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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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merkt, dass ich nicht Khor bin? Dass ich – und das kostete ihn ein Grinsen – so was wie ein Klon bin? Wow, ich habe jetzt zwei Väter. Falls Nador überhaupt noch lebt. Ich könnte hin- und herjetten. Da würde Brizio schön schauen. Aber bestimmt kriegt er es gar nicht mit. Was erzähle ich den Eltern bloß über meinen Soplex? Nach genau einem Titel schlief er ein.
    Am nächsten Morgen machte Lith die beiden Barcas zum Abritt fertig, während Matteo den Trinkschlauch am Brunnen hinter dem Haus anfüllte. Was das betraf, waren sie ein eingespieltes Team. Solange sie nicht miteinander reden mussten. Solange er nicht zu unbequeme Fragen stellte und sich Lith keine Ausreden einfallen lassen musste. Solange nicht plötzlich das Unheil über sie hereinbrach …
    »Eine Squirra! So ein Glück aber auch!«
    Entsetzt starrte Matteo auf den winzigen Mann, der Lith mit dem Schwert vor sich hertrieb. Wer war das nun schon wieder? Und vor allem: Was war er? Ein Zwerg?
    Er war knapp einen Meter groß. Ein breitkrempiger Hut beschattete sein Gesicht und um seinen Mund wucherte ein graues Bartgewirr, das ihm bis auf die Brust reichte. In seiner olivgrünen Montur und den klobigen Stiefeln sah er wie ein Jäger im Miniaturformat aus.
    Matteo wich hinter die Hausecke zurück. Der Zwerg hatte ihn nicht bemerkt. Hatte er sich denn keine Gedanken darüber gemacht, wem das zweite Barca gehörte?
    »Eine Squirra!«, wiederholte er freudestrahlend. »Du bringst mir einen Haufen Geld ein.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht«, gab Lith zurück. Sie war an den Händen gefesselt und um ihren Hals lief eine Schlinge, die sich bei Gegenwehr festziehen würde. Ziemlich schlau. Lith wirkte nicht sonderlich eingeschüchtert und sie sprach betont laut. Um ihn zu warnen, vermutete Matteo. »Menschenhandel ist verboten.«
    »Offiziell schon. Doch die Bruderschaft fragt nicht danach. Rauf auf das Barca, aber schnell.«
    Lith hob ihre Hände. »Und was meinst du, wie ich damit aufsteigen soll?«
    »Das schaffst du schon. Los, rauf mit dir, bevor ich ungemütlich werde.« Er zupfte an der Halsleine und Lith stöhnte auf.
    Matteos Gedanken rasten mit seinem Herzschlag um die Wette. Was sollte er tun? Hinlaufen und den Zwerg angreifen? Er hatte nur das Messer, sein Gegner ein Schwert, und es war nicht abzuschätzen, wie gut er damit umgehen konnte. Wenn der Zwerg ihm den Rücken zuwandte, konnte er ihn vielleicht niederschlagen.
    Hastig schaute Matteo sich um. Wo war ein Stein? Nein, besser ein Holzprügel. Natürlich war nichts dergleichen in Greifweite, die Holzscheite lagerten an der Rückseite des Hauses.
    Lith hievte sich schwerfällig auf das Barca und schimpfte dabei lautstark vor sich hin.
    »Halt’s Maul«, fauchte der Zwerg. »Wo ist dein Begleiter?«
    »Tja«, Lith grinste frech, »das wurmt dich jetzt, was? Such ihn doch!«
    »Blöd werd ich sein und dich allein lassen. Damit du mir entwischst? Sicher nicht. Soll er bleiben, wo die Sumpfschlange wohnt! Wird schon seinen Grund haben, warum er dir nicht zu Hilfe kommt.«
    Der Zwerg machte keine Anstalten selbst aufzusteigen, er fasste nach den Zügeln der beiden Barcas und marschierte los.
    Mist! , fluchte Matteo innerlich. Die Gelegenheit war vorbei und was viel schlimmer war: Ohne Barca saß er hier fest. Denk nach, denk nach!
    Der Zwerg war wohl kaum zu Fuß unterwegs gewesen, er musste ein eigenes Reittier haben. Aber wo?
    Matteo rannte um das Haus herum bis zur Straße und staunte nicht schlecht.
    In gut zwanzig Metern Entfernung war ein eigentümliches Gefährt abgestellt. Ein Wohnwagen, aus Holz gezimmert und blau lackiert, mit einem gewölbten Dach. Vorgespannt waren zwei riesige Vögel, von denen einer gemütlich auf der Straße hockte und sein Schläfchen hielt. Sie trugen ein Brustgeschirr und Lederhauben über den Köpfen.
    Waren das etwa Strauße? Der Größe nach zur urteilen ja, ihr Gefieder allerdings war rosa wie das von Flamingos und ihre langen, kräftigen Beine waren knallrot.
    Unmengen an Gerätschaften hingen von Ketten und Seilen an den Seitenwänden des Wagens herab: Kessel, Eimer, Werkzeug und Waffen. Sie mussten einen Heidenlärm beim Fahren machen.
    Wir Idioten hätten besser Wache halten sollen, anstatt Musik zu hören, ärgerte sich Matteo. Offenbar war der Zwerg bereits am Abend im Dorf eingetroffen und hatte hier übernachtet.
    Was nun? Sollte er sich auf dem Wagen verstecken? Und wenn der Zwerg ihn entdeckte? Schon hörte Matteo die Hufe der Barcas

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