Der Protektor von Calderon
etwas getan, das fast so brillant wie wahnsinnig ist - er hat absichtlich Elementare von
entsetzlicher Macht aufgescheucht und sie seinem Willen unterworfen.«
Amara holte tief Luft. »Damit hofft er sein Leben zu retten?«
»Nicht im Mindesten«, sagte Gaius ernst. »Er ist zu stolz, um es zu ertragen, in Gefangenschaft zu geraten, und er weiß, wir könnten vermutlich die Macht über diese Elementare gewinnen, nachdem er gestürzt wurde. Sein Ziel ist viel schlichter, Gräfin. Er möchte so viele Menschen wie möglich mit sich in die Unterwelt reißen - am liebsten auch mich.«
Bernard kratzte sich den Bart. »Majestät … von was für Elementaren sprechen wir hier?«
Gaius zögerte, nur ganz kurz. »Von einem der Großen Elementare, Graf.«
Amara sah von einem zum anderen. »Große Elementare … wie … Ich meine, es gibt tatsächlich …?«
Gaius grinste grimmig. »Hast du gedacht, es sei nur eine leere Worthülse, sie anzurufen? Nein. Sie existieren tatsächlich, die Großen Elementare. Ein Dutzend ungefähr, jedenfalls von denen ich weiß. Wesen, die so alt und groß sind, dass unsere gesamte Existenz auf dieser Welt, eintausend Jahre Wachstum und Streit, für sie kaum ein Augenzwinkern sind.«
Die Falten auf Bernards Stirn vertieften sich, während er ein sauberes Tuch nahm und die Füße des Ersten Fürsten so behutsam abwusch, wie er konnte. »Und Kalarus kann über solche Wesen Macht ausüben?«
»Aber nein«, sagte Gaius. »Doch er kann sie verärgern und erzürnen - und er kann den Ausbruch eine Weile lang aufschieben. Wenn er damit aufhört, wird Kalus seinen Zorn an allen auslassen, die er trifft.«
»Kalus?«, fragte Amara. »Wie Berg Kalus?«
»Nach dem Kalare benannt ist, ja«, sagte Gaius. »Allerdings ist es nicht einfach nur ein Berg, sondern ein alter feuerspeiender Berg. Solange Alera besteht, hat er sich nicht mehr geregt, doch Kalarus hat ihn geweckt. Wenn er stirbt, wird Kalus aus dem Berg
hervorbrechen und das Land mit Feuer überziehen.« Er beugte sich vor und sah abwechselnd Bernard und Amara in die Augen. »Wenn ich Kalare von meinen Legionen belagern lasse, wird das mehr Opfer zur Folge haben, als bei den Kämpfen fallen könnten. Die gesamte Streitmacht von Kalarus wird sich in die Stadt zurückgezogen haben. Und auch alle Flüchtlinge, die der Krieg mit sich bringt, werden in die Stadt geflohen sein.«
»Verfluchte Krähen«, keuchte Bernard. »Er will Verbündete, Feinde und Untertanen gleichermaßen mit sich in den Tod reißen. Die ganze Stadt.«
»Ich bin in der Lage, das zu verhindern«, sagte Gaius, »jedoch nur, wenn ich mich bis auf wenige Meilen dem Berg nähern und ihn vor mir sehen kann.« Er holte tief Luft. »Wenn ich nicht einschreite, werden noch mehr Menschen sinnlos der Bosheit von Kalarus geopfert.« Seine Augen funkelten kalt und hart. »Das lasse ich nicht zu. Nicht in meinem Reich.«
»So«, fasste Amara zusammen. »Der Plan ist also, nahe genug heranzukommen, damit Kalarus seinen Scheiterhaufen nicht entfachen kann?«
Der Erste Fürst nickte. »Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wie entsetzlich das Leben in Kalare ist, wie sehr er seine Untertanen als Sklaven in Furcht und Elend hausen lässt. Ich habe mich nicht genug um sein Volk gekümmert. Jetzt droht er damit, sie alle bei lebendigem Leib zu verbrennen. Ich werde diesem Wahnsinnigen nicht seinen Willen lassen.«
Bernard sah den Ersten Fürsten mit festem Blick an.
»Graf Calderon«, sagte Gaius ruhig. »Bitte glaube mir, ich meinte es ernst, als ich sagte, ich werde weiterziehen. Entweder mit dir - oder gegen dich.«
Bernard betrachtete ihn, ohne zu blinzeln. Dann sagte er: »Deine Füße sind geschwollen, du wirst die Stiefel nicht mehr anziehen können. Einen Tag musst du dich auf jeden Fall ausruhen, und ich werde versuchen, deine Schuhe ein wenig bequemer zu machen, ehe wir wieder aufbrechen.« Er wandte sich an
Amara. »Könntest du vielleicht einen Lagerplatz für uns suchen, den man vom Weg aus nicht sieht? Es ist nicht klug, hier herumzusitzen, bis irgendjemand über uns stolpert.«
Amara erhob sich und ging zu Bernard. Sie legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und sagte: »Danke.«
Gaius atmete auf und neigte den Kopf vor dem Grafen von Calderon. »Ja, Bernard. Danke.«
Bernard blickte von Gaius zu Amara und runzelte die Stirn. Er sagte nichts.
14
»Das ist ein Verbrechen!«, fauchte Maximus, und seine Worte klangen eigenartig flach, weil er durch Windwirken ihr
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