Der Profi
selbst um die Person. Natürlich auf diskrete Weise!«
Meine letzte Bemerkung war reine Übertreibung: Selbstverständlich »kümmere« ich mich niemals »auf diskrete Weise« um unschuldige Dritte. Aber die Drohung unterstrich mein Auftreten als erbarmungsloser Mafioso.
»Und wenn ich mich weigere …?«, fragte Don Eleuterio unsicher.
»Señor Zabaleta, wir sind längst Geschäftsleute wie Sie: Sollten Sie nicht akzeptieren, kündige ich den Vertrag mit Repsol und verschwinde. Und sofern Sie daraufhin nicht zur Polizei rennen, sehen Sie mich nie wieder. Das ist alles.« Ich legte eine strategische Pause ein und wiederholte dann: »Aber das gilt natürlich nur, wenn Sie die Polizei aus dem Spiel lassen!«
»Und wenn ich doch zur Polizei gehe?«
Ich ließ für einen Moment jeden Anflug von Liebenswürdigkeit aus meinem Tonfall verschwinden:
»Dann würde sich jemand auf ›diskrete Weise‹ um Sie ›kümmern‹, Sie verstehen …?«
Don Eleuterio raufte sich die Haare.
»Ich müsste jemanden finden, der jung ist …«, grübelte er laut vor sich hin. »Jemand mit Erfahrung in buchhalterischen Dingen, der nicht zu viele Freunde hat. Und natürlich müsste die Person solo sein. Das Risiko irgendwelcher Schlafzimmergeständnisse muss um jeden Preis vermieden werden!«
Dann sah er auf, seine Augen fixierten mich scharf.
»Señor Corsini, ich bitte Sie um zwei Tage Bedenkzeit und …«
»Unter normalen Bedingungen würde ich Ihnen höchstens zwei Minuten geben, aber so, wie die Dinge stehen, gewähre ich Ihnen Aufschub bis morgen!« Dann stand ich auf. »Señor Zabaleta. Eine letzte Warnung: Vergessen Sie nie, mit wem Sie es zu tun haben …!«
Als sein Besucher gegangen war, machte sich Don Eleuterio auf den Weg zum Golfplatz. Er hatte ein sonderbares Vorgefühl. Die Kopfschmerzen der vergangenen Wochen waren plötzlich wie verflogen, genauso wie die Angst vor einem Bankrott von Brown & McCombie , die wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf gehangen hatte. Wenn er es geschickt anstellte, könnte er nicht nur die eigene Haut retten, sondern sogar Kapital aus der Angelegenheit schlagen! Er muss nur die richtige Person für das Vorhaben zu finden, und auf einmal schien ihm das gar nicht so schwierig.
Sein erster swing an diesem Tag ließ den Golfball in einem fürchterlichen slice nach rechts abdriften. Aber Don Eleuterio war das egal – endlich schien ihm das Glück wieder zu lächeln.
Genau wie ich es Boris Iwanowitsch versprochen hatte, fand ich mich gegen zehn Uhr abends vor dem Gittertor von Gagarins Villa ein, um mich mit den Stellvertretern der ermordeten vory zu treffen. Diesmal verzichtete ich auf jegliche Verkleidung. Die UDYCO war inzwischen sowieso über meinen Aufenthalt in der Stadt informiert. Also wartete ich voller Ungeduld darauf, dass das Tor aufging und ich von meinem persönlichen Empfangskomitee begrüßt wurde – den beiden riesigen Bodyguards und ihren unzertrennlichen Rottweilern.
Kurz darauf stieg ich zum zweiten Mal in Gagarins Trophäensaal hinunter. Dort erwarteten mich bereits die Stellvertreter von Zagonek und Tamaew sowie Oberst Dratschew.
Alle drei waren hochgefährlich und äußerst wankelmütig. Sie sahen mich hasserfüllt an. Selbstverständlich beruhte unsere Antipathie auf Gegenseitigkeit. Ich musste davon ausgehen, dass es ziemlich an ihrer Berufsehre nagte, sich die Befehle eines »Verräters« nicht nur anhören, sondern diese auch noch befolgen zu müssen.
»Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid!«, sagte ich zur Begrüßung. Lediglich Gagarin schien mich zu beachten.
Die anderen drei zogen es vor, mich zu ignorieren. Sie redeten einfach weiter und tranken Wodka.
Gagarin bot auch mir wieder Wodka an.
Aus Vernunftgründen zog ich es vor, nur ein winziges Schlückchen davon zu probieren. Ich musste unbedingt einen klaren Kopf behalten. Oberst Dratschew verzog den Mund und machte eine Bemerkung über meine mangelnde Männlichkeit.
Wir kannten uns noch aus der Zeit, als ich in Viktor Stonowitschs Diensten stand. Schon damals war unsere Beziehung nicht besonders gut gewesen. Das Bild, das ich mir von ihm gemacht hatte, war das eines ultranationalistischen und sadistischen Berufssöldners, der in den ausgefallensten und grausamsten Arten der Folter bewandert war, die er bei den sowjetischen Frontkämpfern in Afghanistan gelernt und in anderen Kriegen (privater und profitabler Natur), in denen er seine Dienste zur Verfügung stellte, perfektioniert hatte. Er
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