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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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machen.«
    Wenigstens kam niemand vorbei, der ihr Gespräch mit anhören konnte. Isana murmelte etwas, von dem sie hoffte, Kitai würde es nicht als Ermunterung auffassen fortzufahren, und dann erhaschte sie einen Hauch der Emotionen des Mädchens. Isana blieb stehen und zog die Augenbrauen hoch. »Du machst dich über mich lustig.«
    Die Augen des Marat-Mädchens glänzten, und sie blickte über die Schulter. »Würde ich es wagen, mich über die Erste Fürstin von Alera lustig zu machen?«
    Isana bekam einen langen Augenblick den Mund nicht mehr zu. Schließlich eilte sie Kitai hinterher. Sie schwieg noch einige Schritte, ehe sie sagte: »Er hat es dir erzählt?«
    »Hätte er ruhig tun können«, antwortete Kitai. »Seine Gefühle haben sich jedes Mal verändert, wenn er über dich sprach.« Ihre
Miene wurde ernst. »Ich kann mich daran erinnern, wie es sich anfühlte, eine Mutter zu haben. Ich habe bei ihm dieses Gefühl für dich gespürt.«
    Isana betrachtete das Mädchen, während sie gingen. »Du bist überhaupt nicht so, wie es den Anschein hat.«
    Kitai runzelte die blasse Stirn und sah sie an.
    »Du scheinst einfach ein Barbaren-Mädchen zu sein. Abenteuerlustig, verwegen, sorglos, was richtiges Benehmen betrifft.« Isana lächelte schwach. »Ich habe dich nach deiner Beziehung zu meinem Sohn gefragt. Du hast mir viel darüber erzählt.«
    Kitai zuckte mit den Schultern. »Mein Vater sagt immer: Sprich nur zu denen, die auch zuhören. Alles andere ist Verschwendung von Atem. Ich habe dir die Antworten gegeben, wenn du nur auf sie gehört hast.«
    Isana nickte nachdenklich. »Was zwischen dir und Tavi besteht … Es ist wie mit den anderen Totems bei deinem Volk, nicht wahr? So wie dein Vater seinen Garganten hat, Wanderer.«
    Kitai zog die Augenbrauen hoch. »Doroga hat sich nicht mit Wanderer gepaart; jedenfalls bis zu dem Moment nicht, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.« Sie hielt kurz inne und fügte hinzu: »Wanderer würde das nie zulassen.«
    Isana konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
    Das Marat-Mädchen lächelte. »Ja. Es ist sehr ähnlich.« Sie legte sich die Hand aufs Herz. »Ich fühle ihn hier.«
    »Gibt es andere, bei denen es so ist wie bei dir? Die Aleraner haben als … Ich kenne das Wort nicht.«
    » Chala «, erklärte Kitai. »Nein. Unsere Völker sind sich nie so nahe gekommen. Und die Welpen werden für gewöhnlich von Fremden ferngehalten. Ich bin die Einzige.«
    »Aber zu welchem Clan würdest du gehen?«, fragte Isana. »Wenn du zu deinem Volk heimkehrst, meine ich.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin die Einzige.«
    Isana dachte darüber nach. »Das muss schwierig sein«, meinte sie schließlich, »so allein zu sein.«

    Kitai neigte den Kopf und lächelte in sich hinein. »Ich habe keine Ahnung. Ich bin nicht allein.«
    Tiefe, beständige Liebe strahlte plötzlich von dem Mädchen aus wie Hitze von einem Ofen. Isana hatte es schon zuvor gespürt, und dennoch beeindruckte sie die Stärke. Sie hatte das Barbaren-Mädchen für eine nebensächliche Gefährtin gehalten, die bei Tavi blieb, weil sie Spaß an ihm und den Abenteuern hatte. Dabei hatte sie die junge Frau vollkommen verkannt. Den Mangel an Gefühlen, den sie für gewöhnlich bei Kitai spürte, hatte sie darauf zurückgeführt, dass diese Beziehung wohl keine allzu große Bedeutung hatte.
    »Du kannst dich und deine Gefühle verbergen. So wie er«, sagte Isana leise. »Jetzt hast du sie mir offenbart. Du wolltest mich beruhigen.«
    Das Marat-Mädchen blickte sie an, ohne zu lächeln, und neigte den Kopf. »Du bist eine gute Zuhörerin, Fürstin Isana.«
    Isana biss sich auf die Unterlippe. »Ich bin wohl kaum eine Fürstin, Kitai.«
    »Unfug«, sagte Kitai. »Bei dir findet man nur Edelmut, Feinheit und Anmut.« Sie drückte Isana etwas in die Hände. »Könntest du das für mich halten?«
    Isana sah Kitai an, die ihr einen Beutel aus dickem Sackleinen reichte. Sie blickte sich um. Das Marat-Mädchen hatte sie geführt, und Isana war gar nicht aufgefallen, dass sie die Handwerksgasse verlassen hatten. Sie wusste nicht, wo sie nun waren. »Warum soll ich es halten?«
    »Dann habe ich etwas, wo ich den Kaltstein hineinlegen kann, nachdem ich ihn gestohlen habe«, sagte Kitai. »Entschuldige mich.« Und damit trat das Mädchen in eine dunkle Gasse, warf ein Seil um einen Schornstein und kletterte langsam an dem Gebäude hinauf.
    Isana starrte ihr entgeistert hinterher. Dann hörte sie Schritte auf der

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