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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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zwingt massenweise Mädchen aus Osteuropa zur Prostitution. Ein Bastard erster Güteklasse! Eine bessere Gelegenheit, ihm das Handwerk zu legen, bekommen wir so schnell nicht wieder.«
    Die Villen der Wohnanlage verfügten fast alle über zwei Etagen und waren von steinernen Mauern, hochgewachsenen Bäumen und Überwachungskameras umgeben. Wurden wir vom Sicherheitshäuschen der Einfahrt überwacht? Der Wachmann würde sein blaues Wunder erleben, wenn er uns die Mauer hochklettern sah.
    »Das erledigen wir auf meine Art«, sagte Cruz. »Einverstanden?«
    »Was bleibt mir schon anderes übrig?«, antwortete ich.
    Cruz legte eine erstaunliche Gewandtheit an den Tag. Ich kletterte hinter ihr die Mauer hinauf, so gut ich konnte, darauf bedacht, mir nicht erneut die Schulter auszurenken. Dann ließ ich mich auf der anderen Seite hinunterfallen. »Aaah!« Bei dem Aufprall entfuhr mir ein leiser Schrei.
    »Alles okay?«, flüsterte Cruz.
    »Geht schon. Los, weiter …«
    Das Gebäude war aus grauen Quadersteinen gefertigt. Die Einfahrt war asphaltiert und bot für mehrere Autos Platz. (In diesem Moment stand ein Mercedessportwagen vor der Tür.) Rechts neben einer Reihe kleinerer Zypressen spiegelte das Wasser eines Swimmingpools den Lichtschein der Straßenlaternen an der Hausfassade wider. Ich erkundete rasch das Gelände. Palacios hatte keinen Wachhund. Das Wohnzimmer ging auf den Garten hinaus, die beiden großen Panoramafenster waren bis zur Hälfte von Scheibengardinen verdeckt.
    Aus einem Fenster im Obergeschoss drang ein gelblicher Lichtstrahl. Eigentlich war es viel zu spät, als dass Palacios noch hätte wach sein sollen. Wartete er immer noch auf die Nachricht meines Todes? Er war unverheiratet, aber er ließ sich häufig Mädchen aus dem Pink Palace in sein Haus kommen. Ich hoffte, dass er heute Nacht allein war.
    Vorsichtig näherte ich mich einem der Wohnzimmerfenster, dicht gefolgt von Cruz. Ich suchte den Außenrahmen des Fensters nach dem elektrischen Anschluss einer Alarmanlage ab und überprüfte die Fensterpfosten nach versteckten Kabeln, die mit einem Detektor verbunden waren. Ich wurde schnell fündig. Aus der Dunkelheit des Wohnzimmers blinkte uns in regelmäßigen Abständen ein rotes Lämpchen entgegen: Es war das LED des Bewegungsmelders. Natürlich besaß das Gebäude eine Alarmanlage. Doch ich war mir so gut wie sicher, dass sie bei Anwesenheit der Bewohner ausgeschaltet blieb.
    Wir schlichen weiter bis zur Eingangstür. Sie bestand aus massivem Kiefernholz, aber das Türschloss taugte nur wenig, ich hatte es in dreißig Sekunden geknackt. Dann betrat ich eilig das Haus und suchte als Erstes nach dem Schalter der Alarmanlage. Sie war deaktiviert, genau wie ich es vermutet hatte. Ich beglückwünschte mich insgeheim. Für das gefährliche Spiel, das er spielte, war Palacios verdammt leichtsinnig.
    »Wir verhören ihn, aber ohne die geringste Anwendung von Gewalt, klar?«, erinnerte mich Cruz mit kaum hörbarer Stimme. »Ich stelle die Fragen …«
    Wir standen in der kleinen Eingangshalle. Rechterhand erkannte man zwei geöffnete Türen. Uns gegenüber befand sich eine Treppe. Durch eine der beiden Türen sah man in die schmale, längliche Küche. Die Spüle quoll vor schmutzigem Geschirr über, daneben stand eine leere Weinflasche. Die andere Tür führte ins Wohnzimmer, an dessen Ende die großen Panoramafenster lagen, die auf den Garten hinausgingen. Abgesehen von einem schwachen Schimmer, der von außen hereindrang, lag das Untergeschoss in totale Finsternis gehüllt.
    Wir gingen auf Zehenspitzen die Treppe hinauf. An den Wänden hingen Fotos von Palacios’ Freundinnen. Eine lange Reihe spärlich bekleideter Mädchen, am Strand oder bei Partys in Discotheken. Alle stellten sie auf den Fotografien ihre körperlichen Reize zur Schau und himmelten Palacios an. Es erinnerte mich an Gagarins Trophäensaal im Keller seines Hauses. In diesem Augenblick klingelte im Obergeschoss ein Telefon. Jemand nahm ab, aber wir konnten nur ein paar Gesprächsfetzen wahrnehmen. Dann ein kurzes Brüllen. Das war bestimmt der Moment, als Palacios erfuhr, dass ich noch immer am Leben war. Ich lächelte schadenfroh. Aber das bedeutete gleichzeitig, dass Rasputin inzwischen wusste, dass sein Henker gescheitert war.
    Zu Palacios’ Pech kam die Warnung (sofern es sich um eine Warnung gehandelt hatte) zu spät. Wir warteten, bis er aufgelegt hatte, und stürzten dann, unsere Pistolen im Anschlag, ins Zimmer. Wir riefen

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