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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Kräfte verfügte. Über Magie, so wie Bruder Lenard. Hatte er überhaupt eine Chance gegen sie?
    Er verfügte nur über eine einzige Waffe – seinen Puls, und ihn konnte er immer noch nicht kontrollieren. Bisher war er stets ungeplant hervorgeschossen, dann, wenn Lith oder er in arger Bedrängnis gewesen waren. War etwa Angst der Auslöser? Warum hatte ihn sein Puls dann auf dem Podium, mit dem Tod vor Augen, so schmählich im Stich gelassen? Konnte man größere Angst verspüren, als mit einem Strick um den Hals und der Aussicht gehängt zu werden?
    Zweimal hatte er den Puls auch bezwingen können. Im Zelt, als ihn Reylan hatte fesseln lassen, und auf dem Platz, als Lith in höchster Not gewesen war. Wenn er ihn dämpfen konnte, dann musste er es auch schaffen, ihn zu entfachen.
    Du musst es wollen. Liths Worte über den Smaragdflüssen waren immer noch präsent. Also war es eine Kopfsache – so wie beim Laufen – und darin war er gut, das hatte er intus. Vielleicht musste er nicht nur daran glauben, sondern auch lernen, zu spüren. Vermehrt auf die Vorgänge in seinem Körper achten, so wie Liths Eltern es ihm geraten hatten. Dann konnte es gelingen. Wenn nur die Zeit reichte …
    Der Ritt dauerte ewig und noch länger. Sie trieben die Barcas bis aufs Äußerste an, schlugen kein Nachtlager auf und legten nur ab und zu eine kurze Rast ein, um die Tiere zu tränken und selbst eine Kleinigkeit zu essen. Trockenfleisch, Brot und Früchte. Matteo bat, sich ein wenig die Beine vertreten zu dürfen. Das wurde ihm von Reylan genehmigt – unter Heydens Aufsicht wohlgemerkt. Keine Sekunde ließen sie ihn aus den Augen und sie achteten peinlich genau darauf, dass er Lith nicht zu nahe kam.
    Bei der dritten Rast im Morgengrauen konnten sie trotzdem ein paar Worte miteinander wechseln. An der Wasserstelle hockte sich Lith neben ihn, als die Soldaten nicht hinsahen.
    »Geht es dir gut?«, murmelte sie.
    »Hervorragend. Nicht nur, dass ich beinahe gehängt worden wäre, lande ich nun auch noch auf dem Opfertisch meiner Mutter. Könnte gar nicht besser sein.«
    Lith zupfte sich das Tuch vom Kopf und rieb sich die Stirn. »Wie hast du davon erfahren?«
    »Durch Reylan.« Matteo sah sie scharf an. Wenn es jemanden gab, dem ein kahlgeschorener Kopf stand, dann war sie es. Die Glatze brachte ihre feinen Gesichtszüge noch besser zur Geltung, nichts lenkte von ihren dunklen Augen und den langen Wimpern ab. Sie war schön, es gab keinen anderen Ausdruck dafür.
    Er verfluchte die aufwallende Hitze in seinem Inneren. Das Kribbeln, das sein Herz zu einem schnelleren Takt veranlasste. »Ich nehme an, es ist sinnlos, dich zu fragen, warum du das vor mir geheim gehalten hast.«
    Sie schwieg und drehte das Tuch zwischen den Händen.
    »Na ja. Egal. Alles egal.«
    »Es …« Ihre Lippen zuckten. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Sag nichts. Bewährte Strategien sollte man nicht ändern.«
    »Genau. Gut, dass du mich daran erinnerst.« Trotzig rollte sie das Tuch zu einem schmalen Streifen zusammen und wollte es sich wie zuvor um den Kopf binden.
    »Gib her«, Matteo nahm es ihr weg, »ich zeig dir was.« Er faltete ein kleines Dreieck ab und legte ihr das Tuch mit dem Bug nach unten an die Stirn. Die Enden knotete er in ihrem Nacken zusammen und steckte den überhängenden Zipfel dazwischen fest. »So bindet man das bei uns, sieht cool aus.«
    Lith fasste nach seiner Hand. »Danke. Dafür, dass du mich aus dem Tempel geholt hast.«
    »Ja.« Er lächelte schief. Nickte. »Klar, gern geschehen.«
    Sie zeichnete die Sehnen auf seinem Handrücken nach, ohne ihren Blick von seinen Augen zu lösen. Gänsehaut krabbelte über seinen Arm und wieder, trotz allem, pochten da diese Gefühle für sie tief in seinem Inneren.
    Sie beugte sich langsam vor und er kam ihr entgegen. Ganz von selbst, bis sich ihre Lippen beinahe berührten. Er roch ihren Atem, der süß war, von der Frucht, die sie eben gegessen hatte, und überwand das letzte Stück, das sie noch voneinander trennte.
    Es war kein Kuss. Nur eine Begegnung, zart und prickelnd zugleich. Mund an Mund, so verblieben sie.

Achtzehn
    »Herzerweichend.« Reylan packte Lith am Arm und riss sie auf die Füße. »Wirklich rührend. Ich bitte um Vergebung für die Störung, aber«, seine Stimme wurde beißend, »wir haben keine Zeit für eure Liebelei.«
    Matteo schoss das Blut in den Kopf.
    »Aufsteigen, wir müssen weiter.« Reylan trieb sie zu den Barcas und sie setzten die wilde Jagd

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