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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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verletzlich, ganz anders als die Lith, die er bisher kennengelernt hatte.
    Er schluckte trocken. Durch seinen Bauch schwappte eine warme Welle. All der Ärger über sie wurde einfach weggespült. In diesem Augenblick hätte er alles für sie getan. Alles.
    Dann sah er die Kabel.
    Weiße Kabel.
    »Mein iPod!«, schrie er und sprang auf.
    Lith schoss ebenfalls hoch, ihre Bluse an die Brust gepresst. Sie riss sich die Stöpsel aus den Ohren.
    »Bleib ja weg«, zischte sie. »Und dreh dich um.«
    Wutentbrannt drehte sich Matteo um. »Du hast meinen iPod hier? Hier? Hast du sie noch alle?« Das war unfassbar! Einfach unfassbar!
    »Nun reg dich mal nicht so auf.«
    Er hörte, wie sie sich anzog. »Gib ihn sofort zurück! Sofort!«
    »Jaja, schon gut, da hast du das Ding.«
    Der iPod kam durch die Luft gesaust, traf ihn am Hinterkopf – »Au, verdammt!« – und blieb im Gras liegen. Neben dem Schwert.
    Für einen Moment stand er wie gelähmt. Der iPod. Das Schwert. Symbole zweier Welten. So nah und doch so unendlich weit voneinander entfernt. Ungläubig griff er hinunter, drehte den iPod in den Händen wie man einen Brief von einem Totgeglaubten betrachtet. Sein Zorn war verraucht, stattdessen wollten Tränen aufsteigen.
    Lith hatte die Kabel fein säuberlich aufgewickelt und sogar die Tastensperre eingeschaltet. Sie musste sich eingehend damit beschäftigt haben. Wann?
    Der iPod sah aus, als hätte er auf dem Griller gelegen. Das Gehäuse war in sich geschmolzen und verzogen, die Kopfhörer ließen sich nicht mehr abziehen. Gerade eben hatte Lith noch Musik gehört. Oder? Aber das war nicht möglich. Der iPod konnte nicht mehr funktionieren – das Flusswasser, der Akku!
    Matteo entriegelte die Tastatur und drückte auf Play . Das Display flammte rot-schwarz auf: Unheilig – Für immer. Sie hatte die Endlosschleife eingestellt. Der Akku war voll.
    Die Übelkeit bahnte sich ihren Weg nach oben. Er würgte sie hinunter. Was war hier los?
    Lith trat neben ihn. »Beruhigt?«
    »Er funktioniert.«
    »Äh, ja«, sagte sie gedehnt.
    »Aber wieso? Du warst im Fluss, er müsste kaputt sein.«
    »Ist er aber nicht.«
    »Wo hattest du ihn?«
    »In meiner Hosentasche.« Sie klopfte auf ihre Gesäßtasche, öffnete für ihn den Knopf, zog den Reißverschluss auf. »Hier drinnen, siehst du.«
    »Das gibt’s nicht. Die ist aus Latex. Oder ist das wasserdicht?«
    »Pff«, machte sie und verdrehte die Augen.
    »Wie kommst du überhaupt dazu, ihn mitzunehmen? Er gehört mir, verstehst du, was das heißt? Man nimmt sich nicht einfach fremde Sachen!«
    »Meine Güte, jetzt mach nicht so ein Theater! Mir hat eben die Musik gefallen. Ich hätte ihn dir schon wiedergegeben.«
    »Ja? Wann denn, wenn ich fragen darf?« Matteo tigerte vor ihr auf und ab. Der Akku … der Akku … »Das kann nicht sein. Wie lange hörst du schon?«
    »Was, jetzt? Hatte gerade begonnen.«
    »Nein, überhaupt. Wie lange?«
    »Was weiß ich denn«, knurrte sie händeringend. »Immer wieder mal, zwischendurch. Wenn ich nicht gerade am Ertrinken war. Oder an einen Pfahl gefesselt …«
    »Gibt’s nicht. Das gibt’s einfach nicht!«
    »Würdest du mit bitte endlich erklären, was es nicht gibt?«
    »Der iPod hat einen Akku!«, rief er. »Da sitzt kein kleines Männchen drinnen und singt! Irgendwann ist der Akku leer, aufgebraucht. Das ist so, als würdest du … nicht essen. Am Ende bist du tot. Klar?«
    »Aha.«
    »Ja, und laut Anzeige ist der Akku voll. Wie kann das sein?«
    »Die Weltenspirale vielleicht«, mutmaßte Lith.
    »Die Weltenspirale!« Matteo schnippte mit den Fingern. »Das ist es! Da müssen unglaubliche Energien durchschießen. Die Spirale muss ihn aufgeladen haben. Vielleicht für immer. Wahnsinn – ich habe einen getunten iPod!«
    »Schön für dich. War’s das? Ausbruch beendet?«
    »Du verstehst das nicht«, flüsterte Matteo und unterdrückte abermals die Tränen, »du verstehst gar nichts. Das ist nicht irgendwas. Der iPod ist ein Teil meiner Welt. Die ich vielleicht nie wiedersehe.«

Dreizehn
    Sie waren erneut Richtung Nordosten aufgebrochen. Eine Weile hatten sie sich darüber gezankt, wer die Bandage notwendiger brauchte – sie oder er. Dann hatte ihr Matteo den Verband mit den Worten »Das dreckige Zeug kann es nur schlimmer machen« entrissen und sich auffordernd zu ihren Füßen auf den Boden gesetzt. Seufzend hatte sie sich gefügt und er hatte ihren Knöchel sorgfältig bandagiert.
    Die Barcas waren erholt und ganz bestimmt satt

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