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Der Profi

Der Profi

Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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haben.«
    »Wer sollte vory drohen …?«, faselte Gagarin. Ich bedeutete ihm zu schweigen.
    »Gab es wirklich niemanden?«, bohrte ich weiter.
    Allgemeines Kopfschütteln.
    »Jetzt macht schon, Jungs!«, ermahnte ich sie in einem Anflug von Kameraderie. »Strengt eure Hirnwindungen an und beantwortet meine Frage. Jemand, dem eure Bosse in letzter Zeit an die Eier gegangen sind? Irgendein schlechtes Geschäft, eine unverzeihliche Kränkung … Niemand lyncht einfach so aus heiterem Himmel drei vory ! Irgendetwas Schwerwiegendes, Ungewöhnliches müsst ihr doch bemerkt haben! Also gut … dann fangen wir mit ganz grundlegenden Dingen an: Hattet ihr den Eindruck, dass eure Bosse in letzter Zeit nervös waren?«
    »Niemand nervös«, antwortete einer von ihnen. »Geschäfte gut. Geld gut.«
    »Was dann?«, fauchte ich. Allmählich wurde ich nervös. »Sagt mir endlich, wem eure Chefs dermaßen in den Arsch getreten sind, dass er sie umbringen wollte.«
    Die letzten Worte hatte ich ihnen förmlich ins Gesicht gebrüllt.
    Wieder keine Antwort. Stattdessen tauschten sie ver stohlene Blicke aus, wie um sich gegenseitig Mut zu machen.
    »Vielleicht … Rumänen?«, sagte einer der drei schließlich nach langem Zögern.
    Wie bei einem Verhör hob ich die Augenbrauen und wartete darauf, dass der brigadir seine Anschuldigung etwas konkretisierte.
    »Chef Rumänen ist mudack !«, sagte er verächtlich. »Seit langer Zeit … haben Probleme mit ihm. Bogdan Brezneanu.«
    »Stimmt«, bestätigte sein Kollege.
    Der Mann, über den sie sprachen, war der Capo einer gewalttätigen rumänischen Bande, die in Madrid vor allem die Prostitution und die Straßenbettelei organisierte.
    »Etwas konkreter, bitte!«, drängte ich.
    » Mudack stört unsere Lokale schon lange Zeit, versucht Mädchen und Kunden für eigene Lokale zu werben. Ist wie Hyäne …!«
    In diesem Zusammenhang muss man Folgendes wissen: Die Russenmafia betreibt neben Geldwäsche auch ein Gutteil der Nachtclubs und Vergnügungsschuppen der spanischen Hauptstadt. Sie besitzt eine beachtliche Anzahl Bars, Restaurants, Discos und Nachtlokale.
    »Verstehe ich richtig …«, sagte ich. »Die Rumänen bringen unsere Leute um, weil sie es auf unsere Lokale abgesehen haben?«
    Beide nickten heftig mit dem Kopf. Sie zeigten sich erleichtert, weil sie glaubten, dass ich mit ihrer Meinung übereinstimmte.
    »Das ist doch absoluter Blödsinn!«, rief ich ärgerlich. »Die haben doch schon genug Probleme, ihre eigenen Schuppen zu kontrollieren und sich die Behörde der Ausländerpolizei vom Hals zu halten. Die verwickeln sich doch nicht wegen einer Handvoll Discos in einen Krieg mit uns!«
    »Aber … ist Wahrheit …«, verteidigte sich einer der brigadiri . »Zagonek sagte immer, diese mudack -Rumänen wollen unser bizness . Und Zagonek hat Lektion erteilt! Er wollte ihnen Eier abschneiden. Alle sollten wissen: Man spielt nicht mit Russenmafia!«
    Die große Familie des organisierten Verbrechens in Spanien funktioniert im Prinzip wie ein Schweizer Uhrwerk: Jede Volksgruppe erfüllt ihren Zweck wie ein Zahnrad innerhalb des Ganzen. Normalerweise mischt sich keiner in die Angelegenheiten des anderen ein. Die Türken haben die Kontrolle über Heroin, die Nordafrikaner über Haschisch, die Peruaner überfallen Fahrzeuge auf den spanischen Autobahnen, die Nigerianer bringen Designerdrogen unters Volk, die Kolumbianer kümmern sich um Koks (außerdem betreiben sie Waffenhandel, organisieren Raubüberfälle auf Juwelierläden, sind Auftragskiller). Die chinesischen Triaden widmen sich dem Menschenhandel, besitzen illegale Werkstätten, fälschen Kreditkarten und alle möglichen Produkte, die sie anschließend auf dem Schwarzmarkt verkaufen können; sie betreiben verbotene Kliniken und Bordelle. Die Kosovo-Albaner rauben fast jedes Geschäft aus, an dem sie vorbeikommen (und biedern sich dem Meistbietenden als Männer fürs Grobe an). Die Bulgaren sind Experten auf dem Gebiet des Autoknackens, und die Rumänen haben sich auf Prostitution, Kleindiebstahl und Straßenbettelei spezialisiert.
    Alles ist perfekt organisiert und strukturiert, auch wenn es manchmal zu unvermeidbaren Reibungen kommt und die Territorien der einzelnen Mafias sich überschneiden. Konnte es wirklich sein, dass die Rumänen sich jetzt, wo Viktor Stonowitsch im Gefängnis saß, einen größeren Anteil an den Nightclub-Geschäften sichern wollten? Aber deshalb gleich drei vory umzubringen? Das war selbst für die Rumänen

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