es halten. Auch einem Toten.
    Und er hatte das Versprechen gehalten. Auch in den Jahren, in denen Orlando nicht mit ihm gesprochen hatte, hatte er sie nicht aus den Augen verloren. Hatte andere bezahlt, dahin zu gehen, wo immer sie lebte, und nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Aber er ging nie selbst. Er fürchtete, sich nicht von ihr fernhalten zu können, wenn er es täte.
    Nachdem Quinn mit dem Essen fertig war und sein letztes Tiger-Bier getrunken hatte, steckte er Nate unter dem Tisch fünfhundert Dollar zu.
    »Wofür is’n das?«, fragte Nate.
    »Leg es unter deinen Teller, wenn wir gehen.«
    Nate starrte ihn verständnislos an.
    »Es ist ein Trinkgeld.«
    »Das ist kein Trinkgeld«, sagte Nate.
    »Halte es ganz einfach dafür«, sagte Quinn. »Du wirst sie vielleicht nie wiedersehen, aber sie wird dich nie vergessen.«
    »Ich dachte, es ginge immer darum, dass man uns vergisst«, sagte Nate.
    Quinn stand auf, lächelte Nate leicht zu und wandte sich zum Ausgang.

17
     
    Sie trennten sich in Bangkok, Quinn flog mit der Air France weiter nach Paris, Nate mit der British Airways nach London, wo er in eine British-Midland-Maschine umstieg, die ihn über den Kanal brachte.
    Quinn erwartete ihn am Flugsteig. Er freute sich, dass Nate seinen Anweisungen gefolgt war und nicht mehr in kurzärmeligem Hemd und Jeans ankam, die er in Vietnam getragen hatte. Er hatte beides durch einen eleganten dunkelblauen Straßenanzug, ein weißes Hemd und eine passend gemusterte Krawatte ersetzt. Verschwunden war auch das leicht zerzauste braune Haar. Jetzt trug er eine angeklatschte Frisur mit Seitenscheitel. Das Gel, das er benutzt hatte, färbte sein Haar erheblich dunkler.
    »Gut gemacht«, sagte Quinn, sich dem Schritt seines Lehrlings anpassend.
    »Danke«, sagte Nate. »Ich hatte in London ungefähr eine Viertelstunde, um mich umzuziehen, zu kämmen und meinen Flug zu erwischen. Wahrscheinlich hatte ich

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