Der Profi
standen.
»Ich muss dringend wissen, wer bei euch den Fall bearbeitet, was die Ermittler bisher herausgefunden haben und gegen wen ermittelt wird. Ich werde dem Typen, der die drei vory auf dem Gewissen hat, bei lebendigem Leib die Haut abziehen, du verstehst, was ich meine? Dafür brauch ich so viele Informationen wie möglich, ich muss ihn unbedingt vor deinen Kollegen von der Polizei erwischen. Ansonsten liefern sie ihn eurer unsäglichen Justiz aus, und die verurteilt ihn zu ein paar Jahren Fernsehschauen und Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen auf Steuerkosten!«
Moraguer leerte sein Bierglas in einem Zug und wischte sich die fetten Lippen mit einer Papierserviette ab.
»Ich kenne einen, der in der Angelegenheit ermittelt. Er schuldet mir mehr als einen Gefallen. Ich könnte mich mit ihm zum Mittagessen treffen. Dich kostet es fünftausend Euro!«
»Bist du verrückt geworden?«
Moraguer näherte sich mir, und ich bemühte mich, seinem stinkenden Atem auszuweichen. Seine winzigen Augen blickten mich hasserfüllt an.
»Hör gut zu, du kleiner Scheißer! Ich stelle hier die Bedingungen. Fünftausend, oder du kannst gleich wieder verschwinden.«
Bei jedem unserer Treffen trug ich vorsorglich ein verstecktes Mikrofon unter dem Revers meines Sakkos. Mit Hilfe dieses Tricks hatte ich bereits unzählige Stunden Gespräche mit dem übel riechenden Polizisten auf Band mitgeschnitten; meist ging es dabei um Bestechungen und Zahlungen für Informationen, die Moraguer für mich einholte. Es war genug, damit seine Vorgesetzten ihn für eine lange Zeit hinter Gitter brachten. Inspektor Moraguer hatte natürlich keine Ahnung davon. Da ich seitens meiner Auftraggeber jedoch praktisch über grenzenlosen Kredit verfügte, nahm ich sein unverschämtes Angebot trotz allem an.
»Okay! Aber stell sicher, dass die Informationen auch stimmen.«
Moraguer fühlte sich als Gewinner der Partie, in seinen Augen blitzten zwei Dollarsymbole auf.
»Lucca, hattest du jemals Grund zur Beanstandung? Ich ruf dich an!«
An demselben Samstag holte Hilfskommissar Román Valls seine Kollegin Cruz Navarro um neun Uhr abends in ihrem Apartment im Stadtviertel La Latina ab. Kommissar Jarretes Anweisungen folgend, hatten die beiden an diesem Wochenende bereits mehrere Stunden damit zugebracht, mich zu suchen.
Bislang erfolglos, aber es war nur eine Frage der Zeit,bis sie mich aufstöbern würden. Im Rahmen ihrer Suche kontaktieren sie auch GRECO , das Sonderkommando zur Bekämpfung Organisierter Kriminalität , und zu meinem Pech stießen sie dort auf dessen lästigsten Mitarbeiter, Kommissar Paco Durano. Ein Typ mit einer fast schon legendär bösartigen Veranlagung. Das bedeutete zusätzliche Komplikationen für mich. Nach den Ereignissen in Valencia vor einem Jahr hatte ich Durano versprochen, für lange Zeit aus seinen Augen zu verschwinden. Leider hatten die seither vergangenen Monate nicht ausgereicht, um den lange anhaltenden Groll des Polizisten zu besänftigen.
Wie ich später erfuhr, war das Gespräch zwischen Valls und Kommissar Durano wie folgt verlaufen: Nachdem die beiden sich begrüßt hatten, gab Durano sich völlig überrascht, als mein Name fiel.
»Lucca Corsini? Na klar kenn ich den Schweinehund! Was ist mit dem?«
»Wir brauchen Informationen über ihn«, erklärte Valls am Telefon seines Büros im Gebäude der Madrider Kripo. Cruz lauschte dem Gespräch über Kopfhörer. »Wir vermuten, dass er was mit einem Mord zu tun hat, und brauchen einen Tipp, wie wir ihn so schnell wie möglich finden können.«
»Mit einem Mord in Spanien?«, fragte Durano erstaunt nach. Und als Valls es ihm bestätigte, rief er lauthals: »Was für ein Hurensohn! Ich kann einfach nicht glauben, dass so ein gerissener Typ wie Corsini das Risiko auf sich nimmt, nach so kurzer Zeit wieder hier aufzutauchen und sich noch dazu in einen Mord verwickeln zu lassen.«
»Ich verstehe überhaupt nicht, wovon Sie sprechen«, erwiderte Valls.
»Lucca war ein enger Mitarbeiter von Viktor Stonowitsch, dem ranghöchsten vor der Russenmafia in Spanien«, erläuterte Durano. »Nach einer längeren Geschichte in Valencia erteilte Viktor den Befehl, Corsini umzulegen. Als der Italiener davon erfuhr, lieferte er mir seinen Boss sozusagen auf dem Silbertablett. Im Gegenzug bot ich ihm Rückendeckung. Corsini spielte seine Karten so geschickt aus, dass er, außer seinen eigenen Hals zu retten, auch noch eine fette Abfindung kassierte. Was mir nicht in den Kopf will,
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