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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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beobachtete sie bei dem ersten Mann, den man zu ihr brachte, nickte und brüllte im nächsten Augenblick anderen Heilern wieder Befehle zu.
    Schon kurz darauf kümmerte sich Isana um Männer mit schweren und komplizierten Verletzungen. Einer armen Seele waren mit einer brutalen Waffe die Augen ausgestochen worden. Einen anderen jungen Mann hatte ein Speer in den Unterleib getroffen. Ein dritter war wegen eines gebrochenen Brustbeins behandelt worden, jedoch anschließend nicht wieder zu Bewusstsein gelangt, weil der erste Heiler die Schwellung im Herzen übersehen hatte,
die dessen Arbeit stark einschränkte. Isana schuftete und heilte, und ein Mann nach dem anderen wurde ihr in die Wanne gelegt.
    Sie wusste nicht, wie viele sie behandelt hatte, aber zwischendurch wurde ihr bewusst, dass sie eigentlich nach einer Handvoll hätte müde sein sollen. Sie war zwar durchaus erschöpft, aber dennoch fühlte sich die Arbeit leichter an und ging ihr schneller von der Hand, so als sei ihre »Berührung« viel, viel feinfühliger geworden und als könne sie viel genauer die Stelle erkennen, wo der Schaden entstanden war, um ihren Elementar dort hinzulenken. Ihr Talent war nicht gewachsen, dennoch strengte sie die Arbeit nicht mehr so sehr an.
    »Der letzte«, grunzte ein Helfer und legte einen weiteren geschundenen jungen Körper in die Heilwanne, an der Isana saß. Es war ein junger, großer Mann mit starken Muskeln, und seine Beine, sein Bauch und seine Brust waren mit schweren Verbrennungen überzogen.
    Isana zuckte zusammen und war dankbar, dass der arme Legionare bewusstlos war. Verbrennungen wie diese hätten jemanden im Wachzustand vor Schmerz blind werden lassen können, und falls ihre Fähigkeiten tatsächlich gewachsen waren, würde der Mann das Leiden kaum ertragen können.
    Der Legionare lag in der Wanne, und Isana hielt seinen Kopf, damit er nicht unter Wasser rutschte. Voller Schrecken stellte sie fest, dass sie ihn kannte.
    Es war Tavis Freund. Max.
    Sie schloss die Augen und machte sich mit Entschlossenheit und Geduld an die Arbeit. Verbrennungen gehörten zu den Wunden, die am schwierigsten zu heilen waren - sie hätte behauptet, es seien die allerschwierigsten, wenn sie nicht einige Zeit zuvor wochenlang ununterbrochen mit einer Infektion gekämpft hätte, die durch ranziges Garic-Öl in eine Wunde gelangt war.
    Diese Verbrennungen waren kein schwärender Albtraum, allerdings schlimm genug, und sie bedeuteten eine enorme, ja gefährliche Anstrengung für Max. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit dem
verstümmelten Fleisch zu, und mit Bächleins Hilfe untersuchte sie es. Sie hörte auf, als sie glaubte, es würden keine sehr schlimmen Narben zurückbleiben, denn sie wagte es nicht, angesichts der schwindenden Kräfte des jungen Mannes weiterzumachen.
    Anschließend lehnte sie sich zurück und nickte müde dem Helfer zu. Max wurde in ein Bett getragen, und sie trocknete sich die Hände an einem Tuch ab.
    »Meine Dame«, sagte jemand hinter ihr. »Wenn du je eine Arbeit suchst, kann ich dir den Rang einer Hauptsubtribunin anbieten, und zwar bei höchstem Sold.«
    Isana drehte sich um. Foss stand hinter ihr, schüttelte den Kopf und schaute zu, wie Max davongetragen wurde. »Bei den Krähen«, sagte der Legionsheiler. »In einer Welt, wo die Vernunft regierte, müsstest du meinen Posten bekommen.«
    Sie lächelte ihn erschöpft an. »Danke, Tribun. Sicherlich hättest du genauso viel leisten können.«
    Foss schnaubte. »Du hast einem Mann das Augenlicht zurückgegeben. Das ist gute Arbeit, und in meinem ganzen Leben habe ich nur zwei oder drei Heiler kennen gelernt, die dazu fähig waren. Eine davon war eine Hohe Fürstin. Du hast mehr geschafft als drei meiner Heiler zusammen, noch dazu in der halben Zeit. Deine Begabung ist bemerkenswert.« Er neigte den Kopf. »Danke.«
    Sie blinzelte ein paarmal und war verlegen. »Ich … Gern geschehen.«
    Foss bot ihr seine Hand. »Wir sollten lieber aufbrechen. Es ist fast an der Zeit.«
    »Zeit?«, fragte Isana.
    »Das Juris Macto , meine Dame.«
    Isana schauderte. Bei der Arbeit hatte sie das Duell fast vergessen. Vielleicht hatte sie gehofft, es wäre längst vorbei, wenn sie aufhörte zu heilen.
    Aber das, so dachte sie, wäre falsch gewesen. Ihr Sohn musste auf Leben und Tod kämpfen - und zwar Leben und Tod aller in den Ruinen -, und sie sollte ihm beistehen.

    Das Duell war ein Albtraum an Begeisterung und Hochstimmung, wie sie ihn nie zuvor erlebt hatte.
    Die Emotionen

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