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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Aufprall.
    Isana stockte der Atem. Vage wurde sie sich eines scharfen Schmerzes in ihren Händen bewusst. Ihre Fingernägel gruben sich in die eigene Haut. Die wachsende Anspannung in der Menge und die Aufregung fühlten sich an, als könnte auch Blut geflossen sein. Sie starrte hinauf zum Dach und hoffte, wünschte sich, es möge vorüber sein.
    Das Klirren der Schwerter hatte ein Ende. Es flogen keine Funken mehr.
    Isana hörte, wie sie stöhnte.
    Die Stille dauerte an und dauerte.
    Dann ertönte ein wütender Schrei, so heiser, so voller Wahnsinn und Wut, dass sie ihn zunächst gar nicht für einen menschlichen Laut hielt.
    Erneut stoben Funken.
    Und dann war es still.
    »Tavi«, hörte sich Isana flüstern. »Oh, mein Tavi.«
    Die Menge regte sich nicht, verharrte so starr wie die Steine der Ruinen. Die Spannung war unerträglich für Isana, und sie erwischte sich dabei, wie sie auf der Stelle, wo sie stand, hin und her schaukelte und gegen die Tränen ankämpfte.

    »Tavi«, flüsterte sie.
    Und dann erfüllten die Schlachtrufe der Marat die Luft.
    Die Barbaren stießen ein Freudengeheul auf ihrem Dach aus. Ihre wilden Schreie hallten von den Steinen wider. Benommen starrte Isana nach oben und begriff nur nach und nach, was der Lärm zu bedeuten hatte.
    Tavi.
    Sie jubelten Tavi zu.
    Ihr Sohn erschien an der Dachkante, und in der Ruinenstadt brach der reinste Tumult aus.
    Die Aleraner stimmten ein lautes Gebrüll an. Legionares schlugen mit den Fäusten in rhythmischem Donner auf ihre Brustpanzer. Irgendwo wieherten Pferde schrill. Die Hunde der Marketender heulten im Chor. Trommler der Legion schlugen auf ihre Instrumente ein, und die Trompeten ertönten. Der Lärm nahm solche Ausmaße an, dass die Wand eines verfallenen Hauses, nicht weit von Isana entfernt, zu beben begann und einstürzte.
    Ein Wirbelsturm der Begeisterung erfasste Isana und drohte ihr das Bewusstsein zu rauben. Sie schloss die Augen, und nur, weil Ehren sie stützte, ging sie nicht auf die Knie. Das Feuer war zu heiß. Es musste abgewendet werden, von ihr fortgelenkt werden, ehe sie den Verstand verlor. Sie schlug die Augen auf und zwang sich, aufrecht zu stehen.
    »Heil«, schrie sie. »Heil Gaius Octavian!«
    Ehren sah sie an, dann fiel er mit ein.
    »Heil Gaius Octavian!«
    Die Legionares in ihrer Nähe griffen den Ruf als Nächste auf.
    »Heil Gaius Octavian!«
    »Heil Gaius Octavian!«
    Überall in der Ruine stimmten die Zenturien mit ein, von einer verfallenen Straße zur anderen.
    »Heil Gaius Octavian!«
    »Heil Gaius Octavian!«
    »Heil Gaius Octavian!«

58
    Die krähenverfluchte Menge brüllte immer weiter seinen Namen, doch am liebsten hätte sich Tavi verzweifelt die Haare gerauft.
    Arnos würde entkommen.
    Der Senator war von seinem Platz auf der Mauer verschwunden, und Tavi entdeckte ihn zwischen den Menschen, wo er die Kapuze seines braunen Umhangs überzog. Nun wusste Tavi auch, warum der Mann schlichte Reisekleidung anstelle seiner teuren Roben getragen hatte.
    Tavi zeigte auf ihn und schrie seinen Männern zu, sie sollten Arnos hinterhereilen, aber das Tosen der Menge wurde lauter. Niemand verstand ihn oder dachte daran, den Senator zu verfolgen, und Arnos drängte sich in den dichtesten Teil der Menschenmasse.
    Nun wandte sich Tavi Kitai zu und schrie ihren Namen.
    Sie konnte seinen Ruf nicht gehört haben, nicht in dem Lärm, der hier herrschte, doch sie fuhr mit dem Kopf herum und setzte eine besorgte Miene auf.
    Tavi machte Handzeichen für Feind und fliehen und verfolgen . Dann zeigte er auf Arnos.
    Kitai riss die Augen auf und blickte in die Richtung, die Tavis Finger ihr beschrieb. Sie runzelte die Stirn und schrie den Marat neben ihr etwas in die Ohren. Die Barbaren erhoben sich, sprangen von einem Dach und einem Mauerrest zum nächsten, geschmeidig und flink wie die Katzen.
    Einer landete in dem Kreis, den die Schlachtkrähen für seine Mutter freigehalten hatten, und schrie Ehren etwas zu. Dann verschwand er in der Menge.
    Tavi gab Ehren das Zeichen für Stellung halten und Verteidigen ,
und er hoffte nur, der Kursor habe verstanden, dass er bei Isana bleiben sollte.
    Ehren nickte und machte das Zeichen für verstanden , das zufällig die gleiche Bewegung war wie ein Legionssalut, und er trat näher an Isana, die abgelenkt und gedankenverloren wirkte. Wen wunderte es? Sogar noch hier oben auf dem Dach drang dieser Sturm an Emotionen auf Tavis Sinne ein. Seiner Mutter musste es beinahe das Bewusstsein rauben.
    Tavi

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