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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Schiff zuzubewegen, und zwar in solch albtraumhaftem Zorn und mit derartiger Kraft, dass Isana bildlich vor sich sehen konnte, was mit dem Schiff geschehen würde, wenn dieser Kamm aus Schuppenplatten auf dem Rücken gegen den Kiel krachte.
    Wieder rief sie Bächlein, und nun preschten sie mit solcher Geschwindigkeit voran, dass ihr der Segeltuchgurt in die Haut schnitt, sogar durch den Stoff ihrer Kleidung. Sie schossen vorwärts und glitten über das Wasser, und sie hörte Ehrens atemlosen Angstschrei, der sich mit Kitais aufgeregtem Juchzen vermischte. Sie flogen dahin, und Isana hielt in einem weiten Bogen auf die Schleiche zu.
    Isana rief Bächlein, rief das Meer, und während sie auf die Schleiche zurasten, sammelte sich das Wasser unter ihnen und baute sich zu einer Welle auf, die sie von der Oberfläche des brodelnden Ozeans in die Höhe hob, so dass sie, als sie das Schiff erreichten und die Welle daran brach, einfach auf Deck geworfen wurden.
    Demos stand bereit, als die elementargewirkte Welle über seine Füße spülte und die Schleiche hart nach Steuerbord drückte, und er hatte die Augen vor Schreck weit aufgerissen. Das Schiff richtete sich wieder auf, und das Leben kehrte in Demos zurück. Er drehte sich zu seinen Männern um und schrie Befehle, die jedoch im Gebrüll der wütenden Leviathane kaum zu verstehen waren.

    Sofort wandte sich Isana Araris zu, kniete sich neben ihn und legte ihm die Hände auf den Bauch. In seiner Seite klaffte eine Wunde knapp unterhalb der Rippen. Sie packte das aufgeschlitzte Fleisch mit den bloßen Händen, drückte es zurecht und lenkte alle Aufmerksamkeit auf ihre Finger. Die Wunde war groß, aber nicht schwierig, doch wenn sie die Blutung nicht sofort stillte, würde er nicht überleben.
    »Ich habe all die Qualen in Ceres nicht auf mich genommen, damit du jetzt stirbst«, hörte sie sich fauchen. Dann zwang sie Bächlein in die Wunde, suchte mit Hilfe des Elementars die Ränder und begann, sie wieder miteinander zu verbinden, damit das Blut nicht länger austrat. Es war schwierig, und schon bald spürte Isana, dass ihre Kräfte schwanden, aber es musste getan werden. Sie ließ nicht eher locker, bis sie die Ader geheilt hatte und feststellte, dass sich der Blutdruck normalisierte.
    Danach zog sie sich zurück, sank in sich zusammen und schnappte nach Luft. Die Erschöpfung durchdrang sie bis in die letzte Faser ihres Körpers.
    Sie blickte auf und sah Tavi, der sie anstarrte.
    Nun sah sie sich um. Kitai stand ebenfalls da und beobachtete sie, wobei ihre Mandelaugen im schwindenden Tageslicht leuchteten. Ehrens Miene zeigte Ehrfurcht. Demos und ein Dutzend anderer Seeleute schauten ebenfalls zu.
    »Verdammte Krähen«, sagte einer der Männer. »Sie hat nicht einmal eine Wanne gebraucht.«
    Isana blinzelte und betrachtete ihre blutigen Hände und den bewusstlosen Mann vor sich.
    Hatte sie nicht?
    Hatte sie nicht.
    Ja, verdammte Krähen. Das war doch nicht möglich. Nur die mächtigsten Elementarwirker des Reiches konnten …
    Wieder erscholl dieses gigantische, das gesamte Meer erschütternde Gebrüll.
    Isana sah auf, genauso wie alle anderen an Bord der Schleiche,
und schaute zu, wie ein erster Leviathan die Mactis angriff. Das Ungeheuer erhob sich in wildem Zorn aus dem Meer, wie ein Berg gepanzerten Fleisches. Er hob die Mactis über die Wellen, und das Krachen der Balken, als der Kiel zerbrach, hallte durch die Dämmerung. Männer schrien und fielen von dem zerstörten Schiff. Im Vergleich zur Größe des Ungeheuers sahen sie wie Spielzeug aus. Manche landeten im Meer, andere auf dem riesigen Körper des Leviathans, dessen Haut nicht mehr nachgab als die Felsen einer schroffen Küste.
    Die Hälfte des Schiffes trieb noch einen Augenblick auf dem Wasser, aber nur, bis ein zweiter Leviathan den ersten rammte und es dabei zwischen ihnen zermalmte. Männer rangen verzweifelt um ihr Leben, kleine Insekten zwischen den wütenden Titanen des Ozeans. Manchen war es gelungen, eines der kleinen Boote ins Wasser zu lassen, doch in diesem Mahlstrom blieben sie nicht lange oben, und die zunehmende Dunkelheit, das Toben der wütenden Leviathane, die sich in ihrer Raserei immer wieder gegeneinanderwarfen, und die gequälte See verschluckten diese Nussschalen, während die Schleiche davonsegelte.
    Isana empfand das Entsetzen, das die Zuschauer befallen hatte - und das Mitleid. Diese Männer, mochten sie auch Piraten und Schurken sein, hatten gegen einen Feind gekämpft, der ihr

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