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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Quadersteinen, eines ehemaligen Priesterseminars, das Anfang der 80er Jahre renoviert wurde, gibt es keinerlei Hinweisschilder. Allerdings lassen Überwachungskameras und elektrischer Stacheldraht keinen Zweifel daran, dass die Insassen des Gebäudes nicht erpicht auf Besucher sind. Die Polizeibeamten am Kontrollhäuschen pflegen ebenfalls nicht zu lächeln.
    Zu Clara zu gelangen ist praktisch unmöglich, es sei denn, man besitzt eine spezielle Genehmigung des Innenministeriums, oder man kommt in Begleitung des verantwortlichen Kommissars der Institution.
    Ebendieser Kommissar winkte beim Eintreffen von Cruz und Valls einen jungen Mann heran, der etwas über zwanzig zu sein schien. Er kam eilig herbeigelaufen.
    »Darf ich euch Juan vorstellen, er ist einer unserer versiertesten Experten im Umgang mit Clara!«
    Der Informatiker trug eine dicke Hornbrille, hatte langes Haar und ein spärlich sprießendes Bärtchen. Seine Kleidung bestand aus Jeans und einem schwarzen T-Shirt. Er wirkte sehr motiviert. Cruz und Valls nahmen vor einem der Datenterminals Platz, der junge Experte setzte sich an die Tastatur.
    »Ich habe Juan den Auftrag erteilt«, fuhr der leitende Kommissar fort, wobei er plötzlich seinen Arm auf Cruz’ Schulter legte, »… dass er sich in der Angelegenheit größte Mühe geben soll. Ich bin noch bis zum Abendessen in meinem Büro. Wenn Sie möchten, gehen wir anschließend in ein Restaurant hier in der Nähe. Dort haben sie ein ganz akzeptables Steak auf der Karte, und den Verdauungsschnaps gibt’s gratis! Also, Frau Hilfskommissarin, falls Sie noch irgendwelche Hilfe von mir brauchen, wissen Sie, wo Sie mich finden.«
    »Das ist ein bekloppter Lustmolch«, murmelte Juan leise, als der Kommissar gegangen war. »Vor allem wenn sein Gegenüber einen Rock trägt.«
    »Was du nicht sagst! Dann lass uns mal anfangen«, forderte Valls ihn auf, während er einen Pendrive aus der Tasche zog.
    Der Informatiker schob den Datenträger in einen der Ports, und sie warteten, bis alle Daten heruntergeladen waren.
    »Das ist die Passagierliste. Es sind nicht viele, aber wir müssen jeden Einzelnen checken, und zwar so schnell wie möglich. Mal sehen … Avelino Almanzor . Er landete zwei Tage vor Tschernekows Tod in Sant Joan und verließ die Insel acht Stunden nach dem Attentat. Mietwagen der Firma Hertz . Ein Linienflug mit Iberia nach Madrid. Kann sein, dass er lediglich das Wochenende auf Mallorca verbringen wollte – oder er ist unser Killer? Also, Avelino … wer bist du?«
    Der Informatiker tippte in Windeseile mehrere Befehle auf der Tastatur ein.
    »Komm schon, Avelino, verrat uns endlich, wer du bist!«, sagte der junge Mann mit enthusiastischer Stimme.

Der Mörder überprüfte noch einmal den Inhalt seines Einkaufswagens: Vollmilch zur Linderung seines nächtlichen Sodbrennens, Kekse und Kaffee fürs Frühstück, ein paar Dosen Herzmuscheln, Coca-Cola, einige Packungen Schnittwurst, Klopapier. An der Kasse musste er warten, bis eine ältere Frau die von ihr gekauften Waren in Plastiktüten mit dem Logo des Supermarkts verstaut hatte. Dazu zählte sie ihre sämtlichen Gebrechen auf und wie einsam sie sich seit dem Tod ihres Gatten fühlte. Die Kassiererin nickte solidarisch und wollte einfach nicht aufhören, mit der Frau zu schwatzen. »Wie geht es Ihnen? Ja, mich plagt der Ischias auch. Stimmt, die Preise steigen pausenlos. Sie wissen ja, die Krise …!« Bereit zum Zahlen, holte der Mörder mit unverhohlener Ungeduld seine Sachen aus dem Wagen.
    »Seid ihr jetzt endlich fertig?« In seinem Gesicht war die Verachtung deutlich sichtbar.
    Die Kassiererin antwortete kaltschnäuzig:
    »Warten Sie gefälligst, bis Sie an der Reihe sind. Ich bediene gerade die Kundin hier …«
    Er konnte sich nur mit allergrößter Mühe unter Kontrolle halten. Seine Hände zitterten, und er presste so fest die Zähne aufeinander, dass es knirschte. Der Mann, sein Auftraggeber, hatte ihm unmissverständlich erklärt, welche Folgen es haben würde, wenn er scheitern sollte: »Bau bloß keinen Mist, von mir bekommst du jedenfalls keine zweite Chance! Du landest wieder im Knast, falls ich dich nicht vorher selbst über den Haufen schieße! Verstanden? Wenn du einen Fehler machst und sie dich festnehmen, kommst du zurück ins Loch, genau dahin, wo ich dich aufgegabelt habe.« Aber er war erfahren genug, als dass ihn diese Worte hätten einschüchtern können. »Man hat nur dann Angst, wenn man was zu verlieren hat«, sagte er

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