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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Zelte, die Ausbeute war mager: eine Kante Brot, ein Trinkschlauch (das war in jedem Fall ein Gewinn) und eine Wurfscheibe. Unsicher drehte Matteo sie in den Händen. Vielleicht wie ein Frisbee?
    Er konnte seine Überlegungen nicht zu Ende bringen.
    »Na, wen haben wir denn da?« Ein Glatzkopf in grauer Uniform füllte den Zelteingang, ein Koloss von einem Mann, bis an die Zähne bewaffnet. Blutflecke zierten seine Jacke, das gezückte Schwert glänzte klebrig rot. Seine Lippen verzogen sich zu einem boshaften Grinsen. »Wenn das nicht der junge Lord ist. Und ich dachte, Ihr wäret tot.«
    Lith sog scharf die Luft ein, Matteo stand da wie versteinert und musterte die Vielzahl an grausamen Waffen am Gürtel des Soldaten. Neben einem Morgenstern und einer Streitaxt fanden sich da zwei Wurfscheiben, eine Peitsche und ein Dolch, alle blutbeschmiert. Quer über der Brust hing ein Gurt – die Schwertscheide.
    Der Mann streifte Lith mit einem Blick. »Und eine Squirra. Was mache ich denn jetzt mit euch zwei Hübschen? Ihre Majestät wird hocherfreut sein zu erfahren, dass Ihr am Leben seid, Khor. Da bekommt dieser Krieg doch gleich wieder eine interessante Note, nicht wahr?«
    Matteos Hand machte sich selbstständig, er holte aus und warf. Tatsächlich gab die Wurfscheibe ein schönes Frisbee ab, aber der Soldat fischte sie mit einem Griff aus der Luft.
    »Na, na«, sagte er mit mahnendem Kopfschütteln, »wer wird denn so dumme Ideen haben? Mich mit einem Chakram anzugreifen. Miserabler Wurf übrigens, von Euch hatte ich mir Besseres erwartet.«
    »Eigentlich waren wir auf dem Weg zur Kaiserin«, erklärte Lith hastig und blickte den Soldaten beschwörend an.
    Er lachte schallend. »Um euch zu stellen? Oder hat der junge Lord neuerdings die Seiten gewechselt?«
    Matteo begriff. Für diesen Mann waren sie Feinde und gehörten zu Nador. Sie mussten ihn vom Gegenteil überzeugen, wenn sie heil aus der Sache herauskommen wollten.
    »Das habe ich«, bestätigte er. »Wir wollten zu Kaiserin Dylora, wurden aber gefangen genommen.«
    »Wer sagt mir, dass Ihr nicht lügt?«
    »Würde ich dann hier in einem Zelt stehen und mit Ihnen reden? Unbewaffnet? Wäre ich sonst nicht an der Seite meines Vaters und würde Dyloras Truppen niedermetzeln?«
    »Von Niedermetzeln kann keine Rede sein«, spottete der Glatzkopf. »Wir haben längst die Oberhand über diese schwächliche Kompanie.«
    Matteo schluckte unmerklich. Der Gedanke, dass Nador verletzt oder gar tot sein könnte, war entsetzlich. Überraschend entsetzlich.
    »Ich weiß nicht, was Ihr im Schilde führt, Khor. Ihr seid schlau und hinterlistig und gerade eben habt Ihr mich angegriffen. Ich sollte Euch töten, aber die Kaiserin will Euch lebend, also werde ich Euch mitnehmen.« Er richtete das Schwert auf Lith. »Da drüben, Squirra. Die Seile. Hol sie her. Und keine Dummheiten.«
    Lith hinkte hinüber und bückte sich nach den Seilen, die neben einer Truhe auf dem Boden lagen.
    »Mach schneller! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Sie ist verletzt«, sagte Matteo. »Sie kann nicht schneller.«
    Das Schwert legte sich an seinen Hals. »Sie wird können, wenn sie erst Eure Schreie hört. Glaubt Ihr etwa, ich merke nicht, wie sie Euch ansieht? Schändlich so was. Eine Squirra und der Sohn des Lords.« Er spuckte auf den Boden.
    Matteo schloss die Augen. Die Klinge ritzte in seine Haut, das Blut lief ihm in einem warmen Rinnsal in seinen Kragen. Er spürte das Brennen kaum, denn das, was sich ein Stück weiter unten in seinem Bauch abspielte, war zu gewaltig. Kein anderer Schmerz hatte daneben Platz. Er fühlte, wie sich sein Puls aus seinem Körper zu lösen begann. Gleich würde er herausschießen und …
    Nein! Nicht jetzt. Er würde die Kontrolle verlieren, wenn es geschah. Der Soldat war zu allem fähig. Womöglich schlug er einfach zu. Enthauptete ihn oder stieß ihm das Schwert ins Herz. Ich gehe davon aus, dass du es noch nicht willentlich steuern kannst, hatte Nador gesagt. Dann würde er es eben lernen müssen. Und zwar sofort.
    »Arme auf den Rücken«, forderte der Soldat jetzt. »Und dann fesselst du ihn.«
    Matteo sah auf. Lith war neben ihm, in ihren Augen las er Verwirrung. Sie musste erkannt haben, dass etwas nicht stimmte. Er hörte sich keuchen. Durch seinen Bauch zogen heiße Wogen – eine Energie, die nur darauf wartete, endlich freigelassen zu werden. Er konnte kaum die Arme heben, aber Lith fasste nach seinen Händen und zog sie nach hinten. Sie schlang

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