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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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nachdenklich die Stirn. Dann sah er Amara an. »Könntest du den Kochtopf holen und ihn mit Wasser füllen, Gräfin?«
    Die Art, wie er den Kopf hielt, drückte eine gewisse Anspannung aus, das fiel Amara sofort auf. Sie hielt kurz inne und sah ihn fragend an.
    »Das Wasser, Gräfin«, mahnte Bernard mit fester Stimme. »Der Strumpf muss durchnässt werden, ehe ich ihn abziehen kann. Erst dann sehe ich, wie schlimm es ist.«
    Sie holte den Topf und eilte zum Bach. Es dauerte noch eine Viertelstunde, bis sie Gaius’ Strümpfe ausgezogen und den Fuß mit einem feuchten Tuch gewaschen hatten. Erst jetzt konnten sie die wunde Stelle begutachten. Bernard setzte sich stirnrunzelnd zurück.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte Gaius.
    Bernard starrte einen Moment lang vor sich hin, ehe er antwortete:
»Ich habe schon Schlimmeres gesehen. Aber es sind üble Blasen. Wie lange tut es denn schon weh, Majestät?«
    »In meinem Alter fällt ein Schmerz mehr nicht unbedingt gleich auf«, erwiderte Gaius. »Am ersten Tag war es nicht so schlimm. Heute Nacht war es unbequem, doch übel wurde es erst heute Morgen.«
    Bernard nickte. »Sorgen macht mir eine mögliche Entzündung. Wenn wir die noch aufhalten können, wird es mit dem Rest nicht so schwierig.«
    »Wirklich peinlich«, murmelte Gaius und betrachtete seine geschwollenen Knöchel. »Wunde Füße. Das ist entwürdigend.«
    »Blasen machen leider keine Unterschiede in der Person, Majestät«, sagte Bernard. »Als Erstes solltest du dich hinlegen und die Füße hochlegen. Dadurch nimmt die Schwellung ab, und der Schmerz lässt nach.«
    »Das wäre mir auch lieber, Graf Bernard.« Gaius seufzte. Mit Hilfe des Waldläufers legte sich der Erste Fürst auf den Boden und die Füße auf den Hocker, wo er sie ungnädig anstarrte, während er an einem Apfel knabberte.
    Bernard schüttete das Wasser aus und ging zur Quelle, um neues zu holen, und Amara begleitete ihn.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte sie leise.
    »Ich habe schon Schlimmeres gesehen - einmal. Bei einem Legionsboten, der über genug Metallkräfte verfügte, um den Schmerz zu ignorieren, und über zu wenig Verstand, um zu wissen, wann er damit aufhören musste. Die Infektion war so schlimm, dass selbst meine Schwester ihm nicht helfen konnte. Man musste den Fuß abnehmen, und das Fieber hat seinen Verstand stark geschädigt.«
    Amara biss sich auf die Unterlippe und strich sich das Haar aus der Stirn. »So schlimm?«
    Bernard schnitt eine Grimasse. »Den Ersten Fürsten haben wir viel früher erwischt - obwohl nur die großen Elementare wissen, was passiert wäre, wenn du das Hinken nicht bemerkt hättest.«

    »Früh genug?«
    »Amara …« Er seufzte. »Ich weiß es nicht.«
    Amara holte tief Luft. »Was können wir tun?«
    »Wir könnten ihn überzeugen, die Wunden mit Elementarkraft zu schließen«, sagte Bernard.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, unmöglich. Sobald er Elementarkräfte verwendet, verrät er sich, und damit wäre unsere Reise zum Scheitern verurteilt.«
    Bernard sah sie an. »Das würde allerdings auch eintreten, wenn er einen Fuß verliert oder gar stirbt, Liebste.«
    Amara starrte ihn kurz an, dann wandte sie den Blick ab. »Ist die Sache so gefährlich?«
    Bernard erhob sich mit dem gefüllten Topf. »Er wird nicht im nächsten Moment tot umfallen, nein. Wenn er Fieber bekommt, dauert es eine Zeitlang, bis er daran stirbt. Tage vielleicht, vermutlich länger.«
    »Dann bleibt uns noch Zeit«, sagte Amara.
    »Möglicherweise«, sagte Bernard. »Aber eigentlich nicht, nicht wirklich. Die Infektion könnte jederzeit beginnen, jetzt zum Beispiel, während wir uns hier unterhalten.« Bernard verschränkte die Arme. »Das ist eine kleine Wunde. Doch sie nimmt keine Rücksicht darauf, an wessen Fuß sie sich befindet. Sie kann ihn umbringen, wenn sie nicht ordentlich behandelt wird.«
    Amara verschränkte die Arme vor ihrem Bauch und betrachtete stirnrunzelnd den Bach.
    »Ich will es mal so sagen«, meinte Bernard langsam. Er wandte sich Amara ganz zu und stellte sich breitbeinig hin. »Es geht weit über Dummheit hinaus, wegen einer solchen Kleinigkeit das Leben des Ersten Fürsten aufs Spiel zu setzen. Das werde ich nicht zulassen.«
    Amara starrte ihren Gemahl einen Moment lang an. »Wie bitte?«
    »Ich werde es nicht zulassen«, wiederholte er sanft und doch unerschütterlich. »Ich werde unsere Anwesenheit preisgeben, wenn es sein muss.«

    Amara musste sich arg beherrschen, um die heftige Entgegnung

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