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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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jenem Punkt angelangt, an dem wir alle unsere moralischen Grundsätze über Bord werfen. Welchen Namen hatte sie in Palacios’ Telefonagenda nur entdeckt, dass sie imstande war, so weit zu gehen?
    »Ich hab in meinem Leben schon viel härtere Nüsse als dich geknackt, Palacios, es nützt dir also wenig, jetzt den starken Kerl zu spielen.«
    Mit hasserfüllter Stimme schleuderte er mir entgegen:
    »Ihr habt meinen Vater getötet …«
    »Dein Vater ist an einem Herzinfarkt gestorben.«
    Das hatte mir zumindest Gagarin erzählt.
    »Lügner!« Dann wandte sich Palacios flehend an Cruz: »Seine Kameraden haben meinen Vater eigenhändig in einem Wasserfass ertränkt …«
    Cruz sah ihn entsetzt an:
    »Was sagen Sie da?«
    »Weil er sich geweigert hat, Pink Palace an Michail Gagarin zu verscherbeln. Er hatte schon einen anderen Käufer, oder besser gesagt, wir haben längst einen anderen Käufer. Er bezahlt uns viel mehr. Über das Doppelte. Aber die Russenmafia wollte unsere Weigerung nicht akzeptieren. Sie haben ihn gefoltert! Sein Herz hat es nicht verkraftet …«
    »Verfluchte Scheiße«, murmelte Cruz.
    »Ein Mann, der damit reich geworden ist, dass er jungen Mädchen aus der Ukraine das Leben zerstört hat. Der Ärmste! Sein Tod bricht mir das Herz«, bemerkte ich zynisch.
    Ich war wirklich in Rage geraten: Gagarin hatte mich über die wahre Todesursache von Palacios senior schlicht belogen, und er hatte mir auch die Existenz eines weiteren Käufers verschwiegen. Solche Situationen verderben mir gründlich die Laune. Gagarin, sagte ich mir, dafür wirst du bezahlen!
    »Lass ihn endlich los, Lucca«, sagte Cruz. »Señor Palacios, ich bedaure zutiefst, was Ihrem Vater geschehen ist, aber das entschuldigt Ihre Taten nicht. Sie hätten vor Gericht gehen müssen! Inzwischen ist es zu spät. Vielleicht bekommen Sie, wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, noch einen Straferlass …«
    Palacios schwitzte und schnaubte wie ein Rennpferd. Jedes Mal, wenn er ausatmete, hinterließ er auf seinem fetten Bauch und auf den Bettlaken eine Spur von Bluttröpfchen.
    »Das alles hast du also bloß getan, um dich zu rächen?«, sagte ich.
    »Mich zu rächen?«, erwiderte er aufbrausend. »Was für ein Idiot bist du denn, Corsini! Rache spielt bei unseren Geschäften überhaupt keine Rolle. Ich habe das Recht, mein Unternehmen zu verkaufen, an wen ich will. Wenn alle an dieser Plünderung beteiligten vory erst einmal ausgelöscht sind …«
    Plötzlich schwieg er. Ich war fassungslos. Ich konnte es einfach nicht glauben:
    »Palacios, hast du ernsthaft geglaubt, auf die Art könntest du irgendwann wieder mit anderen Käufern verhandeln?«
    Da sprang Palacios wie von der Tarantel gestochen auf. Cruz richtete ihre Waffe auf ihn.
    »Hinsetzen!«, befahl sie.
    Ohne sich um Cruz’ Worte zu kümmern, rief Palacios erneut: »Das war Plünderung, nichts anderes! Die Mafia wollte mich meines Geschäfts berauben, so was muss ich mir nicht gefallen lassen!«
    Cruz und ich wichen einen Schritt zurück. Dann fing Palacios an, unter großem Gehabe ziellos im Zimmer umherzulaufen. Das Bild des pummeligen Mannes in Unterhose wirkte in diesem Augenblick ganz und gar nicht komisch. Er war völlig außer sich, sein Benehmen hatte mehr Ähnlichkeit mit dem eines Geisteskranken als mit dem des kühl kalkulierenden Auftraggebers der Morde an einem halben Dutzend Menschen.
    »Es geht hier um die Russenmafia!«, fuhr ich fort. »Glaubst du wirklich, die sehen mit verschränkten Armen zu, wie du der Reihe nach ihre Männer umbringen lässt?«
    »Aber es war doch alles seine Idee!«, rief er plötzlich hysterisch.
    »Wessen Idee?«, fragten Cruz und ich unisono.
    » Er hat mir versprochen, mich zu beschützen! Er würde schon dafür sorgen, dass die Russen mich in Frie den ließen und ich mein Unternehmen in Ruhe an die Schweden verkaufen könne. Er hat mir hoch und heilig versprochen, dass das Ganze ein Kinderspiel sei: Die Russen würden aufgeben, sobald sie merken, dass die Sache zu brenzlig wird! Wenn die ersten Köpfe aus ihren Reihen rollten, würden sie sich nicht mehr für Pink Palace interessieren! Sie würden anfangen, nach dem Mörder zu suchen, aber um mich würde sich niemand kümmern. Dann hätte ich genug Zeit, in Ruhe zu verkaufen. So könnte ich über das Doppelte aus dem Verkauf herausschlagen. Er würde seine Kommission kassieren, das verstand sich von selbst … Natürlich hat er das von mir verlangt. Aber das Angebot der Schweden war auch um

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