Der Protektor von Calderon
durchbrach sogar die erhobenen Schilde.
Diese primitiven Geschosse waren zwar nicht so tödlich wie gezielte Pfeile, führten allerdings zu übelsten Verwundungen, und die Garde, die der Stadt am nächsten war, wurde schlimm zugerichtet, ehe sie sich hinter die Erdwälle und damit außer Reichweite der Geschosse zurückziehen durfte.
Nach dem Rückzug blieb der Bereich vor der Mauer unbesetzt, und die aufgeregten Krähen fielen sofort über die Toten her; jedoch nicht, ehe Marcus eine grobe Schätzung der Gefallenen vorgenommen hatte. Die Garde hatte ungefähr sieben- bis achthundert tote Legionares auf dem Feld zurückgelassen.
»Verfluchte Krähen«, schimpfte der Hauptmann leise, so dass nur Marcus ihn verstehen konnte. In der Stimme des jungen Mannes schwang Abscheu mit. »Die Schlacht dauert noch keine fünfzehn Minuten, und Arnos hat bereits ein Zehntel seiner Legionen verloren.«
Marcus knurrte zustimmend. »Wenn das so weitergeht, wird es ein einsamer Marsch nach Werftstadt, Hauptmann.«
»Schon allein deshalb, weil sie zahlenmäßig überlegen sind«, fauchte der Hauptmann. »Wir müssen jede Gelegenheit für die Zermürbungstaktik nutzen.«
»Ja, Hauptmann«, sagte Marcus.
Der Hauptmann trommelte mit den Fingerspitzen einer Hand auf den Griff seines Schwertes. »Ich kann es nicht leiden, so herumstehen zu müssen.«
Marcus schaute das Profil des Hauptmanns an. »Du hast deine Befehle erteilt. Wir sind die notwendige Reserve.«
Unten versammelten sich die Garde-Legionen hinter den Erdwällen. Sturmleitern und Seile wurden für den Angriff auf die Mauern vorbereitet, und ein halbes Dutzend Ritter Terra, die an den Holzhämmern in grotesker Übergröße zu erkennen waren, versammelten sich in der Mitte, um beim Sturm das Tor zu zertrümmern.
»Bei den Krähen.« Der Hauptmann klang abwesend und müde. »Ich habe versucht, ihn zu warnen.«
Marcus nahm aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr und schaute hinüber zu einer doppelten Pfeilformation von Ritter Aeris, die durch den Himmel auf die Stadt zuhielten.
Der Hauptmann hatte sie ebenfalls bemerkt. »Da gehen sie hin.«
»Streng nach Lehrbuch«, stimmte Marcus zu.
Wieder ertönten Trompetensignale, und mit Gebrüll stürmte die Garde voran. Kugeln aus glühend heißem Feuer krachten gegen die Mauern über dem Tor, als die Ritter Ignis ihre Elementare gegen die Verteidiger einsetzten.
Erneut begann der Geschosshagel, doch die beiden Formationen Ritter Aeris attackierten die Wehrgänge und bliesen Canim von der Mauer, als hätten sie einen Orkan entfesselt. Die Legionares griffen an und brachten Leitern und Seile zum Einsatz, während die Ritter Terra auf das Tor zustürmten.
Der Hauptmann riss den Kopf zur Seite und zeigte hinauf zu der Felsspitze im Westen. »Dort.«
Marcus schaute hinauf und sah dunkle Schemen, die sich oben am Vorsprung zeigten, und auf der Ostseite geschah kurz darauf das Gleiche. Marcus beobachtete, wie sich diese Formen eigenartig bewegten, aber er brauchte einen Augenblick, bis er es begriffen hatte.
Sie drehten sich.
Die Steine, die dann auf die praktischerweise dichtgedrängten Reihen der Garde niedergingen, ließen die von der Mauer geworfenen Geschosse im Vergleich wie Kieselsteine aussehen. Felsen, die halb so groß waren wie ein Mann, krachten auf den Boden, töteten jeden, der unter sie geriet, und verstümmelten viele weitere Legionares , als sie über den Boden weitersprangen und rollten.
Marcus betrachtete das Schauspiel in stummer Überraschung. Es würde einen Erdwirker mit beträchtlichen Fähigkeiten brauchen, um Steine von dieser Größe zu werfen, und die Canim verfügten nicht über Erdwirker. Und nicht nur das, selbst wenn sie stark genug gewesen wären, um solche Felsen zu schleudern, hätten sie das niemals mit solcher Geschwindigkeit über diese Entfernung schaffen können - und doch geschah es.
Der Hauptmann kniff die Augen zusammen, starrte an den Felswänden hinauf und schnaubte. »Schleudern«, sagte er, »verfluchte Krähen, sie benutzen Schleudern.«
Marcus warf dem Hauptmann einen Blick zu und schaute genauer hin. Der junge Offizier hatte recht, bei den großen Elementaren. Die Canim auf der Anhöhe schleuderten die riesigen Steine mit Hilfe von langen, schweren Ketten. Jeder Schleuderer trat einzeln vor, setzte den Stein in Bewegung, drehte ihn und ließ ihn, sobald er schnell genug war, hinausfliegen. Auf die Garde, die unten stand.
Hörner erschollen in drängendem Befehlston, denn
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