Der Profi
ist, dass sie ihm das in Moskau nicht übel genommen haben.«
Dann gab Durano ein böses Lachen von sich:
»Dieser Schweinehund hatte mir hoch und heilig versprochen, sich lange Zeit von spanischem Territorium fernzuhalten. Es geht mir verdammt auf den Keks, dass er schon wieder hier ist. Sieht fast so aus, als hätte er keinen Respekt mehr vor mir!«
Es folgte ein längeres Schweigen in der Leitung.
»Wenn ich es mir richtig überlege, würde Corsini niemals freiwillig nach Madrid zurückkehren, es sei denn, er hätte dafür einen wirklich wichtigen Grund. Er weiß genau, dass ich ihm sämtliche Knochen brechen würde, wenn ich ihn hier erwische. Ich vermute mal, dass jemand mit sehr viel Einfluss ihn zur Rückkehr gezwungen hat.«
»Sie meinen, jemand hat ihm befohlen, nach Spanien zu kommen?«, folgerte Valls.
»Gut möglich.«
»Dieser Corsini, hat der eine wichtige Rolle bei der Russenmafia?«
»Nein, eigentlich nicht. Es stimmt zwar, dass er in Russland Respekt genießt. Er hat Boris Iwanowitsch Tertschenko, einem der mächtigsten vory Moskaus, einmal das Leben gerettet. Diese Blutschuld wird wohl noch lange vorhalten. In Spanien dagegen hat er sich durch den Verrat an Viktor Stonowitsch ziemlich in die Nesseln gesetzt. Mehr als einer hat ihm Rache geschworen. Ich sag euch was: Wenn Lucca Corsini zurück ist, dann gibt es dafür einen wirklich wichtigen Grund!«
»Dann verraten Sie uns, wie wir Corsini ausfindig machen können …«
»Ruhig, ruhig, nur nichts überstürzen! Als Erstes müsst ihr dem alten Durano ein bisschen was erzählen. Warum dieses große Interesse an Corsini?«
»Haben Sie keine Nachrichten gehört? Vor sechs Tagen ist in Palma de Mallorca ein Boss der Russenmafia liquidiert worden und danach ein weiterer vor in Madrid.«
»Himmel, Arsch und Zwirn!«, fluchte Durano. »Und Corsini ist in die Morde verwickelt? Unglaublich! Wer führt die Ermittlungen?«
Valls versorgte ihn mit allen nötigen Informationen und erwähnte auch den Namen seines Vorgesetzten. Dann fragte der Hilfskommissar erneut, wo er mich finden könnte.
»Unter normalen Bedingungen würde ich von euch verlangen, dass ihr mich in die Ermittlungen einbezieht. Leider Gottes reise ich aber wegen einer Drogengeschichte heute Abend nach Den Haag und bin erst in ein paar Wochen wieder zurück. Diese Säcke von Holländern! Zuerst legalisieren sie die Drogen, und dann beschweren sie sich, wenn ihr Land davon überschwemmt wird. Also, heute ist dein Glückstag, mein Junge! Schreib auf: Corsini besitzt ein Apartment an der Plaza de Oriente …«
Cruz notierte sich meine Adresse, und Valls verabschiedete sich von Durano mit vielen Dankesworten.
»Nicht der Rede wert! Für Kollegen stehe ich doch jederzeit gern zu Diensten …« Valls konnte aus Duranos Stimme die für ihn so charakteristische Herablassung und Ironie heraushören. »Im Gegenzug meldet ihr euch bei mir, sobald ihr mehr wisst!«
Ich kann das Gespräch deshalb so genau wiedergeben, weil Durano mich im Anschluss daran anrief. Keine Ahnung, wie er meine Nummer herausgefunden hatte, vielleicht hatte Gagarin sie ihm gesteckt – Duranos Kontakte reichten weit, bis in die verstecktesten Winkel der Unterwelt.
»Corsini …«, hörte ich Duranos raue Stimme. »Verflucht noch mal, was hast du in Madrid zu suchen?«
Überrascht entgegnete ich: »Kommissar Durano! Man kann Sie zu Ihrem Talent als Ermittler nur beglückw…«
»Spar dir deine Sprüche! Ich hab dich was gefragt …«
»Boris Iwanowitsch schickt mich. Jemand hat drei vory umgelegt!«
Selbstverständlich erwähnte ich weder das Chaos innerhalb der spanischen Russenmafia noch den Aufkauf des Pink Palace .
» Drei ? Mir hat man gesagt, es wären nur zwei gewesen!«
Dann erzählte er mir von seinem Gespräch mit Valls.
»Unter euch Polizisten gibt es keine Ehre mehr, was?«, sagte ich mitleidsvoll zu ihm.
»Diese Bastarde!«, murrte Durano. »Erzähl weiter …«
»Viel mehr gibt es im Moment nicht zu berichten. Wenn der Killer so weitermacht, haben wir jedenfalls bald unsere ganze Führungsriege verloren. In Moskau schrillen inzwischen sämtliche Alarmglocken. Die derzeitigen Chefs sind den Umständen nicht gewachsen. Ich versichere Ihnen, Durano, für mich ist es kein Vergnügen, hier zu sein: Die haben mich gezwungen hierherzukommen, um ihre inneren Angelegenheiten zu lösen!«
»Ja, Lucca, mein Junge, glaub ich dir! Unter uns gesagt, waren die Informationen, die du mir damals über deinen
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