Der Protektor von Calderon
mit ihnen anzulegen.
Seitdem handelte es sich bei den meisten Zusammenstößen eher um kleinere Gefechte als um regelrechte Schlachten, während die Canim ihre Stellungen ausgebaut haben. Während dieser Zeit drangen mehrere Kursoren der Krone, die der Ersten Aleranischen zur Unterstützung geschickt worden waren, in die besetzten Gebiete vor und sammelten Erkenntnisse.«
»Was haben sie in Erfahrung gebracht?«, fragte Arnos.
»Zunächst einmal, Herr, dass die Canim nicht alle in Frieden ziehen lassen, wie wir zunächst gedacht haben. Sie behalten die Angehörigen zweier Berufsstände bei sich und verweigern ihnen den Abzug: Zimmerleute und Schiffsbauer.«
Arnos runzelte die Stirn. »Dann … ergibt es einen Sinn, dass sie den Wehrhof verteidigen, in dem Bauholz hergestellt wird.«
Tavi nickte. »Sie sammeln Rohstoffe. Vor allem abgelagertes Holz.«
»Abgelagertes Holz?«, fragte Tribun Tactica Kellus, der an der Seite, nicht weit von Tavi entfernt stand. »Wozu abgelagertes Holz, Herr?«
»Weil, Tribun«, erwiderte Arnos scharf, »man keine Schiffe aus frischem Holz bauen kann.«
Tavi nickte und war gegen seinen Willen ein wenig beeindruckt. Arnos konnte seinen Kopf durchaus gebrauchen, wenn er sich dafür entschied. »Genau, Senator.« Er wandte sich um und markierte auf der groben Karte einen Punkt ziemlich weit unten auf der Tafel, was ungefähr eine Entfernung von hundert Meilen bedeutete. »Und wir glauben, sie bauen die Schiffe hier, in einer Stadt namens Werftstadt. Dort befindet sich eine lange schmale Bucht, und es gab bereits große Einrichtungen, in denen man ein
Dutzend Schiffe gleichzeitig bauen konnte. Wir nehmen an, diese sind noch vergrößert worden.«
»Ihr nehmt an?«, sagte Arnos.
»Es ist eine Vermutung, Herr, doch sie erscheint ziemlich gesichert. Die Canim haben am Ende der Bucht starke Verteidigungsstellungen errichtet, und sie vertreiben alle Schiffe, die nach Werftstadt segeln wollen, oder beschlagnahmen sie. Die Patrouillen in der Gegend sind dreimal so stark wie sonst, und irgendwo dort steht auch der Großteil ihres Heeres. Es ist schwierig, die Sache zu bestätigen, da sie keine Aleraner in die Stadt lassen, sofern es sich nicht um Schiffsbauer oder Zimmerleute handelt, die dort zur Arbeit gezwungen werden.«
»Woher weißt du dann, dass der Großteil ihrer Truppen dort steht?«, wollte Arnos wissen.
»Die betreffenden Spione haben die Vorratslieferungen beobachtet, Herr«, sagte Tavi. »Entweder es gibt in Werftstadt sehr viele Canim, oder die Bewohner haben sich entschlossen, ihr Hafenleben aufzugeben und stattdessen Viehhandel zu treiben.«
»Schiffe«, knurrte Hauptmann Nalus. »Was wollen sie mit den verdammten Schiffen?«
Tavi antwortete: »Der Cane, der den ersten Angriff angeführt hat, ein gewisser Sarl, hat bei ihrer Landung in Alera alle Schiffe verbrennen lassen. Man konnte die Brände in Portus Fundatorum noch aus fünf Meilen Entfernung beobachten.«
Arnos kratzte sich am Kinn und betrachtete die grobe Karte. »Schiffe eröffnen ihnen eine Reihe von Möglichkeiten, die ihnen sonst verwehrt blieben«, sagte er. »Sie können sich schnell entlang der Küste bewegen - segeln können die Hunde, das will ich ihnen zugestehen. Wenn sie genug Schiffe bauen, können sie ihre gesamte Streitmacht in den Süden nach Kalare verschiffen, oder uns dazu zwingen, im Kreis zu laufen.«
»Oder, Herr«, ergänzte Tavi. »Sie könnten … nach Hause fahren.«
Arnos warf Tavi einen ungläubigen Blick zu.
»Möglich wäre es, Herr. Die Mehrheit der Canim, die sich jetzt in Alera befindet, möchte nicht hier festsitzen. Deshalb musste Sarl die Schiffe schließlich verbrennen. Und sie müssen sich um ihre Angehörigen sorgen. Sie wollen einfach nur das, was sich jeder von uns in der gleichen Situation wünschen würde.« Er zuckte mit den Schultern. »Heimkehren.«
Arnos starrte Tavi lediglich an und antwortete nichts.
Tavi knirschte mit den Zähnen. Der gute Senator bot ihm eine Menge Seil an, damit er sich selbst aufhängen konnte, und Tavi sah das durchaus - dennoch musste er es wenigstens versuchen. Er holte also tief Luft und fuhr fort: »In Anbetracht der Tatsache, wie festgefahren die Lage seit einigen Monaten ist, wäre das immerhin ein Ansatz.«
Im Raum herrschte völlige Stille, bis Arnos höflich fragte: »Was für ein Ansatz?«
Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, einen Rückzieher zu machen. »Für Verhandlungen«, sagte Tavi.
»Verhandlungen«, meinte Arnos,
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