Der Profi
wir deiner ›falschen Identität‹ auf diese Art ein paar Fingerabdrücke hinzu. Gleichen wir diese dann mit der DNA -Analyse der Urintropfen aus dem Hotel in Granada ab, haben wir ihn in der Mangel!«
Cruz lachte.
»Bei deinem nächsten Gespräch mit dem Richter möchte ich nicht dabei sein! Schick mir die Liste doch am besten per E-Mail, und ich spreche mit dem leitenden Kommissar der UDYCO darüber, wie wir am schnellsten die Alibis überprüfen können.«
»Gut. Aber ich warne dich, wir haben nur wenige Tage Zeit. Habt ihr irgendwas Neues über die DNA -Proben aus Granada?«
»In der Datenbank ist die Person offenbar nicht registriert. Ich halte dich auf dem Laufenden«, schloss Cruz und beendete das Gespräch.
Gleich darauf riefen sie Kommissar Jarrete an.
»Schon gut, Valls«, antwortete dieser trocken. »Kommen Sie ins Kommissariat und zeigen Sie mir die Liste. Wir werden sehen, was wir für Sie tun können.«
»Zu Befehl«, antwortete Valls. »Ach, noch was, wir haben vor ein paar Minuten mit Lucca Corsini gesprochen … Erinnern Sie sich? Ich hatte den Namen schon einmal erwähnt, er ist ein Söldner, der für die Russen arbeitet. Wir sind schon seit einigen Tagen hinter ihm her. Ja, ja, genau der … Er behauptet, er sei nach Madrid gekommen, um die Gemüter der Russen zu besänftigen und zu verhindern, dass sich die Mafiosi gegenseitig umbringen …«
Nach einer längeren Pause antwortete Jarrete lediglich grummelnd:
»Ich erwarte Sie beide in einer halben Stunde in meinem Büro!«
Auf dem Weg in Jarretes Büro ließ Cruz den Kopf gegen die Lehne des Beifahrersitzes fallen und schloss die Augen – eine große Müdigkeit übermannte sie. In der vergangenen Nacht war sie schweißgebadet aufgewacht. Einmal mehr hatte ihr so oft wiederkehrender Albtraum sie in Angst und Schrecken versetzt. Und die Beruhigungsmittel, die sie dagegen einnahm, hatten lediglich bewirkt, dass ihr noch schummriger zumute wurde.
Und am Morgen hatte in aller Frühe ihre Mutter angerufen:
»Wie geht’s dir, Kind? Du hast dich ja schon seit Wochen nicht mehr gemeldet. Entschuldige, dass ich dich um diese Uhrzeit anrufe, aber ich weiß ja, dass du Frühaufsteherin bist, und morgens ist der Anruf auf deinem Handy viel günstiger.«
»Gut, Mama! Mir geht’s gut.«
Die Anrufe ihrer Mutter begannen immer auf dieselbe Art.
»Kind, wo steckst du eigentlich?«
»In Madrid, Mama. Ich arbeite an einem …«
Aber ohne überhaupt zuzuhören, fragte ihre Mutter: »Und was machst du da …? Das hättest du mir vorher sagen können. Du weißt doch, dass ich eine Cousine in Madrid habe, sie wohnt in einem Außenbezirk, aber gar nicht so weit vom Zentrum entfernt, sie hätte dich sicher gern bei sich aufgenommen. Wo bist du denn untergebracht?«
»Im Apartment einer Freundin.«
»Aber Kind! Pilar hätte dich so gern bei sich aufgenommen! Ich will ja nicht aufdringlich sein: Aber isst du auch genug? Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du bloß noch Haut und Knochen. Das liegt bestimmt an deinem Job, so gefährlich, wie der ist. Und diese schrecklichen Arbeitszeiten!«
»Mama, bitte …«
»Schon gut, ich weiß, du willst nicht, dass ich mich in dein Leben einmische. Dein Vater und ich waren diese Woche in Galizien, um deine Tante und deinen Onkel zu besuchen. Du weißt ja, wie sehr dein Vater das Landleben liebt.«
Sie seufzte laut auf. Wie alle Mütter wusste sie genau, wie sie bei ihrer Tochter Schuldgefühle hervorrufen konnte.
»Mama, fang jetzt bitte nicht damit an!«
»Kind, tu es mir zuliebe. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich darunter leide. Es ist die Hölle auf Erden, wirklich! Deinetwegen ist dein Vater ständig schlechter Laune, und ich muss alles ausbaden. Er ist doch dein Vater. Ihr seid zwei solche Starrköpfe!« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Melde dich doch mal bei ihm, bitte, Crucita! Ist das wirklich zu viel verlangt?«
Als sie bei Jarrete eintrafen, forderte dieser sie auf, ihr Glück bei Clara zu versuchen:
Clara arbeitet ohne Unterlass im Untergeschoss eines Gebäudes der Spanischen Nationalpolizei in San Lo renzo de El Escorial: vierundzwanzig Stunden am Tag, dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr. Clara ist ein in einen Hochsicherheitsraum eingeschlossener Hochleistungsrechner, wird ständig gut gekühlt, ist mit modernsten Sicherheitssystemen ausgestattet und steht unter dem persönlichen Schutz einer Eliteeinheit der Polizei. Außerhalb des Gebäudes aus Beton und
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