Der Protektor von Calderon
»mit den Canim.«
»Senator, wir wollen, dass die Canim verschwinden. Vielleicht wollen sie ja selbst auch verschwinden. Diese Möglichkeit sollte man zumindest ausloten.«
»Verhandlungen«, wiederholte der Senator, »mit den Canim.«
»Sie haben schließlich einen Botschafter, Herr«, erwiderte Tavi. »Alera hat schon einmal mit ihnen verhandelt.«
»Ein Botschafter, der eine Schar Canim-Krieger in die Hauptstadt eingeschleust und versucht hat, den Ersten Fürsten ermorden zu lassen, ja«, stimmte Arnos zu. »Ein Botschafter, der gegenwärtig im Gefängnis auf seine Hinrichtung wartet.«
»Auf seinen Prozess«, wandte Ritter Cyril milde ein. »Seine Schuld wurde noch nicht bewiesen.«
Arnos warf Cyril einen höhnischen Blick zu. »Seine Soldaten. Sein Volk. Selbst wenn er es nicht geplant hat, hätte er einschreiten und es verhindern müssen. So oder so, er trägt die Schuld daran.«
»Trotzdem wäre es vielleicht eine Möglichkeit, die man in Erwägung ziehen sollte.«
»Ich verstehe«, sagte Arnos leise. »Nachdem die Canim uns überfallen haben, tausende von Aleranern umgebracht und hunderttausende vertrieben haben, nachdem sie Städte niedergebrannt und mit einem Rebellen eine Verschwörung gegen den Thron betrieben haben, sollen wir … was? Ihnen vielleicht noch das Holz liefern, damit sie ihre Schiffe bauen können? Sie mit Vorräten ausstatten und ihnen Geschenke überreichen? Und sie mit unserem Segen nach Hause schicken?«
»Herr …«, setzte Tavi an.
»Ich sehe durchaus die Vorteile«, fuhr Arnos fort. »Sie würden nach Hause zurückkehren und ihrer ganzen Art erzählen, wie schwach und feige Alera ist, weil wir uns nicht nur nicht verteidigen konnten, sondern ihnen auch noch Tribut gezahlt haben, damit sie uns verlassen.«
»Das ist es aber nicht, was …«
»Und in einem Jahr, oder in zwei oder fünf, kommen sie von neuem, und in weit größerer Zahl. Sie werden wieder Tribut fordern.« Arnos schüttelte den Kopf. »Nein. Wir erledigen sie hier und jetzt. Wir tilgen sie vom Antlitz aleranischen Bodens. Jeden Einzelnen von ihnen, bis zum letzten Mann. Wir zeigen den Canim, was der Preis für ihre Untaten ist.«
Mehrere Männer murmelten Zustimmung, allerdings niemand, soweit Tavi sagen konnte, aus der Ersten Aleranischen.
»Sicherlich könnten wir sie schlagen«, warf Cyril ein. »Doch das wird uns eine Menge Männer kosten. Männer, die wir im Süden brauchen, wenn wir gegen Kalare ziehen.«
»Männer werden sterben, gleichgültig, was wir tun«, hielt Arnos dagegen.
»Da stimme ich zu«, meinte Cyril. »Mir wäre es nur lieber, sie nicht sinnlos in den Tod zu schicken. Gewissermaßen aus rein beruflicher Sicht.«
Arnos blickte Ritter Cyril mit zusammengekniffenen Augen an.
»Wenn ich vielleicht anmerken dürfte, Herr«, fügte Tavi hinzu, »dass uns selbst ein zeitweiliger Waffenstillstand Gelegenheit bieten würde, weitere Erkenntnisse zu sammeln und unsere Stellung deutlich zu verbessern.«
»Und dem Feind mehr Zeit, Schiffe zu bauen und damit zu einer Bedrohung mit mehr Bewegungsfreiheit zu werden. Die verräterischen Sklaven werden mehr Zeit haben, sich im Kampf zu üben und Ausrüstung herzustellen. Die Canim werden Gelegenheit haben, ihre Stellungen zu befestigen.« Arnos sah Tavi stechend an. »Es wird keine Verhandlungen geben, Hauptmann.«
»Senator«, sagte Tavi, »wenn du mir nur ein wenig Zeit lässt, um mit dem Ersten Fürsten zu sprechen und …«
Arnos wurde puterrot, und seine Stimme überschlug sich. »Es wird keine Verhandlungen geben, Hauptmann!«
»Aber …«
»Ein Wort noch«, fauchte Arnos, »und ich enthebe dich deines Postens und lasse dich auspeitschen. Hast du verstanden, Hauptmann?«
Tavi biss die Zähne zusammen, damit ihm nicht eine höchst unkluge Antwort entfuhr, und nickte stattdessen nur knapp.
Arnos starrte ihn einige Sekunden lang an und nickte ebenfalls. Er senkte die Stimme wieder und erhob sich. »Ich bedanke mich für den Bericht, Hauptmann«, sagte er, während er vor die Versammlung trat. »Das wäre dann alles.«
Tavi ging zu seinem Platz rechts neben Ritter Cyril. »Sollen es die Krähen holen«, murmelte er vor sich hin.
»Das dürfte doch keine große Überraschung sein«, erwiderte Cyril.
Tavi knurrte nur.
»Immer mit der Ruhe«, ermahnte Cyril ihn. »Für heute hast du es weit genug getrieben. Ich denke, wir könnten immerhin zu Nalus vorgedrungen sein.«
Tavi warf einen Seitenblick auf den Hauptmann der Garde. Nalus
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