Der Protektor von Calderon
verlangte: »Macht Licht und erstattet Bericht.«
Jemand holte zwei Elementarlampen hervor und stellte sie auf den Boden. Isana konnte die Szene nun sehen.
Araris lag auf dem Boden, durch Schutt von den Knien abwärts gefesselt. Die leeren Hände hatte er ausgebreitet, und über ihm stand ein Mann, der ihm eine lange Klinge an den Hals drückte.
Der Mann mit dem riesigen Hammer schaute auf, nachdem er
die Lampen entfacht hatte. »Aresius ist tot«, meldete er unbeteiligt. »Und die beiden Einheimischen. Wir haben zwei Gefangene.«
Die Frau, die Isana festhielt, fragte: »Scipio? Der Cane?«
Der Mann mit dem Hammer schluckte. »Verschwunden.«
Die Frau riss heftig an Isanas Haar und stieß sie mit dem Rücken auf den Boden. Eine Schwertspitze wurde Isana an den Wangenknochen gesetzt, und Phrygiar Navaris starrte sie an.
Navaris sah schlimm aus. Die Haut in ihrem Gesicht schälte sich ab, als hätte sie Pusteln gehabt. Ihr kurzes Haar waren ausgeblichen, und ihre Hände und Arme zeigten ebenfalls Spuren von zu viel Zeit in der Sonne und den schmerzhaften Folgen.
»Wehrhöferin«, flüsterte Navaris. »Kannst du mir einen Grund nennen, warum ich euch beide nicht auf der Stelle umbringen sollte? Gleich hier, gleich jetzt?«
43
Tavi hatte nichts von Ibrus’ Emotionen spüren können, während sich der Mann mit Ehren unterhielt. Das war nicht ungewöhnlich. Seine Wasserkräfte waren eher unbeholfen und sicherlich schwach im Vergleich mit denen einer richtigen Wasserwirkerin wie seiner Mutter. Trotzdem hatte ihn ein unbehagliches Gefühl beschlichen, und als seine Mutter Ibrus geradewegs darauf angesprochen hatte, wusste er sofort, dass sie recht hatte.
Dann hatte Araris das Schwert gezogen und einem Mann den Bauch aufgeschlitzt, der sich hinter einem windgewirkten Schleier an die Gruppe und vor allem an Tavi herangeschlichen hatte.
Tavi hatte das Schwert gezogen, doch noch während er das
tat, spürte er eine Kraft im Boden unter seinen Füßen, und dann schlug ein Streithammer durch die Wand neben ihnen, als würde sie aus Bienenwachs bestehen. Die Mauer brach zusammen unter dem Ansturm von Erdkräften, und der Hammerschlag ließ eine riesige Öffnung entstehen.
Das alles konnte Tavi gar nicht so schnell erfassen, als Araris ihn auch schon vor die Brust stieß und außer Reichweite des Steinhagels brachte. Der Singulare schrie auf, als hunderte von Pfund Marmor auf ihn niedergingen.
Tavi war gerade wieder auf den Beinen, da rannte Ehren an ihm vorbei. Er spürte eine seltsame Spannung in der Luft hinter sich und drehte sich gerade rechtzeitig um, damit er einen Schwerthieb, der auf ihn niederging, mit seiner Klinge abwehren konnte. Stahl traf auf Stahl, und plötzlich stand Tavi vor Phrygiar Navaris.
Die Gesichtshaut der Frau war rot und schälte sich, als würden schwere Blasen verheilen, doch ihr Blick war so kalt wie immer, und ihr Schwert bewegte sich so schnell, dass man ihm kaum folgen konnte. Nach dem abgewehrten Hieb ging sie ohne Zögern sofort zum nächsten Angriff über.
Tavi blieb keine Zeit, sich großartig an seine Übungen zu erinnern. Nur der Instinkt führte seinen Arm, als er eine tödliche Hiebfolge abwehrte und nur knapp dem letzten Angriff entkommen konnte, bei dem ein Hieb plötzlich zum Stich wurde, der sich auf seinen Bauch zubewegte. Wie aus eigenem Antrieb schlug seine Hand zu, als Navaris sich für den Stoß vorbeugte, und traf die Gegnerin auf den Mund. Im letzten Moment drehte sie sich zur Seite, und der Schlag traf sie mit geringer Wucht. Kalter Zorn loderte in ihren Augen.
Hieb um Hieb wurde Tavi zurückgedrängt. Seine Gegenattacken waren zu schwach, und Navaris fegte sie verächtlich zur Seite. Tavis Herz klopfte heftig vor Angst. Es gelang ihm kaum, jeden Angriff abzuwehren, manchmal stand es wirklich im wahrsten Sinne auf Messers Schneide. Zweimal berührte Navaris’
Schwert sein Kettenhemd und durchtrennte einige Ringe, die mit lautem Scheppern zu Boden fielen; wenn er diesem Kampf ohne Wunden entkam, dann müsste er schon unaussprechliches Glück haben.
Navaris heulte auf, und ihre Klinge bewegte sich noch schneller. Plötzlich wurde Tavi bewusst, dass er aus dem geschmeidigen Rhythmus geraten war, mit dem er sich instinktiv verteidigt hatte, dass Navaris’ Schwert sich immer schneller bewegte und er dessen Bewegung nicht mehr verfolgen konnte.
Am Ende wurde er zu langsam, Navaris’ Augen blitzten, und sie schlug seine Klinge zur Seite. Nun ergab sich eine
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