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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Ersten Aleranischen war Tavi die bei weitem jüngste Person in der Versammlung.
    »Danke, Ritter Cyril«, sagte Tavi. »Die Erste Aleranische hat in den vergangenen zwei Jahren seit der Nacht der Roten Sterne
mehrmals gegen die Canim gekämpft. Wir haben ihre bisherigen Bemühungen, die Brücke einzunehmen, vereitelt. Nachdem durch die Truppen des Hohen Fürsten Placidus zusätzlicher Druck auf ihre Ostflanke ausgeübt wurde, mussten sie einen großen Teil ihrer Infanterie in den Osten schicken, und wir haben die Besatzer aus ihren Stellungen in Portus Fundatorum vertreiben können. Jetzt verteidigt die dortige Militia die Stadt, und wir stehen bereit, um sie zu unterstützen, falls das notwendig werden sollte. Es ist unser einziger befestigter Stützpunkt südlich des Tibers, aber die Canim wagen keinen Angriff, da sie befürchten, zwischen den Stadtmauern und der Ersten Aleranischen aufgerieben zu werden.«
    »Dessen sind wir uns bewusst, Hauptmann«, ließ sich Arnos vernehmen. Der Senator saß in seiner prächtigen Senatorenrobe aus blau-roter Seide in der vordersten Reihe. Links neben ihm hatten die beiden Hauptmänner der Senatsgarde Platz genommen, rechts von ihm Navaris und einer der anderen Singulares. »Du brauchst uns nicht an deine ›Heldentaten‹ zu erinnern. Jeder weiß, welche bescheidenen Erfolge du vorzuweisen hast.«
    Tavi verspürte den Drang, mit den Zähnen zu knirschen, beherrschte sich jedoch. Die Krähen sollten ihn holen, wenn er sich von diesem seidenbemäntelten Wichtigtuer so leicht aus der Ruhe bringen ließe. Außerdem warnte ihn sein Instinkt, dass es ein Fehler sei, wenn er vor Navaris so leicht die Fassung verlöre.
    Navaris. Die Frau galt unter den Kursoren als Legende, diese einzigartige und hochbezahlte Stecherin aus Alera. Sie hatte dreiundsiebzig Gegner in gesetzmäßigen Duellen getötet, und sechzig oder siebzig bei Kämpfen in angeblicher Notwehr. Gerüchten zufolge durfte man ihr weitere hundert Morde zur Last legen - was glaubhaft klang. Und wenn sie nur halb so gut darin war, ihre Verbrechen zu vertuschen, wie darin, die gesetzlichen Folgen ihrer Schwertkämpfe abzuwenden, dann glaubte Tavi, dass sie noch eine Menge mehr Menschen getötet und ihre Leichen beseitigt hatte.

    Dabei sah sie überhaupt nicht gefährlich aus. Sie maß ungefähr ein oder zwei Zoll weniger als sechs Fuß und bestand nur aus Haut und Sehnen. Sie hatte farblos graue Augen und das graue Haar kurzgeschoren wie in der Legion, was sie der letzten Spuren von Weiblichkeit beraubte, die trotz ihres hageren, harten Körperbaus noch geblieben wären. Sie trug schwarze Reitkleidung aus Leder und ein langes Duellschwert an der Hüfte. Ihre Augen waren ausdruckslos und blickten in die Welt, als wären deren Bewohner lediglich Übungsgegner für eine Schwertmeisterin. Falls sie in seinem Schreibzimmer über Tavi hergefallen wäre, hätte er sich wohl kaum länger als ein oder zwei Sekunden gegen sie behaupten können.
    Und wenn Tavi sich nicht irrte, war sie ziemlich wahnsinnig.
    Er löste seinen Blick von ihr und sah wieder den Senator an. »Verzeih mir, Senator. Ich wollte nur alle auf den gleichen Stand bringen, ehe ich richtig anfange.«
    Arnos sah ihn verdrossen an und winkte ungeduldig mit der Hand. »Fahr fort.«
    Ritter Cyril saß am Ende der vordersten Reihe, hob das Kinn und sagte: »Fang mit Vaucuswacht an.«
    Tavi nickte. Er wandte sich der Schiefertafel hinter sich zu und zeichnete mit wenigen Strichen eine große Karte des Gebietes, wobei er die Elinarcus, den Tiber und Portus Fundatorum mit einbezog. »Vaucuswacht ist aus einem Wehrhof entstanden, in dem Holz gesägt wurde«, erzählte er. Er zeichnete ihn auf der Tafel ein, ungefähr dreißig Meilen südlich der Elinarcus. »Nachdem wir die Canim aus Portus Fundatorum vertrieben hatten, kämpften sie wie besessen, um Vaucuswacht zu halten.«
    Einer der beiden Hauptmänner neben Arnos, ein Mann mit Namen Nalus, knurrte: »Mauern?«
    »Nein«, sagte Tavi. »Eigentlich gibt es dort keine nennenswerten Befestigungsanlagen. Der Landstrich selbst ist auch nicht gut zu verteidigen. Aber wir haben dort zwei Tage gegen sie gekämpft, ehe sie sich schließlich zurückgezogen haben.«

    »Warum hat es so lange gedauert, ihren Widerstand zu brechen?«, wollte Nalus wissen.
    »Wir haben ihren Widerstand nicht gebrochen«, sagte Tavi. »Sie haben einen geordneten Rückzug angetreten, und nach zwei Tagen Kampf waren wir nicht mehr in der Lage, uns deswegen

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