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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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deinen Besuch in einer Stunde, Hauptmann.«
    Der Hauptmann nickte. »Herzlichen Glückwunsch an Seine Ehren zu diesem Sieg, und ich werde kommen.«
    Der Bote salutierte erneut und entfernte sich.
    Marcus runzelte die Stirn. »Der Senator wird nicht glücklich sein über das, was du getan hast. Er hat dir den Befehl erteilt stillzuhalten.«
    Der Hauptmann lächelte düster. »Deshalb habe ich gewartet, bis die Lage wirklich aussichtslos wurde, ehe ich die Männer losgeschickt habe. Er mag schreien und seine Sprüche klopfen, aber er kann mir wohl kaum vorwerfen, dass ich eine heillose Flucht in einen Sieg verwandelt habe. Das weiß er.«
    Marcus schnaubte. »Vermutlich hast du damit recht.«
    Der Hauptmann betrachtete starr die Toten unter der dunklen, sich ständig verändernden Decke aus hungrigen Krähen. Hier
und dort entdeckte Marcus zwischen den glänzenden Gestalten der gefallenen Legionares den größeren Körper eines Cane. Nicht wenige von ihnen waren gefallen, doch die Legionen hatten einen entsetzlichen Preis gezahlt, um den Feind aus einer Stellung zu vertreiben, die er eigentlich gar nicht hatte halten wollen.
    »Marcus«, sagte der Hauptmann.
    »Hauptmann?«
    »Schick Foss und seine Männer hinüber. Die Garde hat heute einen harten Schlag hinnehmen müssen, und ihre Tribune Medica müssen sich zum ersten Mal mit richtigen Verletzungen befassen. Die werden Hilfe brauchen.«
    »Ja, Hauptmann.«
    Der Hauptmann schwieg kurz, ehe er sagte: »Ich wünschte, ich hätte eher eingreifen können, Marcus. Aber dann hätte Arnos einen Grund gehabt, mich meines Befehls zu entheben.«
    »Ja, Hauptmann«, erwiderte Marcus sehr leise. »Das hätte er.«
    Der Hauptmann rieb sich die Hände an der Hose, als wolle er etwas abwischen. »Also gut«, sagte er. »Auf geht’s. Bis nach Werftstadt ist es ein weiter Weg.«

12
    Tavi ritt, begleitet von Araris, nach Othos ein.
    Die Flügel des Stadttores standen weit offen, was allerdings nicht leicht herbeizuführen gewesen war, da dahinter Erdberge aufgetürmt worden waren. Die Ritter Terra, die schon beim Angriff eine wichtige Rolle gespielt hatten, waren gerade damit fertig geworden, den Boden zu begradigen.

    »Sieh dir das an«, murmelte Tavi Araris zu. »Selbst wenn die das Tor aufgebrochen hätten, wäre es der Garde nicht möglich gewesen, einfach hindurchzustürmen. Sie wollten, dass wir stillhalten, während sie die Steine von dort oben herabwerfen.«
    Araris nickte grimmig und wandte sich an die Einheit, die das Tor bewachte. »Zenturio! Kannst du uns den Weg zum Senator zeigen?«
    Ein kantiger Kerl mit dem Stab eines Zenturios und Blut auf Helm und Brustpanzer sah zu ihnen herunter. Er starrte Araris und sein gebrandmarktes Gesicht eine Sekunde lang an und verzog höhnisch den Mund, bis sein Blick zu Tavi weiterschweifte.
    Tavi sagte nichts. Von Hauptleuten und anderen wichtigen Persönlichkeiten erwartete man nicht, dass sie das Reden übernahmen. Dazu hatten sie schließlich Gefolge.
    Der Zenturio nickte dem jungen Hauptmann zu und schlug die Faust vor die Brust. »Auf dem Platz in der Stadt steht ein großes weißes Haus. Dort hat der hiesige Graf gewohnt.«
    »Danke«, sagte Araris mit einer Spur Ironie in der Stimme, und sie ritten weiter.
    Die langbeinigen Marat-Pferde bewegten sich in einer Art Tänzelschritt die Hauptstraße von Othos entlang, und ihre Hufe schlugen laut auf das Pflaster. In der Luft hing ein starker Geruch nach Canim, stechend, muffig und fast ein bisschen metallisch. In den Straßen herrschte Stille. Außer Legionares sahen sie niemanden. Eigentlich …
    Tavi bekam plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund, und er schluckte und kämpfte gegen die Übelkeit an. »Die Menschen. Wo sind die Bewohner der Stadt?«
    Araris’ Miene verdüsterte sich, doch er schwieg weiterhin. Sie kamen aus der Sonne in den Schatten, den die riesigen Steilhänge zu beiden Seiten der Stadt warfen. Tavi schauderte.
    Schließlich erreichten sie den Platz, der vor der Südmauer lag - und nun erfuhren sie, wohin das Volk von Othos verschwunden
war. Ungefähr acht- oder neunhundert Menschen saßen auf den Steinen des Platzes, umzingelt von grimmigen Legionares . Weitere Angehörige der Garde, und zwar überwiegend Bogenschützen, standen auf der Südmauer. Ungefähr die Hälfte von ihnen war dem Platz zugewandt und nicht nach Süden, wo sich die Canim-Streitmacht befand, und zwar, wie Tavi hoffte, weiterhin auf dem Rückzug.
    Auf dem Platz herrschte Stille, die

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