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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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mehreren Schichten ausgelegt war, um eben darin die elementargebundenen Kaltsteine aufzubewahren. Kitai öffnete ihren Beutel und ließ einen runden Stein von der Größe einer Kinderfaust in den Sack fallen. Die Abendluft war frisch, doch der Kaltstein verbreitete Eiseskälte, und Isana verschloss den Leinenbeutel rasch.
    »Was hast du gemacht?«, fragte Isana leise.
    »Ich habe etwas besorgt, das wir brauchen werden«, erwiderte Kitai. »Was auch immer du zu den beiden gesagt hast, es hat gute Wirkung gezeigt. Könntest du es vielleicht noch einmal sagen?«
    »Noch einmal?«, fragte Isana.
    »Falls notwendig.« Sie deutete mit dem Kopf auf den Beutel. »Ich muss die anderen holen.«
    »Du willst sie stehlen?«, fragte Isana. »Und wenn du erwischt wirst?«
    Kitai riss den Kopf zurück, als hätte Isana ihr eine Ohrfeige verpasst, und sie zog eine der hellen Augenbrauen hoch. »Kein Aleraner in dieser sinnlosen Stadt hat mich je erwischt«, sagte sie mit dieser vollkommenen Überzeugung von jemandem, der die Wahrheit sagt. Isana spürte es auch in ihrer Stimme. Kitai seufzte. »Na ja«, räumte sie ein, »außer einem. Unter sehr besonderen Umständen. Und der schläft jetzt aber gerade.«
    Isana schüttelte den Kopf. »Ich … Ich bin nicht sicher, ob du mir nicht zu viel zutraust, Kitai. Ich denke, du bist sicherlich gut darin, ich aber nicht. Du wärst ohne mich besser dran, glaube ich.«
    »Es geht schneller, da wir offen durch die Straßen gehen können«, sagte Kitai. »Eine Frau allein wird angesprochen und ausgefragt. Zwei Frauen, die schnell zusammen gehen, nicht. Und
ich kann den schweren Beutel nicht mitnehmen. Ich müsste ihn jedes Mal irgendwo verstecken, wenn ich kletterte. Mir wäre es lieber, wenn du darauf aufpasst, statt dass ich ihn in irgendeiner Gasse liegen lasse.«
    Isana sah die Marat kurz an, seufzte und sagte: »Gut. Unter einer Bedingung.«
    Kitai legte den Kopf schief. »Und?«
    »Ich möchte mit dir über Tavi reden.«
    Kitai runzelte die Stirn und zog eine besorgte Miene. »Ach. Wäre das denn angebracht?«
    »Zwischen uns?«, fragte Isana. »Natürlich. Das nennt man ein Gespräch unter Frauen.«
    Kitai nickte, als sie losgingen. »Und was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, du kannst ganz offen mit mir reden, ohne Angst zu haben, dass es nicht angebracht sei - und ich werde mich über nichts aufregen, das du mir erzählst.«
    Kitai widmete der Stadt, die sie umgab, einen entnervten Blick. »Endlich«, sagte sie. »Aleraner!«

32
    Amara machte sich Sorgen.
    Der Sumpf breitete sich endlos um sie herum aus, eine Landschaft aus Bäumen und Wasser, Nebel und Schlamm. Das Leben schien in einem Farnbusch zu brodeln und von allen Ästen zu tropfen. Frösche und summende Insekten erzeugten des Nachts ohrenbetäubenden Lärm. Vögel und Kleintiere, die auf den Bäumen wohnten, zirpten und kreischten den ganzen Tag lang. Und
stets, ob Tag oder Nacht, zogen Insektenschwärme durch die Luft wie ein ewiger brummender Schleier, den man fortwährend zur Seite schieben musste.
    Das Gelände war eine brutale Mischung aus seichtem Wasser über klebrigem Schlamm, tieferem Wasser, das Amara bis über die Brust reichte, und gelegentlichen feuchten, insektenumschwärmten festeren Erdhügeln. Zwei weitere Male waren sie Garims begegnet, die glücklicherweise nicht so groß waren wie die außerhalb des Sumpfes, und deshalb zogen sie sich zurück, als sie auf Widerstand stießen, sobald Bernard und Amara ihre Elementare dazu gebracht hatten, sich körperlich zu manifestieren. Diese Eidechsen, so schien es, hatten schon lange erkannt, wie vergeblich es war, sich mit wilden Elementaren anzulegen.
    Sie kamen ordentlich voran, wenn man bedachte, dass eigentlich jedes Vorankommen in diesem Gelände ordentlich zu nennen war, denn der Marsch war gnadenlos und ermüdend. Bislang hatten sie weitere Missgeschicke vermieden, und sie fanden auch genug essbare Früchte und Beeren. Sie schmeckten faulig, würden sie jedoch am Leben halten, jedenfalls für eine Weile.
    Am schlimmsten fand sie eigentlich, wie der Sumpf die untere Hälfte ihres Körpers durchweicht hatte. Sie und Bernard waren beide mit dem dicken Matsch des Sumpfgrundes beschmiert, und zwar fast bis zur Hüfte, und die ständige Nässe hatte ihre Stiefel ruiniert. Ihr war unablässig kalt, und sie wurde nicht mehr trocken. Mehrmals am Tag mussten sie anhalten und die Füße trocken reiben, um sie vor wunden Stellen zu schützen. Dem Feind waren sie nicht mehr

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