Der Profi - The Cleaner
kleinen Lobby des Hotels, sah sich eine Zeitschrift an und tat so, als warte er auf jemand.
Quinns Anmeldung ging rasch vonstatten. Sein Zimmer war im Voraus bezahlt und alles für ihn bereit. Er fragte, ob Nachrichten für ihn eingetroffen seien, aber es gab keine. Das Zimmer lag im sechsten Stock. Ebenfalls eine Suite, aber wesentlich kleiner als die im Vier Jahreszeiten. Als er hineinkam, erwartete Quinn eigentlich, einen Umschlag mit Anweisungen vorzufin den, aber da war nichts.
Er stellte seinen Koffer auf das Doppelbett, ließ sich dann auf der Couch im Wohnzimmer nieder, schaltete den Fernseher ein und stellte fest, dass er nur zwei englische Kanäle empfangen konnte. CNN International und BBC World. In der Broschüre auf dem Couchtisch stand, dass es noch ein englisches Bezahl-Programm gab, das in diesem Monat eine Stanley-Kubrick-Retrospektive brachte, darunter 2001 Odyssee im Weltraum und Full Metall Jacket.
Er schaltete zuerst zu den Nachrichten und erwischte das Ende eines Berichts über einen Streik der Busfahrer in Frankreich, dann den Anfang eines Berichts über die bevorstehende Balkan-Konferenz. Gelangweilt schaltete Quinn auf den Bezahl-Sender und fand sich mitten in der Weltraumstation-Szenerie von 2001.
»Taxi«, sagte Orlando in seinem Ohr. »Zwei Männer, Anzüge. Kein Gepäck, aber einer trägt einen Aktenkoffer.« Es war das dritte Mal, dass sie ihn von einer Ankunft vor dem Hotel unterrichtete. »Sie gehen hinein.«
»Hab sie«, sagte Nate ein paar Sekunden später. »Sie sind am Empfang vorüber und weiter zu den Lifts gegangen.«
Ein paar Minuten später hörte Quinn Schritte im Flur. Sie blieben vor einer Zimmertür stehen. Fast eine halbe Minute tat sich gar nichts. Dann wurde etwas unter seiner Tür durchgeschoben. Quinn hörte, wie die Schritte draußen sich hastig entfernten.
»Sieht so aus, als hätte ich eben Besucher gehabt«, sagte Quinn.
»Sind sie noch da?«, fragte Orlando.
»Nicht mehr. Aber sie haben mir etwas hinterlassen.«
Er ging zur Tür. Auf dem Fußboden lag ein nicht besonders dicker brauner Briefumschlag. Darauf in Rot ein großes X. Quinn schüttelte den Kopf. Manchmal fragte er sich, ob die Leute, mit denen er arbeitete, ihre Ausbildung aus den Romanen von Ian Fleming bezogen.
»Sind eben mit dem Lift wieder heruntergekommen«, flüsterte Nate. »Könnte es diesen Typen vielleicht schaden, manchmal ein bisschen zu lächeln?«
»Sie nehmen ein Taxi«, sagte ihm Orlando ins Ohr.
»Hast du Aufnahmen gemacht?«, fragte Quinn.
»Selbstverständlich.«
Quinn hob den Umschlag auf und trug ihn zum Schreibtisch, der hinter der Couch an der Wand stand. Er nahm den Brieföffner aus der Schreibtischschublade, um den Umschlag aufzuschlitzen, und ließ dann den Inhalt vorsichtig herausrutschen. Fünf Blätter Papier. Die beiden obersten waren Stadtpläne von Berlin; einer konzentrierte sich auf Berlin-Mitte, wo das Dorint stand, der andere auf das Gebiet, das als Neukölln bekannt war. Eines der anderen Blätter war die Bestätigung einer telegrafischen Anweisung auf eines von Quinns zahlreichen Konten, etwas, wovon er sich schon am frühen Vormittag überzeugt hatte. Ein nächstes Blatt war die ins Detail gehende Anweisung über den Verlauf der Operation. Auf der letzten Seite war die verkleinerte Kopie eines Gebäudeplans. Vermutlich die Örtlichkeit des bevorstehenden Meetings.
Quinn durchsuchte die Dokumente bis er fand, was er suchte. »Sieht so aus, als habe Duke mehr über dieses Meeting herausgefunden. Er denkt, es findet Dienstagabend statt.«
»Denkt?«
»›Meeting Dienstagabend, neunzig Prozent‹«, las Quinn vor. »In einem Gebäude in Neukölln.«
»Liegt schon irgendeine ID der Mitspieler vor?«, fragte Orlando.
»Nur zum Teil. RBO aus Südafrika. Aber auch das ist nicht sicher.«
»Seltsam.«
»Ich weiß.«
»Wird Borko erwähnt?«, fragte Orlando.
Quinn überflog die Anweisung noch einmal. »Nein.«
»Vielleicht war Piper falsch informiert.«
»Vielleicht«, sagte Quinn mit unbewegter Stimme. Er las noch ein bisschen für sich weiter. »Duke möchte heute Nachmittag mit mir vorbeifahren.«
»Wann?«
»In einer Stunde.«
»Kann ich jetzt wieder ins Hotel gehen?«, fragte sie. »Ich friere mir hier draußen den Arsch ab.«
»Aber ja. Wenn du wieder in der Suite bist, lade die Bilder herunter und schick sie mir per E-Mail. Ich möchte sie mir ansehen, bevor ich mich mit Duke treffe.«
»Du willst nicht herüberkommen, um sie dir
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