Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Profi

Der Profi

Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
Vom Netzwerk:
mich erreicht hatte, war sie kaum aus der Puste gekommen, denn ich erwartete sie bereits ein paar hundert Meter weiter. An Flucht war inzwischen sowieso nicht mehr zu denken. Sie würden mich bald finden, und jede Stunde, die verstrich, würde Cruz’ Antipathie gegen mich nur noch verstärken. Außerdem musste ich ihre Zweifel hinsichtlich meiner Unschuld an dem Attentat ein für alle Mal ausräumen. In diesem Fall zog ich ein klärendes Gespräch einem Haftbefehl vor.
    »Stehen bleiben, Polizei!«, brüllte Cruz, als sie bei mir ankam.
    Ich hob die Hände in die Höhe.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle!«
    Da fiel ihr auf, dass sie ihre Dienstwaffe nicht gezogen hatte. Sie machte eine Bewegung, als wollte sie die kleine Tasche öffnen, die um ihre Schulter hing. Als sie merkte, wie unnötig ihr Vorhaben war, ließ sie davon ab.
    »Sie sind vorläufig festgenommen wegen …«
    »Ich war es nicht!«
    »… Störung des öffentlichen Friedens, Anstiftung zum Diebstahl, Zugehörigkeit zu einer kriminellen Organisation, Beteiligung an einem Attentat, illegalen Waffenbesitzes und Justizbehinderung. Geben Sie mir zwei Minuten … dann finde ich sicher noch ein weiteres halbes Dutzend Tatbestände, die Sie belasten.«
    All das sagte Cruz fast ohne Luft zu holen.
    »Herr im Himmel …«
    »Drehen Sie sich um! Hände auf den Rücken!«
    »Was auch immer Sie von mir wollen, Hilfskommissarin, ich glaube, es ist kein guter Anfang für unsere Zusammenarbeit! Sie wollen doch bestimmt hören, was ich Ihnen zu sagen habe, oder?«
    »Das erzählen Sie mir auf dem Kommissariat! Umdrehen!«
    »So kommen wir nicht weiter …«, sagte ich. »Ich sagte Ihnen doch schon, dass ich nichts damit zu tun habe. Ich könnte Ihnen helfen. Allerdings ist ein Kommissariat nicht der geeignete Ort dafür. Sie würden Ihre größte Chance verpassen.«
    Cruz öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen. Dann schloss sie ihn mit einer fast komisch anmutenden Grimasse wieder. Sie blickte nervös die Straße hinauf. Die Sirenen erfüllten den Platz mit ohrenbetäubendem Lärm, das Getöse der Schaulustigen war über mehrere Wohnblöcke hinweg zu hören. Die Menschen auf der Straße wurden über Lautsprecher aufgefordert, sich zurückzuziehen, damit die Sicherheitskräfte und die Reporter des lokalen Fernsehsenders Telemadrid ihre Arbeit erledigen konnten.
    »Ich war es nicht«, sagte ich erneut. »Meine Aufgabe ist es, die Russen zu beschützen und nicht einen nach dem anderen umzulegen!«
    Cruz fasste sich an die Stirn. Sie schwitzte.
    Dann fragte ich sie: »Sind Sie okay, Hilfskommissarin …?«
    »Nein, Corsini, ich bin nicht okay. Ich räume Ihnen eine halbe Minute ein, um mich zu überzeugen. Keine Sekunde mehr!«
    »Was halten Sie davon, wenn wir hier verschwinden, bevor einer Ihrer Kollegen aufkreuzt und uns unsere Beziehung verdirbt?«
    »Wir haben keine Beziehung, Corsini!« Dann bedeutete sie mir, ihr zu folgen.
    Wir liefen etwa fünfzig Schritte und bogen dann um eine Straßenecke. Dabei sahen wir uns ständig um. Schließlich betraten wir eine Bar, in der sich nur wenige Leute aufhielten.
    »Also dann …!«, fuhr sie mich an. »Reden Sie endlich!«
    »Würde es Sie stören, wenn ich mir einen Drink dazu bestelle? Zur Beruhigung der Nerven. Ich stehe noch immer ziemlich unter Schock!«
    Cruz rief den Kellner und bestellte zwei Drinks. Mit zitternden Händen zündete sie sich eine Zigarette an. Mir bot sie keine an. Also wühlte ich in meinen Taschen nach meinen eigenen. Ich berichtete ihr von dem geheimen Treffen und dem Mittagessen in Viktors Restaurant. Natürlich schilderte ich es ihr nicht in allen Einzelheiten, aber doch ausführlich genug, damit sie keine unnötigen Fragen stellte.
    Als ich ihr erklärte, wessen Auto in die Luft geflogen war, rief sie: »Verfluchte Scheiße!«
    »Ich glaube auch, dass wir heute unseren Hauptverdächtigen verloren haben …«, sagte ich.
    »Wer saß außer ihm noch in dem Wagen?«
    »Niemand außer dem Chauffeur!« Da fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass ich, wenn ich Timos Einladung angenommen hätte, bei dem Attentat ebenfalls ums Leben gekommen wäre. Mir lief ein eisiger Schauer über den Rücken.
    »Die Morde müssen gestoppt werden, Corsini!«
    »Völlig d’accord …! Ich erzählen Ihnen alles, was ich weiß: Ein äußerst versierter Killer hat insgesamt drei … sorry, insgesamt vier vory umgelegt. Moskau hat mit den Morden nichts zu tun. Schließlich hat die rodina – sprich

Weitere Kostenlose Bücher