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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Mitstreiter überholt. Schade eigentlich: Er war mir sympathisch gewesen, weil er von Beginn an alles gegeben hatte. Natürlich ist es strategisch klüger, sich von den anderen mitziehen zu lassen. Aber ich schätze nun einmal diejenigen besonders, die von Anfang an zeigen, wo es langgeht!
    Ich beschloss nun, zum Paddock-Bereich zurückzukeh ren. Denn wie jeder eingefleischte Spieler war Moraguer mit Sicherheit verrückt danach, die Pferde des nächsten Rennens in Augenschein zu nehmen, um sich seine weiteren Wetteinsätze zu überlegen. Ich folgte der Menschenmasse auf ihrem Weg dorthin und blieb hinter den Holzbohlen stehen, die den Paddock eingrenzen. Au genblicke später trafen die ersten schweißüberströmten Pferde samt den Jockeys des vorigen Rennens ein. Der Sieger wurde mit Glückwünschen überhäuft und bekam einen Pokal überreicht. Und da entdeckte ich plötzlich in wenigen Metern Entfernung den von mir gesuchten Polizisten. Seine Nase war in das Programmheft vertieft. Er trug abgewetzte Jeans, braune ausgetretene Schuhe und einen langen grauen Regenmantel. Er war nicht zu verkennen: Sein runder Schädel war überzogen von einigen wenigen Haarbüscheln, die er, wenn auch vergeblich, so zu kämmen versuchte, dass sie seine Glatze verbargen. Dazu hatte er eine dicke rote Nase, die von übermäßigem Alkoholkonsum zeugte. Ich trat zu ihm und fragte scheinheilig:
    »Na, schon einen Favoriten fürs nächste Rennen?«
    Moraguer fuhr erschrocken auf. Seine winzigen Augen erkannten mich sofort.
    »Lucca Corsini …«, erwiderte er leise. Seine Stimme war genauso unsympathisch wie er selbst. »Was zum Teufel machst du denn hier?«
    »Einen sonnigen Tag genießen …«
    »Verstehe«, entgegnete er sarkastisch.
    Die nächste Gruppe von Pferden kam in Begleitung ihrer Betreuer aus den Ställen; so viel neugieriges Publikum machte sie nervös, und sie begannen zu scheuen.
    »Na ja, ich wollte auch mal ein paar Euro bei so einem Rennen setzen, aber ich bin in der Materie noch ziemlich unerfahren. Irgendeinen heißen Tipp für mich?«
    Moraguer deutete auf ein gut gewachsenes Tier, es trug die Startnummer sechs. Eine Stute mit einem eindrucksvollen Hinterteil und weit ausgreifendem Schritt. Sie lief mit hoch aufgerichtetem Kopf und nach vorn geneigten Ohren. In ihren Augen spiegelte sich ein Anflug von Verrücktheit, dazu schnaubte sie kraftvoll. Die Reiterin, eine winzige Frau, zog heftig an den Zügeln des Tieres.
    »Was weißt du über Rennpferde?«, fragte Moraguer.
    »Wenig oder so gut wie nichts!«, gestand ich.
    »Dann will ich dir ein bisschen auf die Sprünge helfen. Ein Rennpferd ist wie ein Formel-1-Wagen: Temperamentvoll, empfindlich, rasant … eben die perfekte Maschine! Die Besten unter ihnen sind sich ihrer Perfektion sehr wohl bewusst und haben Allüren wie Superstars! Das da zum Beispiel.« Moraguer zeigte erneut auf das Pferd mit der Nummer sechs. »Ein kräftiges Tier, gute Gene, rennt hervorragend auf einem so harten Boden wie hier. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, kannst du natürlich irgendwelchen offiziellen Empfehlungen folgen. Aber eins sag ich dir: Diese Stute da gewinnt!«
    »Und das weißt du alles, nur weil du das Pferd beobachtest?«
    »Nein, das hab ich im Programmheft gelesen … Aber Geschwätz beiseite: Warum bist du hier?«
    »Mit Sicherheit hast du von den drei ermordeten Russen gehört?«
    Moraguer lächelte.
    »Gibt es jemanden, der nicht davon gehört hat?«
    »Der Mörder ist jemand, der nichts mit der Russenmafia zu tun hat. Ich bin brennend an allem interessiert, was in deinen Kreisen über die Sache gesprochen wird und mir helfen könnte, die Identität des Mörders aufzuklären.«
    Moraguer dachte eine geraume Weile über meine Worte nach, dann machte er mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Ich begleitete ihn zu den Wettkassen. Dort bezahlte ich fünfzig Euro und bekam einen Wettschein für das von Moraguer vorgeschlagene Pferd mit der Nummer sechs. Moraguer selbst setzte eine Reihe komplizierter Kombinationen. Dann begaben wir uns zur Tribüne und suchten uns einen Sitzplatz mit guter Sicht. Zum zweiten Mal ertönte die Startglocke. Am Ende hatte Moraguer nicht einen Richtigen, und mein Pferd schaffte es gerade einmal auf Platz vier. Wir zerrissen unsere Wettscheine, und er stammelte etwas davon, dass er erst mal ein Glas Bier brauche.
    »Also, dann sag mir noch mal, was du genau wissen willst«, erkundigte er sich, während wir an der Theke einer der Bars

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