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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Spock fort, »haben die in den letzten beiden Wochen zwei ihrer besten Kunden verloren: eine Telefongesellschaft und Repsol .«
    »Erzähl mir mehr darüber«, bohrte ich weiter.
    »Die Repsol -Geschichte ist erst heute Nacht im Internet veröffentlicht worden. Ich erinnere mich nicht an die genauen Details und so früh am Morgen noch weniger. Jedenfalls ging es um einen Vertrag von Repsol in Russland und dass das spanische Erdölunternehmen seinerseits den Vertrag mit Brown & McCombie kündigen wollte, um zur Konkurrenz überzutreten. Zu Accenture , glaube ich …«
    Ich versuchte die Informationen meines Hackers, so gut ich konnte, im Geiste abzuspeichern.
    »Gut. Und zu Zabaleta?«
    »Wie gesagt. Hübsches Häuschens außerhalb von Madrid, sein Bankkonto könnte einen vor Neid platzen lassen. In seiner Garage steht ein Porsche. Sommerhaus und eine acht Meter lange Jacht im Sporthafen von Palma. Nicht mehr und nicht weniger. Es könnte dich noch interessieren, dass er selbst Gesellschafter des Consultingunternehmens ist. Daraus schließe ich, dass es ihm persönlich nahegeht, wenn die Geschäfte schlecht laufen!«
    »Na wunderbar, Spock! Man dankt. Ich brauche jetzt sofort deine Mail!«
    »Corsini, bitte …«, protestierte der Hacker.
    »Sofort, Spock!«
    Ich musste eine halbe Stunde auf die E-Mail warten. Unterdessen rief ich Michail Gagarin an. Ich freute mich insgeheim wie ein kleines Kind, dass ich ihn so früh am Morgen aus dem Bett holte. Ich wusste, dass Gagarin spät aufzustehen pflegte. Seine Frau ging ran, und ich konnte im Hintergrund hören, wie er mich zum Teufel wünschte. Als ich ihn am Apparat hatte, befahl ich ihm, noch in dieser Nacht alle Stellvertreter (im Mafiaslang brigadir ) der toten vory in seinem Haus zusammenzutrommeln. Ich musste mit ihnen reden, unabhängig von allen Ausflüchten und Entschuldigungen! Er knurrte sein Einverständnis in den Hörer. Dann legten wir beide auf.
    Mister Spocks E-Mail bot mir eine riesige Menge an Informationen und Daten zu Eleuterio Zabaletas Person und seinem Unternehmen, aber was mich jetzt am meisten interessierte, war das, was mit der Vertragskündigung von Repsol zu tun hatte.
    Aus der Mail ging unter anderem hervor, dass Russland soeben ein ausgedehntes Erdölfeld in der Region von Perm entdeckt hatte. Zwei ausländische Unterneh men waren zusammen mit den staatlichen russischen Erdölfirmen in die Förderung einbezogen worden. Es handelte sich um Repsol und BP . Ich erfuhr, dass diese Art Verträge gewöhnlich als Farm-ins bezeichnet werden. Sie dienen dazu, schneller an das für die Erdölförderung nötige Kapital heranzukommen, wenn die Regierung vor Ort nicht genügend Geld hat. Repsol wurden die Rechte für eines der am östlichsten gelegenen Felder erteilt. Im Gegenzug musste das spanische Unternehmen den Russen kostenlos seine Technik zur Verfügung stellen, ihnen eine saftige Abgabe für die Förderung bezahlen und sie an ihren eigenen Erdölfeldern in Südamerika teilhaben lassen. Das hieß konkret: Die russische Föderation bekam die Rechte an venezolanischen Erdölfeldern zugesprochen, die der Präsident Hugo Chávez noch nicht verstaatlicht hatte und die sich im Besitz von Repsol befanden. Aber die wichtigste aller Informationen war, dass Repsol , einer überraschenden Entscheidung seines Aufsichtsrats folgend, seinen jahrelangen Vertrag mit Brown & McCombie gekündigt hatte. Stattdessen war das Erdölunternehmen zu dessen erbittertstem Konkurrenten Accenture gewechselt.
    Ich hatte deshalb so enthusiastisch reagiert, weil ich vor einigen Jahren den Boss von Lukoil-Perm , der regio nalen Zweigstelle der Erdölfirma Lukoil (eine der größten innerhalb der Russischen Föderation), persönlich ken nengelernt hatte. Tatsächlich waren die jüngst entdeckten Felder im Besitz von Lukoil . Ich erinnere mich zwar nicht mehr an seinen Namen, aber besagter Geschäfts führer war ein Typ ohne alle Umgangsformen und mit kleinen misstrauischen Augen. Er war der oberste Firmenboss und gleichzeitig einer der wichtigsten vory der regionalen Mafia und darüber hinaus ein intimer Freund meines Bosses, Boris Iwanowitsch Tertschenko. Die enge Verbindung zwischen der Mafia und den russischen Erdölfirmen überrascht inzwischen kaum noch jemanden: Die Wirtschaft der Russischen Föderation ist im letzten Jahrzehnt mit geradezu schwindelerregender Geschwindigkeit gewachsen. Das hat sie zum größten Teil ihren Öl- und Gasreserven zu verdanken. Die Korruption

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