Der Profi
schwarzen Rolli, der sich ihr wie eine zweite Haut an den Körper schmiegte, dazu ein Minirock, die Kreation irgendeines hyperaktiven Designers zwischen Valentino und dem Marquis de Sade. Unter dem Mini kamen, in schwarze Strumpfseide gehüllt, zwei himmlische schlanke, lange Beine hervor. An Barbaras Seite stand Seine Königliche Hoheit , Alejandro de Quinto. Mit überlegenem Gesichtsausdruck lächelte er von der Höhe seiner 1,90 Meter Körpergröße auf die Umstehenden hinab. Dabei verzog er seine Oberlippe in einer Weise, die seine perfekten Züge hässlich erscheinen ließ. Er warf den Kopf zurück, erging sich in einem lauten Lachen und gab sich ganz als Barbaras Gefährte. Wegen der dröhnenden Musik verstand Fuad zum Glück nicht, was De Quinto sagte.
»Sie kommt in Begleitung des obersten Hofnarren des Königshauses!«, kommentierte Marcial angewidert. »Was für eine Verschwendung – ich hätte von Mutter Natur mehr Weisheit erwartet …«
Barbara ließ ihren Blick durch den Raum streifen, und als sie Fuad entdeckte, fühlte dieser sich wie bei etwas Verbotenem ertappt und lief puterrot an, hielt ihrem Blick jedoch weiterhin stand. Dabei umklammerte er mit zitternden Händen seinen Drink. Da lächelte sie ihm zu und deutete ein »Hallo!« an, das Hoffnung auf mehr machte. Fuad gefror das Blut in den Adern, als er sah, dass Seine Königliche Hoheit und Barbara sich ihren Weg in seine Richtung bahnten.
»Sieh mal einer an!«, rief Alejandro, als sie vor ihnen standen. »Der Araber und der Aragonese. Ist ja fast wie ein Filmtitel von Pedro Almodóvar, nicht wahr, ihr beiden?«
»Und du bist ein Schnösel, wie er im Buche steht, Alejandro«, entgegnete Marcial.
Dieser lachte laut auf:
»Komm, Barbara. Ich brauch erst mal einen Schluck Rum!«
»Alex, sei nicht immer so unhöflich«, ermahnte Barbara De Quinto auf dem Weg zu den Spirituosen.
Fuad glaubte, auf der Stelle im Erdboden versinken zu müssen.
»Man kann sich über die Degeneration gewisser spanischer Adelsfamilien eigentlich nur wundern …«, sagte Marcial. Als er den Gesichtsausdruck seines Freundes bemerkte, fügte er hinzu: »Also gut, lass uns endlich abhauen. Dafür gönnen wir uns jetzt anderswo ein paar leckere Mojitos!«
Gesagt, getan: Sie verließen die Party und verbrachten die restliche Nacht in Gesellschaft von Salsaklängen und Mojitos.
Den ganzen nächsten Tag lag Fuad bei sich zu Hause auf dem Sofa und kämpfte innerlich mit Dutzenden von Quadrigen, deren Galopp seinen Kopf zu sprengen drohte. Unterdessen machte ich mich auf den Weg zur Pferderennbahn, wo ich, den Angaben von El Cordobés zufolge, Inspektor Moraguer zu finden hoffte.
Kurz vor Mittag betrat ich das Gelände der Madrider Pferderennbahn. Laut El Cordobés würde ich Inspektor Moraguer hier, wie an jedem Wochenende, beim Verpulvern seiner letzten Ersparnisse antreffen, eine Tatsache, die es mir erleichtern sollte, ihm im Austausch gegen Bares ein paar Informationen zu entlocken.
In der Umgebung der Wettkassen tummelte sich unter freiem Himmel eine Unmenge von Leuten, die Programmheftchen studierten und fest entschlossen schienen, ohne eigene Anstrengung einen ordentlichen Batzen Geld zu verdienen.
Währenddessen füllten sich die Sitzreihen der Tribüne allmählich mit Zuschauern, die ihre Ferngläser fest in den Händen hielten. Ich erwog kurz die Möglichkeit, zu den obersten Rängen hinaufzugehen, um von dort nach Inspektor Moraguer Ausschau zu halten. Allerdings verwarf ich die Idee schnell wieder, denn ihn in diesem Gedränge entdecken zu wollen wäre der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleichgekommen! In jedem Fall wusste ich, dass ich Moraguer am Ende des Rennens in einer der Bars antreffen würde, also mischte ich mich unters Publikum, das am Rand der Rennpiste stand, und beschloss, zunächst einmal das Spektakel selbst zu genießen. Die Lautsprecher verkündeten, dass die Tiere bereits in den Startboxen standen. Die Startglocke wurde geläutet, und die unverwechselbare Stimme des Rennleiters – in ihrer Mischung aus Erregung und Professionalität – ertönte. Startnummer drei, ein gewisser Midnight Wind , ging in Führung, dicht gefolgt von Royal Smile . Aus der Entfernung war das Vorwärtskommen der einzelnen Pferde kaum zu überschauen, das würde sich erst ändern, wenn sie die Kurve, die in die Zielgerade mündete, erreicht hatten. Midnight Wind ging jedoch auf der Hälfte der Strecke die Puste aus, und er wurde von mehreren seiner
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