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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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auch was anderes außer Schlafen?«
    »Was glaubst du, wie ich dazu gekommen bin, du Spürniete?« Jun streichelte zärtlich über ihren Bauch und Cisko legte sogleich die Hand über ihre.
    »Spürniete? Ich habe den Lichtpuls in der Splitterwelt gefunden. Das musst du mir erst mal nachmachen.«
    Genau. Wie hatte sie das noch gleich angestellt? »Ähm, ich …«, setzte Matteo an, doch es ging in Juns Entgegnung unter. Hlanda legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Denk dir nichts dabei«, beruhigte sie mit einem Augenzwinkern. »Die zwei necken sich gern. Schluss mit dem Gezanke, Lith.«
    Jun und Lith akzeptierten das Machtwort anstandslos.
    Hlanda schöpfte aus dem Kessel über dem Feuer zwei Kellen dickflüssiger Brühe in eine Schale und drückte sie Matteo zusammen mit einem Holzlöffel in die Hand.
    »Du hast bestimmt Hunger«, sagte sie. »Lass es dir schmecken.«
    Misstrauisch begutachtete Matteo die braune Pampe: ein Eintopf aus Fleisch und Gemüse. Karotten? So widerlich er aussah, sein Duft war verführerisch und der Hunger zu groß. Er überwand sich und kostete.
    »Sehr gut«, meinte er, bemüht, seine Überraschung zu verbergen.
    Während er aß, führten die Squirre ihre Unterhaltung ganz unbefangen fort, als wäre Matteo ein Mitglied der Familie. Er hörte nicht wirklich zu, da es sich um Belanglosigkeiten handelte: die Jagd und Ciskos neuen Bogen, die Beratungen des Ältestenrates, der einige wichtige Entscheidungen zu treffen hatte, und Juns bevorstehende Geburt. Zwillinge sollten es werden, ziemlich sicher sogar, und Matteo fragte sich, woher sie das so genau wussten. Ohne Ultraschallgerät. In Windeseile schaufelte er die Schüssel leer, bekam noch einen Nachschlag und danach einen weiteren.
    »Na, du kannst ja Unmengen essen«, stellte Lith fest.
    »Normalerweise esse ich gar nicht so viel«, sagte Matteo. »Aber zurzeit fühle ich mich irgendwie ausgehungert.«
    »Kein Wunder«, murmelte Ansho.
    Das darauffolgende Schweigen brannte auf Matteos Haut. Wie viel wussten Liths Eltern? Hatte sie ihnen von dem Körpertausch erzählt? Vorhin hatte sie das Wort Lichtpuls erwähnt, also war anzunehmen, dass sie zumindest darüber informiert waren.
    »Hat Lith dir über die Squirre berichtet, Matteo?«, fragte Hlanda.
    »Nein. Sie ist nicht gerade freigiebig mit Auskünften.«
    »Wann, bitte schön, war denn Zeit für so etwas?«, verteidigte sich Lith. »Wir waren den ganzen Tag unterwegs.«
    Matteo seufzte. »Eine typische Lith-Antwort. So geht es mir andauernd. Ich frage und sie windet sich wie eine Schlange. Wenn sie mich nicht gerade schlägt.«
    »Wer ist in Shinjossa auf mich losgegangen?«, entrüstete sich Lith. »Du bist nicht besser …«
    »Lith!«, ermahnte Hlanda ihre Tochter und diese klappte den Mund zu.
    »Nun, Matteo«, sagte Ansho, »dann werden wir dich einweihen. Die Squirre sind ein friedliches Volk. Unsere ursprüngliche Heimat war die Halbinsel Hederra, tief unten im Süden von Jandur. Über die Jahrhunderte gewannen die Quellbrüder immer mehr Macht und Einfluss und ihr Interesse an unseren Fähigkeiten stieg.«
    »Quellbrüder?«, wiederholte Matteo irritiert.
    »Die Heilige Bruderschaft des Quell. Darüber weißt du also auch nichts?«
    Als Matteo verneinte, fuhr Ansho fort: »Hier in Jandur glauben die Menschen an den Quell des Lebens. Eine universelle Energie, die alles Lebendige – Menschen, Tiere und Pflanzen – auf der Erde speist. Die Quellbrüder empfangen die Gläubigen in den Tempeln zum Gebet und dort erhalten diese die Segnung: einen Tropfen reinsten Quells auf die Stirn. Er soll ihren Glauben bestärken, sie reinigen und ihnen Lebenskraft geben.«
    »Klingt wie unsere Religion und die Kirche.«
    »Ihr habt einen ähnlichen Glauben in der Splitterwelt?«
    »Na ja, bei uns sind viele Menschen Christen. Sie glauben an Gott und seinen Sohn, Jesus Christus. Man geht in die Kirche, um zu beten, und eine Segnung bekommt man auch.«
    »Und glauben denn alle Menschen an diesen Jesus Christus?«
    »Nicht alle. Manche glauben an gar nichts. Und dann gibt es noch viele andere Religionen, wie zum Beispiel Judentum, Islam oder Buddhismus.«
    »Was besagen sie?«
    »Puh …« Wie sollte er die Weltreligionen auf eine Kurzfassung reduzieren? Noch dazu, wo er sich kaum damit beschäftigt hatte? Seine Eltern waren schon vor Jahren aus der Kirche ausgetreten. Seither hatte Matteo den Religionsunterricht nicht mehr besuchen müssen. »Jede Religion hat ihren Begründer – Jesus,

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