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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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keine Antwort und er starrte weiter nach vorn. Dorthin, wo sein Puls eine Verbindung geschaffen hatte, zwischen seinen Gedanken und dem Gehirn der Echse. Grün glitzernde Energiestränge spannten sich von seinem Bauch zu ihrem Kopf. Als hätte er ein Kabel angesteckt.
    Es fühlte sich mehr als eigenartig an. Da war so ein Fließen, ein Prickeln, das aus seinem Inneren kam, zum Glück kein Schmerz mehr. Aber es kostete ihn Kraft, die Verbindung zu halten. Er spürte, wie sich die Müdigkeit immer mehr ausbreitete. Wie sie seine Glieder schwer werden ließ und Dunkelheit über sein Denken stülpte.
    Außerdem spürte er sie. Lith. Ihre Arme an seiner Hüfte, ihre Körperwärme an seinem Rücken, ihren Atem an seinem Nacken.
    Sie war am Leben und er war froh. So unsagbar froh.
    »Lith? Wohin soll ich fliegen?«
    »Du hast mich gerettet.«
    »Ja.«
    Zittern überfiel sie. Auch das spürte er.
    »Besser, du hättest es nicht getan.«
    »Spinnst du? Ich brauche dich doch.«
    Sie lachte leise. »Nein, tust du nicht. Du bist der Lichtpuls. Und ich … ich bin nicht gut für dich.«

Acht
    Sie flogen durch bis zum Abend. Immer nach Osten , hatte Lith gesagt. Doch wo lag das?
    Als sie den Regen hinter sich gelassen hatten, wurde es einfacher, sich zu orientieren. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolken, vertrieb auch die letzten grauen Schleier und heizte mit aller Kraft vom Himmel. Heiß und trocken blies ihnen der Wind um die Ohren. Unfassbar, dass sie gerade eben der Hölle des Gewitters entronnen waren!
    Das Landschaftsbild veränderte sich. Erst wurde der Wald lichter, als hätte jemand die Bäume herausgepflückt, hellbraune Flecken besprenkelten das Grün, vermehrten sich, bis nur noch vereinzelte Wipfel zu sehen waren. Unter ihnen schwamm goldbrauner Sand, durchsetzt von schlanken Felstürmen, die wie Finger nach oben ragten – die Zhéra, wie Lith erklärte, eine wüstenartige Ebene.
    »Das ist nicht so gut«, meinte sie. »Wir sind viel zu weit südlich. Du musst nach Nordosten fliegen.«
    »Ich kann aber nicht mehr«, stöhnte Matteo. Er war todmüde, eine dumpfe Leere belagerte seinen Kopf, nur ein einziges Wort klopfte in gleichbleibendem Takt: vorwärts . Er wusste, wenn es verstummte, würde der Schlangenläufer wie ein Stein zu Boden sacken. Längst lief sein Motor auf Reserve, zwei Passagiere zu tragen, zehrte an seinen Kräften. »Wir müssen landen, wir müssen …«
    »Da!« Sie deutete nach vorn. »Lande dort.«
    Weiße Würfel mit schwarzen quadratischen Löchern drängten sich an eine Felskette: Häuser.
    Matteo kamen beinahe die Tränen. Er brachte die Echse nach unten, knapp über dem Boden setzte ihr Flügelschlag auf einmal aus und sie machte eine regelrechte Bruchlandung.
    Es war, als würde der Stoß Matteo bis ins Hirn fahren. Gleichzeitig hörte er auf zu wollen, sein Puls zog sich ganz von selbst in seinen Bauch zurück. Der Schmerz war kurz, aber scharf, als triebe jemand ein Schwert in seinen Körper. Er schrie auf, dann war es vorbei, und er rollte vom Schlangenläufer herunter.
    Schwer atmend blieb er im Sand liegen und suchte nach dem letzten bisschen Kraft, das da ja noch irgendwo sein musste. Das ihm helfen würde aufzustehen. Er fand nichts, seine Arme waren schwer wie Beton und durch seine Beine lief noch nicht einmal ein Zucken.
    Lith hockte neben ihm, hatte nach seiner Hand gegriffen, gab keinen Ton von sich.
    Jemand knipste sein Denken aus wie eine Lampe und er schlief ein.
    Beißende Kälte weckte Matteo. Der Nachthimmel war sternenklar und er erinnerte sich gehört zu haben, dass schon Leute in der Wüste erfroren waren.
    »Lith«, murmelte er, als er sie neben sich spürte. Er quälte sich auf die Knie.
    Sie hatte sich wie ein Kätzchen zusammengerollt, Mondlicht streichelte ihre Züge, ihre Lippen zuckten im Schlaf. Was sie wohl träumte?
    Matteo sah sich um, der Schlangenläufer war nirgends zu sehen. Na bravo! Hatte er sich auf der Suche nach Nahrung davongemacht? Was für ein Segen, dass er sich nicht mit dem Naheliegenden begnügt und seine Fluggäste vertilgt hatte.
    »Lith.« Er zitterte jetzt am ganzen Körper. Sie mussten irgendwo Unterschlupf suchen. »Lith, wach auf!«
    »Veloy?«
    Matteo konnte sich den Stich in seiner Brust nicht erklären. »Nein, ich bin’s, Matteo.«
    Sie stützte sich auf. »Mir ist so kalt.«
    »Ja, wir müssen in ein Haus. Vielleicht lässt uns jemand rein.«
    »Hier wohnt keiner mehr.«
    »Was?«
    »Der Ort ist verlassen, schon lange. Die

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