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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Marcus schaute hinunter zum Kampfgeschehen, während er mit festen, unbesorgten Schritten hin und her ging.
    Einige Augenblicke später donnerten Pferde durch die Lücken zwischen den Kohorten, und der Hauptmann, sein Singulare, einer der Ritter Aeris der Ersten Aleranischen sowie eine Eskorte der Marat-Reiterei zogen vor der Legion auf. Marcus drehte sich um und salutierte, während der Hauptmann sein Pferd wendete. Der Hauptmann stieg ab und salutierte ebenfalls. »Guten Morgen, Marcus.«
    »Hauptmann«, erwiderte der Erste Speer.
    Der Hauptmann ließ den Blick über die Schlacht unten schweifen. Marcus passte gut auf, wohin der junge Mann schaute und wie lange. Ausgezeichnet. Er schenkte genau den Stellen Beachtung, die wichtig waren. Schon immer hatte er das Zeug zu einem guten Kommandanten in der Schlacht gehabt, aber trotzdem hatte
er noch viel dazugelernt, seit Marcus ihn zum ersten Mal bei der verzweifelten Verteidigung auf den Mauern von Elinarcus gesehen hatte.
    Nachdem er einen Augenblick geschwiegen hatte, nickte er knapp und sagte: »Was denkst du, Erster Speer?«
    »Es ist ihr erster Tanz, Hauptmann. Lässt sich schwer beurteilen, ehe es vorüber ist.«
    Die Schlacht wütete entlang der Straße - eine gewöhnliche, kein elementargewirkter Dammweg. Das sanft geschwungene Gelände des Tals wurde an der Stelle enger, wo zwei uralte steile Felsen einander gegenüberstanden und einen Durchlass bildeten. Eine kleine Stadt namens Othos lag in dieser Öffnung, sie verfügte jedoch nur über bescheidene Verteidigungsanlagen. Die Stadt wurde von einem kleinen Wehrhof hoch auf dem Ostfelsen überragt. Die allgegenwärtigen Krähen, die man auf jedem aleranischen Schlachtfeld fand, zogen in riesiger Zahl ihre Kreise wie ein großes dunkles Rad über der umkämpften Stadt.
    Die Canim hatten an den Verteidigungsanlagen gearbeitet und Erdwälle vor den Mauern von Othos aufgeworfen, und die wolfsartigen Wesen kämpften nun hartnäckig um diese äußere Umwallung. Die Erste Senatsgarde hatte in der Mitte angegriffen, dort, wo die Straße auf die Erdwälle zuführte. Während Marcus zuschaute, geriet der erste Angriff ins Stocken, denn den Legionares gelang es nicht, die Reihen der riesenhaften Verteidiger zu durchbrechen. Einen Augenblick später erscholl das Trompetensignal zum Rückzug, und die Erste Senatsgarde zog sich in unzusammenhängenden Kolonnen zurück.
    Wieder hörte man Trompeten, und durch die Lücken in den Reihen griff die Zweite Senatsgarde an und bedrängte die Verteidiger mit frischen Truppen, ohne ihnen Gelegenheit zu geben, sich nach dem ersten Angriff neu zu ordnen. Die Zweite stürmte vorwärts, schlug an zwei Stellen Breschen in den Erdwall, ehe die Canim die Löcher stopfen und die Zweite zurückdrängen konnten. Doch als sie dann zurückwichen, hatte die Erste Senatsgarde
die Reihen wieder geschlossen und kurz durchgeatmet. Jetzt stürmten die Männer wieder vorwärts und trafen auf die erschöpften Verteidiger wie eine Axt auf verfaultes Holz. Innerhalb einer Minute standen sie an einem halben Dutzend Stellen auf den Wällen, und dann riefen die tiefen, schmetternden Hörner der Canim zum Rückzug.
    »Nicht schlecht«, sagte der Hauptmann. »So einen Rückzug muss man erst einmal mit einem Gegenangriff zusammenbringen.«
    Marcus grunzte. »Die hatten anderthalb Jahre Zeit, um es zu üben, Hauptmann, während wir hier die Arbeit erledigt haben.«
    »Stimmt wohl.« Der Hauptmann schaute zu, wie die Canim sich unter einem Hagel von Geschossen hinter die Stadtmauern zurückzogen. Die Canim bevorzugten Speere, deren Größe zu ihnen passte, und diese krähengefressenen Dinger waren dick und lang genug, um eine Kuh aufzuspießen. Wenn einer dieser unglaublich starken Wolfskrieger sie schleuderte, konnten sie einen Legionare durchbohren, und zwar Körper und Rüstung, und selbst dann hatten sie noch genug Kraft, um den Mann dahinter zu verwunden.
    Schlimmer als die Speere jedoch war dieser plötzliche Steinhagel. Ein Canim-Krieger konnte einen Stein von Kopfgröße ohne größere Anstrengungen werfen, und die Geschosse flogen in hohem Bogen, so dass sie beinahe senkrecht auf die unglückliche Garde niedergingen. Gegen die Wucht solch schwerer, großer Steine waren Rüstung und Helme aus aleranischem Stahl nur von begrenztem Nutzen. Auch als die Tribune die Befehle brüllten, eine Schildkrötenformation zu bilden, schlug der Steinhagel große Löcher in die engen Reihen, die dazu notwendig waren, und

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