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Der Puppen-Galgen

Der Puppen-Galgen

Titel: Der Puppen-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein Geräusch hörte, das ihr überhaupt nicht gefiel.
    Es war in ihrem Rücken aufgeklungen.
    Ein hartes Knacken oder Brechen!
    Wie bei einem Genickbruch!
    Die Detektivin blieb hocken. Ihr wurde kalt. Eiskalt.
    Hinter ihren Schläfen hämmerte es. Das Blut war in Wallung geraten, und sie stöhnte beim Atmen leise auf.
    Langsam drehte sich Jane um. Immer darauf lauernd, daß sich das häßliche Geräusch wiederholte. Es passierte nicht.
    Jane schaute durch das Zimmer, auch über den Tisch mit den vier Stühlen hinweg, der seinen Platz in der Mitte des Raumes gefunden hatte, und sie sah auch den offenen Durchgang hin zur Diele.
    Da war nichts.
    Sie entdeckte keine Veränderung. Soweit sich Jane erinnern konnte, saßen die Puppen auf ihren Plätzen. Keine war vom Sessel oder von einer Kommode gefallen, sie alle hatten ihre festen Standorte eingenommen. Und wie hätten sie auch verschwinden oder sich bewegen sollen? Es waren ja Puppen!
    Jane Collins wartete noch, weil sie erkennen wollte, ob sich da noch etwas tat.
    Nein, es passierte nichts.
    Sie atmete tief durch.
    Dann drehte sie sich wieder um, weil sie sich um die beiden Puppen auf der Kommode kümmern wollte. Geschwister mit den verzerrten Lippen.
    Sie waren auch jetzt noch vorhanden, und doch hatte sich etwas verändert, als Jane in die starren Gesichter schaute.
    Sie vereiste nicht, aber der Schreck fuhr ihr schon durch die Glieder, denn aus den kleinen Öffnungen an den Mundseiten war eine dunkle Flüssigkeit geronnen.
    Blut!
    ***
    An etwas anderes konnte die Detektivin nicht denken. Das mußte Blut sein, auch wenn seine Oberfläche wie Öl schimmerte. Für sie kam einzig und allein Blut infrage. Wenn das stimmte, dann mußten die Körper der Puppen mit Blut gefüllt sein. Und dieses Blut hatte sich in Bewegung gesetzt, war bis in die Kehle gedrungen und hatte danach seinen Weg durch die Öffnung gefunden. Bis zum Kinn hin waren die Blutspuren deutlich zu erkennen.
    Jane Collins stieß die Luft zischend aus. Sie hatte sich wieder etwas beruhigt, auch wenn sie noch nicht ganz okay war. Das würde noch kommen.
    Das Blut lockte sie. Es war wie ein Magnet. Sie wollte es genau wissen, deshalb tupfte sie auch mit der Spitze des rechten Zeigefingers in den schmalen Streifen, zog die Hand wieder zurück und besah sich die Flüssigkeit. Sie hatte das Aussehen von Gelee angenommen und fühlte sich auch so an!
    Jane Collins schüttelte sich. Gefallen konnte ihr das nicht.
    Jane schüttelte sich erneut, als sie an dem ›Gelee‹ roch. Es war widerlich. Es stank. Aber wonach?
    Nach altem, süßem, fauligem Etwas. Es schien sich zu zersetzen. Aber Jane war nicht in der Lage, dies nachzuvollziehen. Das Blut war einfach widerlich. Und sie konnte sich auch kaum vorstellen, daß die Puppe von den kleinen Füßen bis hin zum Kopf damit gefüllt war.
    Wer hätte so etwas tun sollen? Und warum? Warum füllte man Puppen mit altem Blut? Sie erinnerte sich wieder an das Geräusch. Dabei kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Waren die Puppen etwa mit Blut gefüllt worden, um sie zu ›lebenden‹ Wesen zu machen? Die Vorstellung trieb ihr den Schweiß aus den Poren. Lebende Puppen!
    Wesen, die sich bewegten wie Menschen, die handelten, die auch Böses tun konnten.
    Jane wußte, daß ihre Ahnungen sie nicht getrogen hatten. In diesem verdammten Haus war einiges verkehrt. Hier herrschte ein Fluidum des Grauens, mit dem sie zunächst einmal zurechtkommen mußte. Noch hatte sie den Beweis für die lebenden Puppen nicht bekommen, aber sie beschäftigte sich gedanklich damit.
    Ohne noch lange zu überlegen, nahm sie die Mädchenpuppe von der Kommode weg. Jane hielt sie mit der linken Hand fest. Den Arm hatte sie ausgestreckt, und ihre Augen tasteten den Körper dieses Wesens Stück für Stück ab.
    Sie suchte nach einem Hinweis, der ihre Theorie bestätigte.
    Einen direkten erhielt sie nicht, dafür fiel ihr aber etwas anderes auf. In dem Puppenkörper mußte sich eine Wärmezone gebildet haben. Sie war so stark, daß sie auch durch die Kleidung drang und Janes Hand erreichte.
    Leben in der Puppe?
    Heißes Blut?
    Die Fragen stellten sich ihr automatisch, und plötzlich überkam Jane eine wilde Idee. Sie haßte die Puppen hier, und es fiel ihr nicht schwer, diese Idee in die Tat umzusetzen. Zuvor trat sie einen kleinen Schritt zurück, dabei hob sie den rechten Arm und wuchtete die Puppe zu Boden. Das kleine Gebilde klatschte auf, sie hörte den Aufprall – und sah, wie die Puppe

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