Der Profi
der Angelegenheit nicht heil herauskommen, Corsini. Knast oder Gruft, eins von beiden.«
»Ich werde versuchen, um beides herumzukommen, Hilfskommissarin! Zugegeben, es wird nicht einfach werden, aber ich bin von Natur aus optimistisch …«, erklärte ich, auch wenn ich nicht sehr überzeugend klang.
»Werden deine Kameraden tun, was du gesagt hast?«
»Du meinst, ob Gagarin die Leiche in der Nähe eines Krankenhauses deponieren wird? Ja, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.«
»Bist du dir auch wirklich sicher, dass sie alle deine Spuren in dem Loft beseitigen?«
»Daran hab ich ebenfalls nicht den geringsten Zweifel.« Allerdings würden sie es nicht so tun, wie die Hilfskommissarin es sich vorstellte.
Bevor ich mich von Gagarin verabschiedete, hatte ich ihm den Auftrag gegeben, das gesamte Loft in Brand zu stecken. Allein mit Meister Propper war den wild ver streuten DNA -Resten nicht beizukommen. Und noch weniger, wenn man dabei auf russische Gründlichkeit vertrauen sollte. Die Wohnung mit Benzin zu übergießen und sie anschließend in Brand zu stecken kam ihrer Vorstellung von Spaß schon viel näher. Sie würden sich köstlich amüsieren! Natürlich sagte ich Cruz das nicht. Aber mich beruhigte es ungemein, dass die Spurensicherung hinterher nichts Brauchbares finden würde.
Alle paar Sekunden glitten die Lichter der Autobahnlaternen über die Kühlerhaube. Das hatte eine beinahe hypnotische Wirkung auf mich. Ich kurbelte die Seitenscheibe herunter, damit frische Luft in den Wagen kam.
»Ich sollte dich besser ins Krankenhaus bringen, Corsini«, sagte Cruz.
»Fahr zu!«, erwiderte ich.
Bis wir die Wohnanlage von Valdelagua erreichten, in der Palacios wohnte, gelang es mir, mich ein wenig zu erholen. Der Mann vom Sicherheitsdienst an der Einfahrt hielt uns an, aber Cruz’ Dienstplakette sorgte dafür, dass sich die Schranke fast wie von Zauberhand hob. »Es ist am Ende des Hügels, rechts, das letzte Haus«, informierte uns der Wachmann. »Was ist denn passiert, Señora?«
Cruz beschränkte sich darauf, ihm kurz und kühl zu danken. Drei Minuten später parkten wir den Wagen vor Palacios’ Villa. Cruz stieg rasch aus und ging zu dem Gittertor aus schwarzem Metall. Sie suchte die Klingel. Ich stellte mich neben sie.
»Was machst du da, Cruz?«
»Wir wissen nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, dass Palacios ein Verbrecher ist«, erklärte sie, während sie sich zu mir herumdrehte. »Jeder spanische Staatsbürger hat das Recht …«
»Dasselbe Recht wie Tausende von Mädchen, die er in seinen Bordellen ausbeutet …«, antwortete ich.
»Verdammt, Corsini! Wir können sein Haus nicht einfach so stürmen – ganz ohne Untersuchungsbeschluss. Mir ist klar, dass du null Respekt vor dem Strafgesetzbuch und der spanischen Verfassung hast, aber ich bin schließlich Polizistin.«
Ich war es langsam müde, ständig mit ihr zu streiten.
»Klingeln wir an der Tür, wird Palacios uns öffnen und fragen, ob wir einen Durchsuchungsbeschluss haben. Anschließend wird er uns die Tür vor der Nase zuknallen und Rasputin anrufen. Zwei Minuten später wird der hier mit seiner gesamten Kavallerie auftauchen! Vergiss nicht, dass die Ordnungshüter sich inzwischen als die bösen Buben geoutet haben und uns so schnell wie möglich erledigen wollen.«
Cruz zog ihren Finger wieder von der Klingel zurück. Man sah ihr deutlich an, wie ihr Gehirn an der Lösung des Problems arbeitete. Zum Schluss gab sie es auf und fragte mich:
»Und was schlägst du vor?«
»Na ja: Wir springen übers Gitter, betäuben den Hund, der mit Sicherheit gerade seine Runden durch den Garten dreht, schleichen uns dann unter Umgehung der Alarmanlage ins Haus und erkundigen uns bei Palacios, falls nötig mit Gewalt, nach seinem korrupten Freund bei der Polizei. Anschließend legen wir ihn um. Natürlich ist mir klar, dass du das nicht zulassen wirst …«
»Du kommst dir wohl besonders witzig vor! Was für ein sympathisches Bürschchen …«
Ich versuchte zu lächeln, aber die Geste entlockte mir nur ein Seufzen. Meine Lippe und meine Ohrläppchen waren immer noch geschwollen, und mein Hals fühlte sich starr an wie ein Stück Holz.
»Sieht man vom letzten Punkt einmal ab, meine ich es ernst!«
»Vergiss es.«
Ich schnaufte resigniert.
»Cruz, dieser Typ hat ein halbes Dutzend Menschen auf dem Gewissen, und er trägt auch die Verantwortung dafür, dass dein Kollege Valls mit Sonden verkabelt auf der Intensivstation liegt. Er
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