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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Freund ist verwundet«, sagte Tavi. »Max. Und viele von meinen Männern. Denkst du …«
    Isana neigte den Kopf. »Ich gehe sofort ins Lazarett.«
    Tavi schloss die Augen. »Danke.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Plötzlich löste sich seine Zurückhaltung auf, und seine Emotionen wogten zu ihr hinüber. Sie waren Isana schmerzlich vertraut - die Angst und die Unsicherheit, die sie stets dann begrüßt hatten, wann immer Tavi als Kind in den dunklen Stunden der Nacht ein Albtraum aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Sie ging zu ihm und umarmte ihn so fest sie konnte. Er lehnte sich bei ihr an.
    »Ich habe Angst«, flüsterte er.
    »Ich weiß«, erwiderte sie.
    »Verrate es niemandem. Die anderen dürfen es nicht bemerken.«
    »Ja, ich weiß«, sagte sie.
    »Ich liebe dich, Mutter.«
    Isana konnte es fühlen, während er es aussprach, und sie schlang die Arme noch fester um ihn. »Und ich liebe dich auch, mein Sohn.«

53
    Marcus blieb im Schatten vor dem gut erleuchteten Zelt von Senator Arnos stehen, lauschte und schaute durch den halb geöffneten Eingang hinein.
    »Und?«, wollte Arnos von seinem Lakaien wissen. »Du bist mein Berater in Sachen Gesetze. Gib mir einen Rat.«
    »Tut mir leid, Senator«, antwortete der fette Mann, der inmitten eines Stapels von dicken Büchern saß. »Die Gesetze dürften hier auf Seiten des Princep…«
    »Scipio«, fauchte Arnos. »Er heißt Scipio.«
    »… auf Seiten Scipios stehen«, berichtigte sich der Mann umgehend. »Er hat … rein dem Gesetze nach … die Bedingungen erfüllt und sich ausgewiesen, und im Falle eines Verrats oder einer Verletzung der Reichsehre haben Angehörige der Civitas im Range eines Fürsten oder höher das Recht, eine Herausforderung gegen jeden anderen Civis des Reiches auszusprechen.«
    »Das weiß ich«, knurrte Arnos. »Was kann ich dagegen tun?«
    Der Mann versuchte zu lächeln, und seine Stimme piepste. »Zu jedem Zeitpunkt könntest du auf deine Angehörigkeit zur Civitas verzichten, Herr.«
    Arnos schlug ihn. »Idiot. Verschwinde aus meinen Augen, ehe ich dich auspeitschen lasse.«
    Der kleine Mann huschte aus dem Zelt, und Marcus trat zurück, um ihn durchzulassen.
    »Du könntest seinen Rat annehmen, weißt du«, sagte eine Frau. Marcus erkannte sofort die Stimme der verkleideten Fürstin Aquitania.
    »Verfluchte Krähen und Elementare«, fauchte Arnos gepresst. »Wie lange bist du schon da?«

    »Lange genug, um zu sehen, dass du ziemlich in der Klemme sitzt, Arnos.«
    Der Senator grunzte ausgesprochen unzivilisiert. »Ich werde jetzt keinen Rückzieher machen. Damit würde ich alles verlieren, wofür ich jahrelang gearbeitet habe. Meiner Meinung nach wäre es an der Zeit für dich, endlich einzugreifen.«
    »Und?«, fragte sie.
    »Und mich aus dieser Klemme zu befreien«, sagte er durch die zusammengebissenen Zähne.
    »Ich glaube, ich habe mich in dir getäuscht, Arnos. Ich wusste, dass du ein aufgeblasener Wichtigtuer bist, der den Erhabenen spielt, aber ich habe gedacht, du würdest zumindest über einige Fähigkeiten verfügen.«
    Arnos starrte sie schweigend einige Sekunden lang an, ehe er ihr vorhielt: »Wir hatten eine Abmachung.«
    »Wir hatten eine Vereinbarung«, sagte die Fürstin Aquitania. »Aber du hast mich hintergangen. Du hast mir gesagt, du hättest keinen deiner Leute als Söldner angeheuert. Doch deine sehr gut ausgerüstete, sehr gut versorgte und sehr gut bezahlte Reiterei hat anscheinend jede Siedlung, die ihr in den Weg kam, ausgeraubt und ausgeplündert.«
    »Deren Tribune handeln unabhängig von meinen Befehlen«, erwiderte Arnos.
    »Du bist der Kommandant dieser Legionen, mein Lieber. Du bist für ihre Taten verantwortlich. Allein aus diesem Grund kannst du nach einem Sieg Ruhm und Ehre für dich beanspruchen. Oder hat man dir das an der Collegia nicht beigebracht?«
    »Wie kannst du es wagen, mir Vorträge zu halten über …«
    Die Fürstin sprach leise, doch mit Eiseskälte in der Stimme. »Bring mich nicht dazu, die Hand gegen dich zu erheben, Arnos. Wenn ich jemandem eine Ohrfeige versetze, kann er anschließend nicht mehr davonlaufen.«
    Arnos fuhr auf und wurde rot im Gesicht. »Vor sechs Wochen war es dir noch recht, aleranisches Blut zu vergießen.«

    »Ich bin immer zu Opfern bereit, wenn man ein höheres Ziel verfolgt«, entgegnete Fürstin Aquitania. »Das bedeutet jedoch nicht, dass ich Vergewaltigung und Mord in Wehrhöfen einfach wortlos hinnehme. Damit haben wir nichts gewonnen. Es hat

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