Der Profi
Anzeige erstattet.«
»Vielen Dank, Señor Sanabria. Sie waren mir eine große Hilfe!«
Valls sah sie fragend an.
»Jetzt haben wir unseren Mann«, erklärte Cruz.
»Und?«
»Señor Sanabria, wohnhaft in Illescas, Provinz Toledo, Adresse und Personalausweis sind uns bekannt, reiste an dem Wochenende, an dem Tschernekow getötet wurde, nicht nach Palma. Allerdings versichern sowohl die Fluggesellschaft als auch die Mietwagenagentur, dass er dort war. Wir haben sogar eine Unterschrift auf dem Ver trag von AVIS … Es ist der Vertrag für denselben Wagen, der auf dem Mittschnitt der Sicherheitskamera aus der George-Sand -Siedlung zu erkennen ist. Die Unterschrift stimmt mit der digitalisierten Unterschrift überein, die Clara uns von seinem Personalausweis geliefert hat.«
»Also hat sich jemand seine Identität angeeignet …«
»Vor einem Monat hat ihm jemand in einer Bar die Brieftasche gestohlen. Juan, sagen Sie, kann man mit Claras Hilfe auch die Anzeige einsehen, die Sanabria erstattet hat?«
»Aber klar doch!«, rief dieser und tippte einige Befehle in den Superrechner ein.
Cruz las auf dem Bildschirm mit.
»Stopp … Da haben wir die Anzeige. Die Brieftasche wurde nie gefunden. Er trug nur wenig Geld bei sich, seine Kreditkarte ließ er sofort sperren.«
»Und der Mörder reiste mit Sanabrias Identität nach Palma«, sagte Valls zusammenfassend. »Wir müssen sofort deine Kollegen verständigen!«
Am nächsten Tag verhörten zwei Kriminalpolizisten den Tierarzt José Luis Sanabria in seiner Klinik. Und in Palma wurden – bis auf einen – alle Ford Focus an ihre jeweiligen Mietwagenagenturen zurückgegeben. Der Wagen, den der falsche Señor Sanabria benutzt hatte, wurde in die Werkstatt der Spurensicherung gebracht. Dort war eine Expertengruppe mehrere Stunden damit beschäftigt, jeden Quadratzentimeter des Fahrzeugs unter die Lupe zu nehmen.
Die Untersuchung des Mietwagens führte zu keinem Ergebnis. Das Fahrzeug war, schon ein paar Stunden nachdem der Mörder es am Flughafen abgegeben hatte, von Mitarbeitern der Agentur innen wie außen gründlich gereinigt worden. Dafür entdeckten sie auf dem Mietvertrag und in den Versicherungspapieren, die im Firmenarchiv abgeheftet waren, jeweils einen perfekten Fingerabdruck. Clara benötigte nur kurze Zeit, um den dazugehörigen Namen auszuspucken: Apolinar Estilo alias Estilete alias ein Bastard, wie er im Buche stand. (Zu diesem Zeitpunkt tobte ich bereits vor Wut über Apolinar.)
Er war in der Vergangenheit bereits mehrfach wegen bewaffneten Raubes, Drogenhandels, Autodiebstahls, gewalttätiger Übergriffe, illegalen Waffenbesitzes et cetera, et cetera festgenommen worden. Seine Strafen hatten ihm mehrere Jahre in Hochsicherheitsgefängnissen eingebracht. Wenn sie ihn doch nur im Knast gelyncht hätten! Das hätte mir jetzt eine Menge Arbeit erspart. Vor Jahren hatte er in der Fremdenlegion gedient. (Seine Karteikarte fand sich umgehend.) Nachdem er einen hochrangigen Offizier verletzt hatte, den er halbtot in einer Gasse in Cádiz liegen ließ, wurde er aus der Legion hinausgeschmissen. Die Anekdote mit dem Offizier der Fremdenlegion war nicht weiter wichtig, umso mehr aber die Tatsache, dass er ein Waffenspezialist war und ein Experte in tausend unterschiedlichen Arten des Tötens. Nachdem er aus der Legion ausgeschieden war, suchte er, seine zahllosen Talente nutzend, nach der für ihn besten Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Daher auch seine Odyssee durch die vielen Gefängnisse.
Kommissar Jarrete nahm die Nachricht von der Identität des Mörders ziemlich gleichmütig auf. Er fand auch keine Worte des Lobs für das Ermittlerpaar. Er murmelte lediglich: »Na dann, okay … gute Arbeit.«
Seine Anweisungen waren jedoch unmissverständlich: Zuerst sollten die Ermittler Apolinar Estilo ausfindig machen, dann sollten sie ihn, Jarrete, umgehend benachrichtigen. Als einer der Polizisten daraufhin fragte: »Sollen wir ihn nicht gleich festnehmen?«, hatte Jarrete geantwortet: »Warten Sie auf jeden Fall, bis ich komme, und verhalten Sie sich so diskret wie möglich. Das ist mein Fall, klar? Ich möchte nicht, dass sich da irgendwer sonst einmischt. Erwirken Sie auch einen gerichtlichen Beschluss, um Estilo DNA -Proben zu entnehmen. Sobald wir ihn haben, müssen wir nachprüfen, ob wir ihn mit dem Mord von Granada in Verbindung bringen können. Und noch was: Schaffen Sie mir endlich diesen Lucca Corsini her!«
Als Cruz die Straße
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