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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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lief ihm über Wange und Kinn und tropfte auf sein Hemd. Er sah zu Matteo hoch, rang hilflos die Hände. Matteo war nicht klar, was er damit meinte, aber ihm war sowieso nichts klar. Verstört wich er Sebastjáns Blick aus.
    Er wäre fast gestorben! Er sollte einfach nur glücklich sein. Wieso musste er sich stattdessen fragen, warum sie ihm das – das! – nicht gesagt hatten. Und sie waren in diesem Fall alle. Von Lith angefangen, über Nador, Sebastján, Aduka. Selbst Reylan war bei ihrer Begegnung im Zelt nie das Wort Prinz über die Lippen gekommen.
    Matteo stöhnte auf. Das alles war ein abgekartetes Spiel und er war der Joker. Ja, so musste es sein, sie steckten unter einer Decke! Er durfte niemandem mehr vertrauen, niemandem! Und außerdem sollte er besser hier abhauen. Das abgesäbelte Seilstück lag lose um seinen Hals, die Treppe links war frei.
    Lauf! , sagte er sich. Nun lauf schon! Der Befehl kam nicht an, sämtliche Muskeln versagten ihm den Dienst, ein Schüttelkrampf packte ihn.
    Reylan winkte die beiden Soldaten heran, die hinter ihm gewartet hatten. »Holt ihn mir da runter!«, befahl er, die Augen schmal, das Chakram weiterhin drohend auf Lenard gerichtet.
    »Niemals!«, tobte der Quellbruder. »Er hat unsere Squirra befreit, er gehört mir!«
    Er breitete die Arme zum Himmel aus und murmelte eine unverständliche Beschwörung. Wie aus dem Nichts zogen rauchgraue Wolken auf, Donner grollte, ein Blitz zischte herbei und fuhr mit ohrenbetäubendem Krachen in die Mauer des Gerichtsgebäudes. Steine bröckelten herab. Die verbliebenen Menschen auf dem Platz suchten kreischend das Weite, Sebastján rannte mit eingezogenem Kopf zu Mayki, die sich neben Aduka in den Hauseingang presste.
    Matteo hatte immer noch keine Gewalt über seine Beine, sie schienen nicht zu ihm dazuzugehören. Starr vor Furcht verharrte er auf dem Podium und konzentrierte sich darauf, nicht umzukippen.
    Lenard beschwor weitere Blitze herauf und sie demolierten die Hauswand gegenüber.
    Reylans Barca bockte und blies Rauchfahnen durch die Nüstern, doch er hielt es eisern auf der Stelle. »Ihr könnt Euch diese Vorführung sparen, Bruder Lenard«, sagte er ruhig, »Eure Magie imponiert mir nicht. Meine Männer werden den Prinzen in Gewahrsam nehmen und ich rate Euch, sie nicht daran zu hindern.«
    Die Antwort war eine Blitzsalve, die beiden Soldaten an der Treppe suchten hinter dem Podium Schutz. Reylan schleuderte das Chakram. Es surrte zielgenau unter Lenards ausgestreckten Armen hindurch und kappte die Ärmel seiner Kutte. Dann schnurrte es quer über den Platz, zerkleinerte die Trommel auf dem Tempel, streifte Hausmauer um Hausmauer und fand seinen Weg zurück in Reylans Hand.
    Fluchend senkte Lenard die Arme und stierte auf das schwarze Stoffhäufchen zu seinen Füßen.
    Reylan setzte eine schäbige Grimasse auf. »Überzeugt? Das nächste Mal ziele ich auf Euren Hals.«
    »Er ist ein Rebell«, knurrte Bruder Lenard, setzte seine Kräfte aber nicht noch einmal ein. »Ein Ungläubiger! Er hat ein Verbrechen begangen.«
    »Versteht Ihr wirklich nicht oder wollt Ihr nicht verstehen?« Reylan schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Dieser Junge ist der Prinz und noch dazu der Lichtpuls. Es ist ohne Belang, was er verbrochen hat. Ihre Majestät erwartet ihn in Eznar.«
    Matteo knickten endgültig die Knie weg, vor seinen Augen platzten rote und violette Blasen, er wollte sich nur noch fallenlassen.
    Die Ohnmacht war ihm nicht vergönnt.
    Ein Soldat zerrte ihn wieder hoch und nahm ihm die Schlinge ab. Dann machte er sich daran, die Fesseln durchzuschneiden.
    Als das Blut in Matteos Handgelenke strömte, bemerkte er erst, wie schmerzhaft ihn die Seile eingeschnitten hatten. Die Linderung währte nicht lange. Neue Fesseln wurden ihm angelegt, diesmal vor dem Bauch.
    Ein unerklärlich besorgter Blick traf ihn. »Damit Ihr reiten könnt, mein Prinz«, erklärte der Soldat. »Wenn Ihr mich bitte begleiten würdet?«
    Begleiten? Der war gut. Er konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Sie schleppten ihn vom Podium und hin zu Reylan.
    »Freut mich, Euch gesund wiederzusehen, junger Lord « , begrüßte er Matteo und entblößte seine gelben Zähne. »Wir haben kein Barca für Euch hier, aber Ihr dürft ein Weilchen mit mir reiten. Heyden, pack mal mit an.«
    Reylan umfasste Matteos Taille. Der Soldat, der ihn befreit hatte, half von unten nach und schon saß Matteo seitlich vor Reylan auf dem Barca.
    »Ganz rauf mit

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