Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
Vom Netzwerk:
verteidigen, der Wald außerhalb ist ein ausgezeichnetes Jagdgebiet.«
    »Weshalb wurdet ihr verfolgt?«
    »Womöglich wegen unserer schwarzen Ohren?«
    »Der war gut«, sagte Matteo bissig. »Also schön, ich entschuldige mich. Kannst du mir dann bitte eine vernünftige Antwort geben?«
    »Wegen unserer besonderen Fähigkeiten.«
    »Und welche Fähigkeiten meinst du genau?«
    »Squirre haben die Gabe, den Puls anderer Lebewesen aufspüren zu können. Einen unter Tausenden.« Sie blieb im Eingang zu einer Höhle stehen. »So habe ich dich gefunden, Matteo Danelli.«
    Seine Beine verwandelten sich in Gummi. Vor ihren Augen sackte er zusammen und ergab sich der Dunkelheit.
    Matteo erwachte durch ein Grollen. Er brauchte einige Sekunden, um den Zusammenhang zwischen dem Geräusch und seinem Magen herzustellen: Hunger. In der Luft hingen Rauch und der verheißungsvolle Geruch nach Essen.
    Er setzte sich auf. Sie hatten ihn auf weiche Felle gebettet und in eine Wolldecke gewickelt. Über die Felswände züngelte oranger Flammenschein, nur in seiner Ecke war es dunkel. Er zählte fünf Gestalten, die im Höhleneingang um das Feuer beisammensaßen, sich leise unterhielten und aßen. Sie hatten noch nicht bemerkt, dass er wach war, und er stahl sich noch etwas Zeit, um seine Gedanken zu ordnen.
    Allzu lang schien er nicht geschlafen zu haben. Der Himmel vor der Höhle präsentierte sich in nachtblauem Samt, also war es vermutlich später Abend. Gern hätte er jetzt einen Blick auf die Uhr oder sein Handy geworfen, es war ungewohnt, die Zeit anhand von Himmelsbeobachtungen einzuschätzen.
    Er rieb sich den Schlaf aus den Augen. Richtig fit fühlte er sich nicht, aber zumindest war diese pure Erschöpfung gewichen. Lag das an Khors Körper? Konnte sich dieser schneller regenerieren als sein eigener? Jähes Entsetzen überfiel ihn und schnürte ihm die Kehle zu. Er war mit ziemlicher Sicherheit tot. Und wenn die Kaiserin ihm nicht half, würde er das auch bleiben. Nichts, nichts würde das jemals ungeschehen machen.
    Matteo räusperte sich und die Squirre wandten die Köpfe. Eine Gestalt löste sich aus dem Kreis und kam zu ihm herüber. Lith.
    »Du bist mir einfach umgekippt«, sagte sie. »Schon wieder.«
    Matteo verzog die Mundwinkel. »Schätze, das kommt daher, dass ich in einem Leichnam stecke.«
    »Unfug. Du bist quicklebendig. Gewöhn dich dran.« Sie lächelte ihm zu. Ein wenig scheu, wie er fand. »Möchtest du etwas essen?«
    Au ja, bitte ! »Spricht nichts dagegen«, gab er sich kühl.
    An der Feuerstelle machten ihnen die anderen bereitwillig Platz.
    Lith stellte ihm ihre Eltern vor. »Mama, Papa, das ist Matteo, der Lichtpuls. Matteo, meine Mutter Hlanda und mein Vater Ansho.«
    Matteo reichte den beiden nacheinander die Hand und stellte erstaunt fest, dass auch sie Handschuhe trugen. Nicht aus demselben Material wie Liths, aber genauso gefertigt. Fingerlos, nur am Daumen befestigt. Er blickte hoch in zwei freundliche Gesichter. Dunkle Haut, weiße Zähne, grünes Haar. Hlanda hatte ihres zu einem dicken Zopf geflochten, Anshos Kringellocken waren kurz geschnitten.
    Sie trugen Kleidung aus bunt gewebten Stoffen, lange Hemden, Hosen und Kittel, die Matteo ein wenig an Folklore aus einem Afrika-Shop erinnerte. Mehrere Schichten übereinander, denn trotz des Feuers war die Nachtluft kalt. Dagegen war Liths Aufzug als spacig zu bezeichnen. Sie hatte sich einen gelb-rot gestreiften Poncho übergeworfen, der in krassem Gegensatz zu ihrem Punklook stand. Zusammen mit den blauen Schnürstiefeln und den grünen Dreadlocks ergab das ein mehr als farbenfrohes Bild.
    »Geht es dir besser, Matteo?«, fragte Hlanda. »Ich muss mir doch keine Sorgen machen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, geht schon wieder. Der Tag war anstrengend.«
    »Und das sind meine Tante Jun und ihr Freund Cisko«, machte Lith ihn mit den anderen bekannt. »Jun ist schwanger und die beiden werden demnächst heiraten.«
    »Fein, Lith.« Jun grinste und wackelte mit dem Kopf, so dass ihre vielen rasierpinselartigen Zöpfchen im Takt schaukelten. Ihren dicken Bauch hatte sie unter einem fließenden Kaftan verborgen, geräumig wie ein Zelt. »Möchtest du sonst noch etwas über uns ausplaudern? Tu dir keinen Zwang an.«
    Lith streckte ihr die Zunge heraus. »Matteo ist nicht blind, er hätte es sowieso bemerkt.«
    »Ich biete noch ein paar scharfe Details aus unserer Wohnhöhle.«
    »Was, du meinst euer langweiliges Geschnarche? Macht ihr eigentlich

Weitere Kostenlose Bücher